- Kapitel 20 -

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Miguel

"Wo bist du gewesen!", zischt meine Schwester, als ich das Foyer des Hotels betrete.

"Musste was regeln. Geschäftliche Dinge.", lüge ich sie brummend an und schiebe sie leicht aus dem Weg, um mir an der Bar einen Whiskey zu bestellen. Obwohl ich gestern kaum Alkohol zu mir genommen habe, brummt mir der Schädel.

"Du lügst uns an, du riechst nach Frauen Parfüm.", stellt meine Schwester fest und greift nach dem Whiskeyglas, das ich mir gerade zum Mund führen will.

Ich beginne zu lachen.
"Und jetzt? Dann war ich eben bei einer Frau. Wo ist das Problem?"

"Wir haben uns Sorgen gemacht! Außerdem hast du gesagt, dass du mit Catya nichts mehr zu tun hast und jetzt pennst du bei mir oder mit ihr, was auch immer.", beschwert er sich.

Ich lasse ihre Aussage jetzt einfach mal so stehen, bevor ich mich noch in irgendwas verrenne. Es ist besser, wenn sie nicht weiß, dass ich bei Amara war.

"Hast du Amara was angetan?", flüstert sie, während sie mein Whiskeyglas noch immer fest umschließt.

"Bitte?", fauche ich fassungslos über ihre Frage.

"Beantworte mir einfach meine Frage.", presst sie hervor.

"Nein. Habe ich nicht. Ich habe aber gehört, dass sie schon abgereist ist. Zufrieden?", verdrehe ich die Augen.
Sofia muss nicht wissen, woher ich das weiß. Es ist schon schlimm genug, dass ich es überhaupt weiß und ihr sagen muss.

"Und jetzt gibt mir den Whiskey, bitte.", beende ich das Thema.

"Du musst von den Schmerztabletten runter, die tun dir nicht gut, Miguel.", belehrt mich meine Schwester und verlässt die Bar.
Du musst dies Miguel, du musst das Miguel.

Dass ich vielleicht einfach mal richtigen Urlaub brauche, daran denkt keiner. Wann war ich das letzte Mal ohne Laptop und Handy irgendwo?
Das ist Ewigkeiten her.

Ich muss dafür sorgen, dass Xavier und Theo das Geschäft alleine schmeißen können. Und dann lehne ich mich zurück, während das Geld von ganz alleine auf mein Konto fließt. Sowas wie eine Frührente eben.

Ich trinke das Glas aus beobachte den letzten Tropfen Whiskey, der am Rand des Glases herunterläuft.
Auch wenn Amara wieder weg ist, war das erst der Anfang. Sie wird nicht locker lassen. Und ich ebenso wenig.
Auch wenn ich sie die letzten Jahre am Liebsten tot sehen wollte, will ich sie jetzt umso stärker. Und zwar lebend.

Bevor ich sterbe muss sie wissen, dass ich sie damals nicht betrogen habe. Ich habe mir von dieser Nutte nicht den Schwanz lutschen lassen und das muss sie wissen. Niemals hätte ich sie betrogen.
Ich konnte doch davor die Jahre nicht einmal mehr mit anderen Frauen schlafen ohne ihr hübsches Gesicht vor meinem geistigen Augen zu sehen, wie soll ich sie dann in einem Club betrügen können, während die schönste Frau in meinem Leben im Hotelzimmer sitzt und auf mich wartet?

"Willst du noch eine Nacht bleiben?", unterbricht mich mein Vater und setzt sich währenddessen neben mich.

"Nein. Ich fahre gleich zurück nach Culiacan. Die Arbeit wartet.", erkläre ich ihm teilnahmslos und überlege, ob ich mir noch einen weiteren Whiskey bestellen soll.

"Vielleicht musst du das einfach mal so hinnehmen, dass Amara jetzt das Land unter Kontrolle hat.", beginnt er.

Ich lache.
"Sie ruiniert unsere Familie. Das werde ich nicht einfach so hinnehmen."

"Niemand ruiniert unsere Familie. Du hast genug Geld, um davon zu leben. Xavier und Sofia werden ebenfalls genug Geld haben. Außerdem hast du studiert, du kannst auch immer noch einen anderen Job annehmen. Und vergiss die Clubs nicht, die immer noch dir gehören."

"Ich lasse unseren Namen nicht durch den Dreck ziehen und dementsprechend werde ich nicht aufgeben, bis ich unser Land und unserer Kunden zurückhabe. Außerdem lässt Amara meine Immunität aufheben und dann werde ich gejagt wie ein Straßenköter.", erkläre ich meinem Vater und schiebe das leere Glas in Richtung Kellner.

"Amara wird deine Immunität mit Sicherheit nicht aufheben, das Herz dieser Frau gehört noch immer dir.", schüttelt er unterstützend den Kopf.

"Ich packe meine Sachen und verlasse dann die Insel. Grüß deine Freundin von mir."
Mit diesen Worten verabschiede ich mich von meinem Vater.

"Pass auf dich auf, mein Sohn.", ruft er mir zum Abschied hinterher.

Mit großen Schritten laufe ich die Treppen hoch zu meinem Zimmer. Erinnerungen an letzter Nacht schießen mir in den Kopf als ich an Amaras Zimmer vorbei laufe.

La Reina de MexicoWhere stories live. Discover now