- Kapitel 61 -

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Amara

"Also holen wir Aleksandra nicht ab?", hake ich zur Sicherheit noch einmal nach.

Er lacht leise.
"Nein. Wir holen sie nicht ab und wir nehmen sie auch nicht mit. Xavier erledigt das, wenn er wieder zurück ist."

Zufrieden nehme ich meine Sachen in die Hand und verlasse das Badezimmer, um mein Zeug in meine Tasche zu packen.

"Sag mal, du willst deinen Vater doch direkt im Anschluss besuchen, oder?", beginnt Miguel ungewohnt zögerlich.
Er hat sich neben meine Reisetasche aufs gemachte Bett gesetzt.

"Ja, wollte ich eigentlich schon letzte Woche. Jasper kommt nach, wir treffen uns dann mit ihm in Miami.", erkläre ich ihm.

"Okay. Ich bringe dich dann dahin.", nickt er.

Stirnrunzelnd schließe ich meine Reisetasche und schaue ihn kurz darauf an.
"Willst du nicht mitkommen? Dad hat dich auch schon ewig nicht mehr gesehen."

"Ich glaube, dass es nicht so klug ist, wenn ich dort auftauche. Immerhin habe ich für den Tod seiner Frau gesorgt.", zuckt er mit den Schultern.
Er schaut mir nicht in die Augen, sondern direkt an mir vorbei.

"Dafür müsste er wissen, dass du Schuld an dem Tod seiner Frau bist.", zucke ich ebenfalls mit den Schultern.

Überrascht hebt er seinen Blick.
"Du hast es ihm nicht gesagt?"

"Es gab keinen Grund dafür. Außerdem wollte ich sein Bild von dir nicht zerstören. Du bist für ihn der perfekte Schwiegersohn und diese Illusion sollte bleiben. Er wurde schon so oft enttäuscht."

"Ich dachte schon, er bringt mich um, wenn ich noch einmal dort auftauche. Und dann auch noch zusammen mit seiner Tochter.", witzelt er und zieht mich auf seinen Schoß.

"Vermutlich, ja.", grinse ich und fahre ihm über das kurze Haar.

"Wir übernachten wieder in Guaymas. Und diesmal zeige ich dir auch die Stadt und den Strand.", verspricht er mir, bevor er mir einen Kuss in den Nacken gehaucht hat.

"Versprich nichts, was du nicht halten kannst.", lache ich leise.
Ich freue mich auf die Fahrt. Ich liebe Auto fahren und ich liebe die Landschaften hier in Mexiko.

"Keine Sorge, diesmal ist keiner hinter meiner Frau her.", zwinkert er, woraufhin ich ihm schauspielerisch gegen den Oberarm haue, weil er mit seinem Satz auf meinen Konflikt mit Carlos anspielt.

"Musst du auf dem Weg noch irgendwo hin?"

"Ja, wir müssen in Obregon anhalten. Ich möchte dir was zeigen.", spricht er leise und drückt einen Anruf weg.
Früher hätte er mich weggeschickt oder hätte mich sitzen gelassen.

"Wenn es wichtig ist, kannst du-"

"Nein. Es ist nicht wichtig. Es könnte der Präsident von Amerika anrufen, wenn ich mit meiner Frau spreche, ist nichts wichtiger.", erklärt er mir und lässt das Handy wieder in seiner Anzughose verschwinden.

"Nur bin ich nicht deine Frau.", ziehe ich die Augenbrauen hoch, weil er mich jetzt schon zum dritten Mal so nennt.

"Du hast recht, ich bin etwas zu voreilig, schließlich steckt mein Ring noch nicht an deinem Finger.", ärgert er mich weiter.

"Miguel, halt die Klappe.", verdrehe ich die Augen und drücke mich von seinem Schoß ab.

"Warum? Hast du nicht immer von mir verlangt, dass ich mit offenen Karten spielen soll? Ich sage dir nunmal, was ich so denke.", zuckt er mit den Schultern und greift nach meiner Reisetasche, bevor er aufsteht und mir aus dem Zimmer folgt.

"Du musst mir aber nicht alles sagen.", widerspreche ich ihm.

Seine Augen liegen auf meinem Hintern, dass sehe ich durch den großen Spiegel im Flur.

"Jetzt musst du mir auf die Sprünge helfen. Ich soll dir alles erzählen, aber ich soll dir gleichzeitig nicht alles erzählen?"

"Zuerst mal musst du deinen Blick von meinem Hintern nehmen.", spreche ich, während ich mich umdrehe.
Ertappt bleibt er stehen und hebt seinen Blick an, sodass er mir in mein Gesicht schauen kann.

Dann verziehen sich seine Lippen zu einem süffisanten Grinsen.
"Wie Sie wünschen, Señora Jimenez."

"Miguel-"

"Ich ärgere dich doch nur, lass mich doch meinen Spaß haben.", unterbricht er mich belustigt und legt seinen Arm um meinen Nacken, bevor er sich in Bewegung setzt und mit mir im Arm die Steintreppe herunter geht.

"Aber nicht so.", murmel ich.
Seine Worte sind süß, keine Frage. Aber sie lösen schlechte Erinnerungen in mir aus. Er hatte mir schonmal gesagt, dass er mich heiraten will. Und dann habe ich ihn in dem Club gesehen, wie diese-

"In Ordnung, ich lasse es, wenn es dir dann besser geht.", stimmt er mir überraschender weise zu.
"Warte hier, ich hole uns noch Wasser und was zu Essen. Dann können wir los."

Ich schaue ihm nach, wie er im Esszimmer verschwindet und setze mich dann auf die letzte Treppenstufe. Miguel und ich fahren jetzt also nach Guaymas, ohne dass er mich entführt hat oder ich gegen meinen Willen bei ihm bin.

Zum Glück habe ich in den letzten Tage viel vorbereiten können, sodass ich nun etwas Pause machen kann und Jasper und Pino sich um den Rest kümmern können. Morgen werde ich in Bogota anrufen und mit den Politikern über die Zukunft Bogotas sprechen.

Und dann soll Jasper den Rest klar machen. Meine Geschäfte laufen fast wie von selbst, das ist der Vorteil, wenn Leute für einen arbeiten, die man persönlich kennt. Ich kenne jeden und ich traue jedem.

"Mira hat uns Sandwiches gemacht. Wenn du noch etwas anderes möchtest, können wir in Obregon etwas kaufen."
Miguel reicht mir eine Wasserflasche, während er die Sandwiches in meine Reisetasche steckt. Dann schultert er meine Tasche, greift nach seiner und hält mir seine Hand hin, die ich dankend greife.

La Reina de MexicoWhere stories live. Discover now