- Kapitel 14 -

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Miguel
13:04 Uhr

Widerwillig steige ich in den schwarzen Mercedes ein und stocke, als ich sehe neben wem ich sitzen muss.

"Eine falsche Bewegung und ich schneide dir die Kehle auf.", brumme ich und lasse mich neben Amara auf die Rückbank fallen.

"Ich weiß, dass du bewaffnet bist.", flüstere ich anschließend.

Die anderen sind viel zu beschäftigt und unterhalten sich viel zu laut, als dass sie unser Gespräch mitkriegen könnten.

"Du bist auch bewaffnet.", gibt sie flüsternd zurück.

"Ich muss auch meine Familie beschützen.", zische ich und lege die Waffe auffällig auf meinen Schoß.

Grinsend dreht sich Amara weg.
"Gefällt mir, dass du so viel Angst vor mir hast und du sogar in einem vollbesetzten Auto zeigen musst, zu was du fähig bist."

"Ich muss gar nichts", fauche ich wütend.

"Entspann dich, ich bin wegen Sofia hier, nicht aus beruflichen Gründen.", zischt sie genervt und verschränkt die Arme vor ihrer Brust.

"Dein Höhenflug wird sowieso bald vorbei sein, wenn dein Politiker-Freund die Wahlen in Kolumbien verliert.", provoziere ich sie.

"Du hast den sowieso nur im Griff, weil du gut fickst.", werfe ich flüsternd hinterher, weil sie mir nicht geantwortet hat.

"Du hättest ihn ja zuerst ficken können.", grinst sie provokant zurück, während der Wagen bereits vor der Location hält. Die Fahrt hat wirklich nicht lange gedauert, aber das Risiko für Sofia und die Familie wäre zu hoch gewesen.
Wütend verlasse ich den schwarzen Mercedes und gehe direkt auf die Männertoilette.

"Was hat er?", höre ich Sofia irritiert fragen.

"Der kriegt sich schon wieder ein.", antwortet Amara mit einem belustigten Unterton.
Wenn sie mich weiter so provoziert, lege ich sie noch vor dem Essen um.

18:34 Uhr

Ich schaue Amara zu, wie sie mit dem Teller in der Hand zwischen den runden Tischen herläuft und direkt auf uns zu steuert.
Natürlich hat Sofia ihre beste Freundin an unserem Tisch platziert.

Immer wieder finden meine Augen die atemberaubend gutaussehende Frau, deren Kleid sich verboten sexy um ihre Hüften schmiegt und von ihrem Hintern abwärts sanft schwingt. Der Ausschnitt ist tief, aber nicht zu tief.

Er ist sexy, aber nicht auf eine billige Art und Weise.

Er zeigt das, was er zeigen muss, und verbirgt das, was er verbergen muss.

Wie ein Rock.
Er muss so lang sein, dass er alles verdeckt und gleichzeitig so kurz, dass er die Männer neugierig macht.

Elegant setzt sich Amara auf den Stuhl gegenüber von mir und wartet, bis mein Vater ebenfalls zurück an den Tisch gekehrt ist.
Ich beobachte sie solange mit zusammengekniffenen Augen, bis das Klirren eines Weinglases ertönt und Xavier meine Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Er steht zusammen mit meiner Schwester vor dem DJ-Pult und räuspert sich.
"Liebe Familie, Liebe Gäste, wir sind glücklich und sehr stolz, den heutigen Tag endlich mit euch zusammen feiern zu dürfen. Ich will gar nicht viel sagen, außer, dass ich mich jeden Tag gut um dich und unseren Manuel kümmern werde und dir nichts fehlen wird. Das schwöre ich dir und das schwöre ich allen hier.
Danke, dass ihr gekommen seit, um heute mit uns zu feiern. Vielen Dank und viel Spaß!"

Die Leute klatschen freudig in die Hände und auch Amara strahlt pures Glück aus. Sie scheint sich wirklich für beide zu freuen oder ist das nur falsche Miene zu bösem Spiel?
Ich werde sie auf jeden Fall den ganzen Abend nicht aus den Augen lassen, das kann sie vergessen.

Erlaubt sie ich einen Fehltritt, dann war das ihr letzter Abend, den sie lebendig verbracht hat. Sie braucht nicht meinen, dass sie sich bei meiner Familie einschleimen kann. Die Zeiten der Freundschaft und der Gnade sind definitiv vorbei.

Als sie ihre Haare zur Seite schiebt und ihren Kopf kurz nach rechts zu Sofia lehnt, um ihr etwas ins Ohr zu flüstert, fällt mein Blick auf die lange Narbe an ihrem Hals.
Sofort kommen mir die Bilder von damals in den Sinn.

Was hatte ich nur für eine Angst um dieses Mädchen?
Dios, ich hatte Todesangst.
So sehr, dass ich gezittert habe, als ich ihren leblosen Kopf in meinen Händen hielt.
So sehr, dass ich vor Angst geheult habe, wie ein Kleinkind.

Wie schlimm ist diese Nacht gewesen, in der sie operiert wurde und ich die Kontrolle über sie abgeben musste?
Ich musste ihr Leben in die Hände eines Fremden geben.

Und jetzt sitzt sie hier und plant vermutlich schon ihren nächsten Angriff gegen mich und meine Familie.
Hinterhältig sitzt sie hier, während sie mir vor ein paar Stunden die Insel aus den Händen gerissen hat.

"Miguel."

Und mein Vater hat alles gewusst und nie was gesagt. Sofia ist über die ganzen Jahre eine Sicherheitslücke gewesen und woher zur Hölle soll ich wissen, dass sie Amara nichts von unseren Geschäften erzählt hat?

"Miguel!", ruft Sofia quer über den Tisch nach mir.

"Was.", brumme ich und wende meinen Blick von Amara ab.

"Bist du taub?", kichert meine Schwester und deutet dann auf die Weinflasche vor mir.
"Die Flasche, bitte."

Genervt ziehe die ich grüne Flasche aus dem Weinkühler und reiche sie an meine Schwester weiter.
Dann widme ich mich endlich meinem Essen.

Während die anderen hier gut gelaunt sitzen, liegen meine Gedanken entweder bei Amara oder den Geschäften. Wenn Amaras Leute die Wahl in Kolumbien gewinnen, dann kann ich einpacken. Dann kann ich meine Clubs und mein Anwesen verkaufen und die Familie Jimenez ist nicht weiter eine der Einflussreichsten in Mittelamerika.

Wie enttäuscht wäre mein Vater, wenn dieses schlimme Ereignis eintreten würde?
Nie wieder würde er mit mir ein Wort wechseln, erst recht nicht, weil ich alles an eine Frau verloren habe.

Und das ganz ohne Krieg.

Einfach nur, weil sie geschickter und cleverer gewesen ist, als ich.

Das würde den Namen meiner Familie so derartig durch den Schmutz ziehen, dass nicht mal die 5 Generation unseren Namen wieder sauber waschen könnte.

La Reina de MexicoWhere stories live. Discover now