- Kapitel 79 -

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Amara

Ich höre ihn Fluchen, während ich mein Gesicht eincreme. Miguel ist verdammt eifersüchtig und ich kann es ihm nicht verübeln. Aber er sollte mir wenigstens zuhören und mir vertrauen. Er hat schließlich keinen Grund mir nicht zu vertrauen. Ich habe nicht einmal meinem Vater erzählt, dass Miguel für den Tod seiner Frau und unserer Mutter verantwortlich ist.

Als es an der Badezimmertür klopft, zucke ich zusammen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass Miguel so schnell seinen Stolz bei Seite legt.

"Ja?", bitte ich ihn herein.

"Können wir reden? Ich will nicht, dass das jetzt zwischen uns steht, bevor die fliegst.", räuspert er sich.
Sein Spiegelbild sieht unsicher aus.

Ist er traurig, dass ich fahre?

"Ist alles in Ordnung?", frage ich reflexartig und drehe mich zu ihm um.

"Nein.", schüttelt er den Kopf.
"Ich will nicht, dass du fährst. Ich will mit dir nach Amerika. Nach Los Angeles, nach Miami zu deinem Vater. Ich will, dass du mir die Stadt zeigst. Ich habe mir freigenommen für nächste Woche. Und es enttäuscht mich, dass du jetzt fährst."

Seine Offenheit beschert mir eine Gänsehaut.

"Ich wusste nicht, dass du dir extra freigenommen hast.", flüstere ich.
"Ich bin davon ausgegangen, dass wir nach Amerika fahren, weil du dort etwas zu erledigen hast."

"Ja. Ich habe in Phoenix ein Geschäftstreffen, aber nichts großes. Das ist auch der einzige Termin.", erklärt er mir und lehnt sich gegen den Türrahmen.

"Es tut mir Leid, Miguel. Wenn ich das gewusst hätte, dann....", ich spreche den Satz nicht zu Ende, weil ich ehrlich gesagt nicht weiß, was ich dann getan hätte. Das mit Bogota ist ein riesen Ding und vermutlich hätte ich dieses Termin auch wahrgenommen, wenn ich gewusst hätte, das Miguel sich Urlaub genommen hat.

"Ich will dir nicht in deine Geschäfte reinreden und ich will dir nichts kaputt machen. Aber ich finde es nicht gut, wenn du dich mit Rio triffst, wenn ihr doch eine Affäre hattet. Das bringt mich um den Verstand, dass ich weiß, dass er seine Finger nicht bei sich behalten wird. Tut mir Leid, das werde ich nicht zulassen.", fährt er fort.

"Ich verstehe das. Es würde mich auch wahnsinnig machen.", stimme ich ihm zu.

"Ehrlich gesagt, beruhigt es mich auch nicht, dass Pino und Jasper dabei sind. Es würde ihn nicht davon abhalten, dir Komplimente zu machen und jede Sekunde auszunutzen, um dir nah zu sein. Er hat dir gesagt, dass er dich vermisst, nicht wahr? Glaubst du, es bleibt dabei? Ich werde nicht hier sitzen und im Fernsehen zu sehen, wir er seine Hand auf deine Taille legt, wenn er seine Rede beendet hat. Als wärst du seine Frau und nicht meine."

Auch wenn Miguel ihn wahrscheinlich noch nicht persönlich gesprochen hat, weiß er genau wie Rio drauf ist. Er scheint ihn studiert zu haben. Er scheint alles von ihm zu wissen. Seine Art wie er spricht, seinen Charakter.
Er weiß sogar, dass Rio immer, wirklich immer, seine Hand auf meine Taille legt. Er scheint die Reden, die im Fernsehen übertragen wurde, genau unter die Lupe genommen zu haben.

"Du hast seine Reden im Fernsehen verfolgt.", spreche ich meine Gedanken aus.

Er nickt.
"Nicht wegen ihm. Wegen dir. Das war die einzige Möglichkeit dich zu sehen."

"Miguel.", flüstere ich fassungslos.

Er zwingt sich ein Lächeln auf.
"Ich werde das nicht noch einmal zulassen. Ich werde nicht noch einmal zu sehen, wie ein anderer Mann das bekommt, was mir zusteht. Bei Gott, das wird mir nicht noch einmal passieren, dass ich zusehen muss, wie meine Frau im Arm eines anderen steht."

In dem Moment wird mir bewusst, dass Miguel mich wirklich liebt. Diese Worte, waren nicht einfach nur Worte. Sie sind die Wahrheit, sie sind seine Gefühle für mich.

"Ich würde dich gerne mitnehmen. Aber das geht nicht, weil es Geschäftlich ist. Was soll die Bevölkerung denken, wenn du dort auch auftauchst? Wenn man uns zusammen sieht? Sie halten mich für eine Verräterin, das weißt du. Lass mich das klären und dann werde ich so schnell wie möglich zurückkommen.", erkläre ich ihm und lege meine Arme um seinen Körper.

Von Oben schaut er zu mir herunter.
"Ich finde das nicht gut."

"Ich kann mir auch besseres vorstellen, als morgen nach Bogota zu fliegen, Miguel."

"Ich will, dass du Xavier mitnimmst.", bestimmt er und streicht mir gedankenverloren über die Haare.

"Miguel, Xavier ist mit Sofia in den Flitterwochen. Mach ihnen das nicht kaputt.", schüttel ich den Kopf und küsse seine Wange.

"Es ist nur für einen, maximal zwei Tage. Dann kann er zurück in seine Flitterwochen. Von mir aus, darf er dann auch zwei Tage dran hängen. Wenn ich schon nicht mitkommen darf, dann lass mich dir wenigstens meinen besten Mann geben."

"Du willst mich beschatten lassen.", verdrehe ich die Augen.

"Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Gute Idee.", witzelt er und zückt lachend sein Handy aus der Hosentasche.
"Los, geh was Essen. Ich rufe eben Xavier an, dann komme ich."

Schnauben drücke ich mich von ihm weg.

"Benimm dich.", flüstert er mir warnend gegen die Lippen und führt dann sein Handy an sein Ohr.

La Reina de MexicoWhere stories live. Discover now