- Kapitel 42 -

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Miguel

"Angeber? Du bist neidisch, weil du keine Ringe machen kannst."

"Ich würde es dir ja zeigen, aber du lässt mich ja nicht.", zuckt sie mit den Schultern und verfolgt mit ihren Augen den Ring, der in den Himmel steigt.

"Vor ein paar Jahren warst du noch so unschuldig und jetzt sitzt du hier, nachdem du einer Frau in den Kopf geschossen hast. Ohne, dass es dich irgendwie zu beschäftigen scheint. Du hast nicht mal eine Träne verdrückt, als ich den Bastard in meinem Zimmer abgeknallt habe.", wechsle ich gedankenverloren das Thema.

Es macht irgendwie Spaß mit ihr zu reden. Sie hört mir zu und sie ist interessant. Ihre ganze Art ist interessant, ja faszinierend. Einzigartig.

"Zeiten ändern sich."

Am liebsten würde ich ihr diesen arroganten Blick und diese Selbstsicherheit austreiben wollen. Ihr Blick spricht Bände und sagt mir, dass sie sich vor nichts fürchtet. Und trotzdem glaube ich, dass sie verletzlich ist. Dass es sie zerbrechen würde, wenn ich sie an schlechte Zeiten erinnere. Dass es sie zerbrechen würde, wenn ich Dinge anspreche, die sie noch nicht verarbeitet hat.

Ich will ihr sagen, dass ich sie all die Jahre nicht vergessen habe. Ihr sagen, dass sie mir noch immer die Welt bedeutet. Und ich will ihr endlich diesen Ring an den Finger stecken, der seit Jahren in meiner Schublade im Büro liegt.

Aber wenn ich das jetzt tue, dann zerstöre ich alles, was wir uns in den letzten Tagen aufgebaut haben. Dann erinnere ich sie an die Vergangenheit und an meine Lügen und die Respektlosigkeit. Dann verschließt sie sich.

Ich beobachte sie, wie sie ihr Gesicht in die Sonne hält, die Augen so friedlich geschlossen hat. Wenn ich sie so anschaue, kann ich mir nicht mehr vorstellen, dass sie gerade einen Menschen umgebracht hat.

Und Dios, man hält mich vielleicht für verrückt, aber wie heiß ist bitte ihr Kopfschuss gewesen?

Ich drücke die Zigarette aus und lege sie in den Aschenbecher, dann checke meine Nachrichten und Mails. Während Amara die Sonne genießt buche ich uns schonmal ein Zimmer im Waldorf Astoria in Los Angeles.
Will sie mich wohl dabei haben, wenn sie ihren Vater in Miami besucht?

Hat sie ihm überhaupt erzählt, dass ich seine Frau habe umbringen lassen?

Wenn ja, dann kann ich mich dort sicherlich nicht sehen lassen.

"Ich gehe mich mal umziehen.", erschreckt mich Amara, weshalb ich kurz zusammenzucke.

"Ja, mach das. Ich bin im Büro, muss noch was regeln.", teile ich ihr mit, woraufhin sie nickt und von der Terrasse verschwindet. Ich hoffe für Theo, dass er die beiden Leichen schon weggeschafft hat.
Wir sind ja schließlich keine Anfänger und ich möchte ungerne heute Abend schlafen gehen, wenn vor meinen Fenstern eine Leiche vergammelt.

Vorsichtig öffne ich ein paar Knöpfe meines Hemds und fahre mir durchs Gesicht. Während wir hier gesessen haben, ist die Zeit unfassbar schnell vergangen.

Lustlos drücke ich mich vom Stuhl hoch und sammel meine Sachen vom Tisch ein, bevor ich in mein Büro laufe und den Computer anschmeiße. Eigentlich habe ich keine Lust zu arbeiten, aber ich muss für morgen noch einige Dinge vorbereiten.

Ich schreibe gerade eine Mail, als Amara in mein Büro kommt.

"Was hast du da an?", frage ich überrascht.

Sie schließt die Tür und lehnt sich dagegen.
"Bequeme Sachen?"

"Ja, sehe ich. Aber die Hose ist zu kurz.", stelle ich fest.
Sie bedeckt gerade mal ein viertel ihres Oberschenkels.

"Zu kurz? Miguel es ist eine normale, kurze Sweathose. Man sieht bei Weitem nicht meinem Hintern.", versteht sie meinen Einwand nicht.

"Ich finde sie kurz.", widerspreche ich ihr und stehe von meinem Bürostuhl auf um sie genauer zu betrachten. Sie ist schön, keine Frage. Zu schön. Und eigentlich ist die länge der Hose genau passend, so wie sie alle Frauen tragen würden.
Aber ich möchte nicht, dass meine Männer ihre wunderbaren Beine so frei zu Gesicht bekommen.

"Ich aber nicht.", zuckt sie mit den Schultern.

Es gefällt mir nicht, dass sie so viel Mut hat. Und trotzdem bin ich stolz auf sie, dass sie keine Angst mehr hat mir die Stirn zu bieten.

Es fällt mir schwer, aber ich erinnere mich an ihre Worte.
"Meinst du, du könntest dir für mich etwas anderes anziehen? Ich möchte nicht, dass meine Männer dich so sehen. Kannst du das verstehen?"

Ich erkenne die Überraschung in ihrem Gesicht. Sie hat nicht damit gerechnet, dass sie sich wirklich nett darum bitte und ruhig bleibe. Und um ehrlich zu sein, bin ich von mir selber überrascht. Aber ich habe mir geschworen, dass ich mich ändere.
Für Amara.
Für uns.

"Ich-"

"Wenn du das nicht möchtest, dann werde ich damit leben. Es wird mir schwer fallen, aber dann ist es okay, ich werde mich dran gewöhnen.", unterbreche ich sie und stelle mich direkt vor sie.

Sie will erneut etwas sagen, unterbricht sich aber selber.

Als ich wieder das Wort ergreifen will, greift sie mit beiden Händen nach meinem Gesicht und drückte ihre Lippen auf meine. Überrascht führe ich meine Hände an ihre Handgelenke, drücke sie allerdings nicht weg.

Wir küssen uns kurz aber intensiv.

Dann löst sie sich und schaut mich mit großen Augen an.
"Oh Gott. Entschuldige. Tut mir Leid.", stammelt sie nervös.

Ich verstehe nicht, warum sie sich entschuldigt, aber anstatt etwas zu sagen, bin ich diesmal derjenige, der sie küsst. Ich drücke sie zurück gegen die Tür und schiebe meine rechte Hand unter ihr Shirt. Ihre Hände liegen auf meinen Wangen und drücken meine Lippen noch fester auf ihre.

Schweratmend lösen wir uns.

"Du musst dich niemals entschuldigen, wenn du mich küsst.", flüstere ich gegen ihre Lippen.

"Ich wusste nur nicht, ob-"

"Ob was?", hake ich nach, weil sie ihren Satz abgebrochen hat.
"Ob ich das will? Ob das okay für mich ist?"

Sie nickt.

"Dios, du kannst alles mit mir machen, ich würde mich niemals beschweren.", wispere ich und küsse ihre Lippen sanft.

"Und jetzt entschuldige mich, aber mein Schwanz ist so hart, dass es schon fast weh tut.", lache ich leise und will mich von ihr entfernen, doch sie hält mich zurück.

"Princesa, es ist echt schmerzhaft, ich bin gleich wieder da-", erkläre ich ihr, doch als ich ihre Hand an meinem Hosenbund spüre, kann und will ich nicht mehr vernünftig denken.

La Reina de MexicoWhere stories live. Discover now