- Kapitel 44 -

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Miguel

17:37 Uhr

Die Badezimmertür steht einen Spalt offen. Trotzdem klopfe ich erst, bevor ich eintrete.

"Seit wann klopfst du?", kichert Amara, während sie ihr Gesicht eincremt.

"Was ist los gewesen?", übergehe ich ihre Frage und schließe die Tür hinter mir, um mich dagegen zu lehnen.

"Nichts. Weiß auch nicht, was los war. Aber du hast mir nicht weh getan, wenn es das ist, was dich beschäftigt.", beteuert sie und wäscht sich ihre Hände.

"Ich will nicht nur wissen, ob ich dir weh getan habe. Ich will alles wissen.", mache ich ihr klar, dass ich Stunden hier stehen würde, bis sie mir verrät, warum sie geweint hat.

Seufzend fährt sie sich durchs Gesicht.
"Ich wollte das nicht.", beginnt sie.

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen, weil ich nicht verstehe, was sie mir sagen will. Was wollte sie nicht? Elya erschießen? Oder ein Kartell führen?

"Ich hab gedacht, dass ich dich und dein Kartell einfach vernichten könnte. Dass du mir nie wieder zu nah kommst und ich mich an dir räche.", fährt sie fort.

Ihre Worte sind hart, aber nicht neu für mich. Ich wusste das und ich kannte natürlich ihre Einstellung mir gegenüber.

"Und wo ist das Problem? Das du es nicht über dein Herz bringst und hier mit mir stehst, oder worum geht es dir?", hake ich nach und mustere sie.
Amara hat sich auf dem Waschbecken abgestützt und starrt nach unten.

Dann schüttelt sie den Kopf.
"Nein. Das Problem ist, dass ich vorhin gemerkt habe, dass ich dich immer noch liebe.", haucht sie.

"Und wir vermutlich wieder am Anfang stehen. Du wirst das wieder ausnutzen und mit mir spielen, damit ich dir ein Nutzen bin. Und wenn ich dir kein Nutzen mehr bin, lässt du mich einfach fallen. So wird es doch sein, oder nicht?", flüstert sie gekränkt und will an mir vorbei.

Als sie bemerkt, dass ich vor der Tür stehe und sie nicht durchlasse, bleibt sie stehen.

"Wollen wir was kochen? Ich habe langsam Hunger.", wechselt sie das Thema, als hätte sie mir nicht gerade eben ihre Liebe gestanden.

"Du glaubst doch nicht, dass ich jetzt mit dir was koche, wenn du mir gerade eben gesagt hast, dass du mich liebst?"

"Das tut doch für dich gar nichts zur Sache, oder? Du kannst doch alles so weitermachen wie bis her?", versteht sie meinen Einwand nicht.

"Deshalb hast du geweint? Weil du gemerkt hast, dass du mich immer noch liebst?", schiebe ich schnell hinterher.

Sie nickt.

"Ist es so schlimm mich zu lieben, dass man weinen muss? Das verletzt mich.", witzel ich kurz und erkenne ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen.

"Ich wollte weg von dir. Und jetzt beginnt vielleicht wieder alles von vorne, weil du wieder die Möglichkeit bekommst mein Leben zu zerstören. Und es wird wieder meine Schuld sein, weil ich es zugelassen habe und meine Gefühle nicht kontrollieren kann."

"Und glaubst du, ich kann meine Gefühle kontrollieren?"

"Wie bitte?", hakt sie irritiert nach.

"Ob du meinst, dass ich meine Gefühle kontrollieren kann.", wiederhole ich mich und greife nach ihrem Handgelenk, um sie zu mir zu ziehen. Ich streiche ihr eine Strähne hinters Ohr, während ich geduldig auf eine Antwort warte.

"Zumindest hast du dich nicht in mich verliebt.", zuckt sie mit den Schultern.

"Stimmt. Aber das war auch nicht nötig, weil ich nie damit aufgehört habe.", flüstere ich in ihr Ohr und hauche einen Kuss auf ihre Narbe am Hals.

"Hörst du? Ich habe nie damit aufgehört, dich zu lieben. Keine Sekunde. Und wenn du es so genau wissen willst. Nein, ich kann meine Gefühle dir gegenüber nicht kontrollieren. Ich wäre heute um ein Haar gekommen, als du deine Hand um meinen Schwanz gelegt hast und dios, ich werde schon wieder hart, wenn ich nur daran denke.", offenbare ich ihr.

Sie hat doch nicht wirklich geglaubt, dass ich keine Gefühle für sie habe?

"Ich will, dass du in Zukunft mit mir redest und nicht einfach gehst. Das machen Kinder, aber wir sind erwachsen, nicht?"

"Ja. Du hast recht. Aber ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Ich hatte Angst.", erklärt sie mir.

"Vor meiner Reaktion?", hake ich nach und zwinge sie mich anzusehen. Das ist der Moment, von dem ich vorhin gesprochen habe. Das ist das Thema, was sie zerbrechlich macht.

Liebe.

Liebe zu mir.

Ihre Liebe zu mir.

"Ich hab damit gerechnet, dass du lachst. Oder sogar abhaust, weil es dir zu viel wird. Eine Frau die liebt, ist anhänglich.", flüstert sie.

"Das war früher. Heute weiß ich dich zu schätzen. Aber versprich mir eins. Du drückst bei den Verhandlungen kein Auge zu, nur weil ich es bin.", zwinkere ich ihr zu, woraufhin sie leise lachen muss.

"Keine Sorge, ich trenne jetzt neuerdings Privates vom Geschäft.", zitiert sie mich.

Diesmal bin ich derjenige, der lachen muss.
"Setz dich aufs Bett, ich ziehe mich auch eben um. Dann kochen wir."

La Reina de MexicoWhere stories live. Discover now