Kapitel 10

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Amara
00:59Uhr

Wir lachen den ganzen Abend lang über die verschiedensten Themen. Es macht Spaß sich mal wieder richtig mit ihr zu unterhalten und meinen Job und die Probleme daheim zu vergessen.

"Und Miguel? Hat er schon geheiratet?", frage ich räuspernd und nehme einen großen Schluck Wein, um mich auf eine enttäuschende Antwort vorzubereiten.

"Mein Bruder? Nein! Vater drängt ihn jedes Mal, aber Miguel ist meilenweit von einer Verlobung entfernt. Er hat so ein Dummchen zu Hause sitzen, aber von der will er nichts außer Sex. Das hat er mir heute noch gesagt.", lacht sie laut.

Mein Herz stoppt.
"Heute noch gesagt?"

"Ja, als wir hier hin gefahren sind, da-"

Sie unterbricht sich selber.
"Entschuldige, ich hätte es dir sagen sollen, aber ich wusste nicht ob du dann noch kommen würdest.", erklärt sie sich.

Ich stelle das Weinglas zurück auf den Tisch.
"Nein, nein. Mach dir keine Sorgen, letztendlich entscheidest du wen du einlädst. Ich habe nur nicht damit gerechnet, dass er wirklich kommt.", gestehe ich und wende meinen Blick ab, weil sie mich so mitleidig ansieht.

Wie bin ich auf den Gedanken gekommen, dass er nicht anwesend sein wird? Sein bester Kumpel heiratet seine Schwester, warum also sollte er nicht hier her kommen?

"Ich muss dir noch etwas sagen.", beginnt Sofia.

Abwartend sehe ich sie an.

"Es weiß keiner, dass du kommst. Ich habe es weder mit Xavier abgesprochen, noch habe ich es Miguel gesagt.", flüstert sie.

Ich nicke.
"War wahrscheinlich besser so, sonst wäre er wirklich nicht gekommen.", zwinge ich mir ein Lächeln auf.
Mir ist unfassbar schlecht und ich weiß genau, dass es nicht von dem vielen Wein ist, den ich getrunken habe.

"Er empfindet noch immer was für dich, Amara."

"Er hat mich betrogen, Sofia.", knurre ich und umfasse den Stil des Weinglases fester.
Wie kann er überhaupt noch meinen Namen in den Mund nehmen und über seine Gefühle sprechen, wenn er mich so unfassbar verletzt hat?

"Empfindest du denn gar nichts mehr für ihn?", stellt sie mir eine unangenehme Frage.

"Doch, ich empfinde etwas für ihn.", nicke ich bestätigend.

Sie schaut mich hoffnungsvoll an und nippt abwartend an ihrem Martini.

"Hass.", knurre ich wütend und hole mein Portemonnaie aus der kleinen Taschen. Es ist gleich kurz nach 1 Uhr nachts und es wird Zeit, dass wir ins Bett kommen. Schließlich muss ich morgen früh noch arbeiten und joggen wollte ich auch noch.

"Tut mir Leid, ich wollte keine alten Wunden aufreißen, aber du hast ihm so gut getan, Amara. Seitdem du weg bist, versinkt er wieder in Arbeit und kommt kaum noch aus seinem Büro. Und wenn, dann nur um Jemandem eine unfreundlichen Besuch abzustatten. Wenn du weißt, was ich meine.", erklärt sie mir.

Natürlich weiß ich, was sie meint.
Er geht nur raus, um Leute abzuknallen, wobei mich wundert, dass er das nach all den Jahren immer noch selber tut. Vermutlich traut er seinen Leuten sowas einfach nicht zu.

"Dann hätte er seinen Schwanz nicht in den Mund dieser Schlampe stecken dürfen.", fauche ich und lege dem Kellner 3000 Pesos auf den Tisch.

"Hey, ich bezahle.", beschwert sich Sofia, doch ich schicke den Kellner schon weg.

"Wird er mich morgen abknallen, wenn ich auf deiner Hochzeit auflaufe?", frage ich sie angespannt und packe meine Sachen.

"Ich habe keine Ahnung, wie er reagieren wird.", beichtet sie mir.

Oh meine Liebe, ich weiß genau wie er reagieren wird. Er wird überlegen, ob er mich direkt vor deinen Augen erschießt oder ob er es sich für später aufhebt und mich dann in einer dunklen Ecke abknallt.

"Wir werden sehen.", spreche ich etwas anderes aus, als das, was ich denke.

Ich muss ihr hier nicht erklären, was passieren wird. Vermutlich ist sie schon nervös genug, da brauche ich sie nicht noch mehr verunsichern.

"Er wird dir nichts tun.", versucht sie mir einzureden, obwohl ich glaube, dass sie eher sich damit beruhigen will.

"Der Wein war lecker.", wechsel ich das Thema und erhebe mich vom Stuhl.

"Morgen frühstücke ich dann besser alleine.", stelle ich fest und hake mich bei Sofia unter. Wir laufen schlendernd über den weichen Sand und ich beobachte den Mond in der Ferne am Horizont.

"Besser wird es sein, tut mir Leid.", flüstert sie.

Ich winke ab.
"Das muss dir nicht Leid tun."

"Ich wollte dich so gerne dabei haben und jetzt bist du trotzdem immer außen vor."

"Ich bin froh, dass ich hier bin und bei der Trauung dabei sein kann. Alles andere ist unwichtig.", beruhige ich ihr Gewissen.
Ich hatte es mir sowieso nicht anders ausgemalt.

Das Zusammentreffen rückt immer näher🤓

La Reina de MexicoWhere stories live. Discover now