- Kapitel 95 -

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Amara

"Ich geh duschen, iss du auf.", geht er nicht auf meine Anspielungen ein und erhebt sich vom Tisch.
Während er sich vom Stuhl hochdrückt, legt er seine Hand auf meinen Oberschenkel und haucht mir einen Kuss auf die Wange.

"Hab ich dir schon gesagt, dass du hübsch aussiehst?", flüstert er mir ins Ohr und lässt mich mit roten Wangen zurück.

Ich könnte mich dafür hauen, dass ich selbst nach so langer Zeit noch immer in Verlegenheit gerate, wenn er mir Komplimente macht.

Schnell räuspere ich mich und trinke meinen Orangensaft leer.

Nach Phoenix sind es noch knapp 7 Stunden Fahrt, wenn Miguel zwischen durch an der Grenze noch was erledigen muss, werden wir sogar noch länger unterwegs sein.

Bevor ich die Teller zusammenräume, rufe ich bei Rio in Bogota an. Ich will wissen, ob alles geklappt hat oder ob ich mich während der Fahrt noch um Dinge kümmern muss.

"Amara.", begrüßt er mich.

"Rio, hat alles geklappt?", komme ich direkt auf den Punkt, während ich die Teller zusammenstelle und die Lebensmittel auf das Tablett lege.

"Die erste Lieferung ist heute morgen um 5 Uhr raus. Bis jetzt habe ich noch keine Nachricht bekomme, dass sie nicht durchgegangen ist.", bringt er mich auf den neuesten Stand.

"Gut.", nicke ich.
"Die Sachen mit Miguel klärst du bis heute Abend 20 Uhr.", füge ich hinzu.

"Amara, der lässt mich köpfen!", zischt Rio ins Telefon.

"Dann hast du zur Aufgabe, dich nicht köpfen zu lassen.", erwidere ich frech und schaue mich kurz um.

"Amara..", bittet er mich.

"Rio...", ahme ich ihn nach.
"Ich habe heute Abend ein Geschäftstreffen mit ihm. Ich lege ein gutes Wort für dich ein. Sollte ich mit ihm kooperieren, profitiert er schließlich auch aus dem Deal zwischen uns beiden, Rio."

"Ich soll dir also helfen, damit er mit dir ein Geschäft eingeht?", kombiniert er schnell.

"Gut erkannt. Er braucht ein bisschen...", überlege ich laut und unterbreche meinen Satz.

"Wie sagt man?", füge ich an.
"Druck!".

"Ich verstehe.", brummt Rio.

"Wunderbar. Kündige die Verträge, wenn ich es dir sage. Wir müssen das zeitlich planen.", teile ich ihm mein Vorhaben mit.

"In Ordnung, ich warte auf deine Nachricht.", stimmt er ein und legt auf.

Zufrieden lege ich mein Handy auf den Tisch und bringe das Geschirr in die Spülmaschine. Da wir vermutlich auswärts essen, stelle ich sie an und gehe dann ins Schlafzimmer um meine Tasche zu packen.

"Ich habe um 18 Uhr den Geschäftstermin. Danach besprechen wir alles weitere.", teilt Miguel mir mit, nachdem er nur mit einem Handtuch um seine Hüften aus dem Badezimmer kommt.

"Darf ich fragen mit wem du ein Treffen hast?"
Meine Stimme ist ruhig, aber trotzdem glaube ich, dass er meine Nervosität heraus hören kann. Schließlich kann niemand ihm etwas vor machen.

Er schließt die Tür hinter sich und trocknet mit dem kleinen Handtuch, welches ihm um die Schultern hängt, seine kurzen Haare ab.
"Darfst du."

Ein leichtes Schmunzeln breitet sich auf seinen Lippen aus, während er mich stumm auffordert meine Frage zu stellen, obwohl er sie eigentlich schon kennt.

"Mit wem triffst du dich?", wiederhole ich mich und packe währenddessen meine Sachen weiter.

"Mit meinem Anwalt, der in Amerika einige wichtige Dinge für mich geregelt hat.", beantwortet er mir meine Frage und zieht seinen schwarzen Anzug aus dem nussfarbenen Wandschrank.

"Okay.", murmel ich und beende das Thema besser.

"Frag ruhig.", ertönt seine raue Stimme, während er sich seine Boxershorts überzieht. Absichtlich wende ich meinen Blick ab, auch wenn er mit dem Rücken zu mir steht.

"Bitte?", frage ich räuspernd und schaue überall hin, nur nicht zu ihm.

"Dir liegt noch was auf der Zunge also frag ruhig.", wiederholt er sich, obwohl ich ihn eigentlich genau verstanden habe.

"Mir liegt nichts mehr auf der Zunge, das war das einzige, was ich wissen woll-"

"Wir treffen uns im Hotel in unserer Suite.", unterbricht er mich.

Schnell schaue ich von meinem Koffer hoch direkt in sein Gesicht. Er hat sich seine schwarze Anzughose bereits angezogen. Perfekt schmiegt sie sich an seinen Körper, während er das schneeweiße Hemd über seine Schultern wirft und es zuknöpft, ohne seinen Blick von mir zu nehmen.

Er schaut mir tief in die Augen, als könne er sehen, was in mir vorgeht.

"Okay?", frage ich unsicher, damit es nicht so herüber kommt, als hätte mich genau diese Information interessiert.

Er nickt kurz, scheint aber nicht weiter auf meine Antwort eingehen zu wollen.

"Und wo gehe ich dann hin?", ergreife ich wieder das Wort und beobachte ihn. Miguel ist die Eleganz in Person. Niemand knöpft sich so elegant und respektvoll zugleich das Hemd zu, niemand legt sich so provokant die teure Rolex um das Handgelenk.

Niemandem passen die Anzüge so perfekt wie ihm.

"Wo sollst du hingehen?", runzelt er die Stirn und schließt die silberne Rolex.
"Du bleibst in der Suite."

"Du hast doch einen Geschäftstermin-"

"Na und? Du bist meine Frau, du kannst bleiben. Ich habe nichts zu verheimlichen.", erklärt er mir ganz selbstverständlich.

Augenblicklich macht sich mein schlechtes Gewissen breit. Er scheint nicht mal geschäftliche Geheimnisse vor mir zu haben, während ich gerade dabei bin seine Verträge mit Rio zu zerstören. Ich telefoniere heimlich über ihn, achte genau darauf, dass er nichts von meinem Geschäft mitbekommt.

Während er mich nicht einmal von seinen Geschäftstreffen ausschließt.

"Hast du alles eingepackt? Wir müssen gleich los, Princesa.", unterbricht er meine Gedanken.

"Ja, ich bin sofort fertig.", rufe ich ihm hinterher, weil er bereits im Flur verschwunden ist und sich vermutlich seine Schuhe anzieht.

La Reina de MexicoOù les histoires vivent. Découvrez maintenant