- Kapitel 56 -

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Miguel

"Du steigst nicht aus dem Auto, hörst du? Egal was ist, du wirst dieses Auto nicht verlassen.", mache ich ihr klar, dass sie sich in dieser Hinsicht wirklich an meine Anweisungen halten muss. 

"Du solltest auch nicht alleine da raus gehen. Du hast doch niemanden, der dir im Ernstfall helfen kann.", diskutiert sie weiter. 

"Ich brauche niemanden, der im Ernstfall helfen kann. Weil es keinen Ernstfall geben wird.", beende ich die Diskussion.

Dann bleibt es still. Die Sonne prallt auf mein Auto und im Radio läuft spanische Musik. Es tut sich nicht viel vor dem Club, bis auf ein paar Getränkelieferungen. Ob sie das Koks dieses Kleinkriminellen wohl unter meinem Namen verkaufen? 

Oder geben sie offen zu, dass es anderes Koks ist? 

Gähnend schaue ich erneut zum Eingang und erkenne Richard, der mit einem jungen Mann redet. Sie scheinen sich zu kennen und ich erkenne ebenfalls Richards Panik in seinem Gesicht. 

"Das ist er. Bin gleich wieder da.", teile ich Amara mit und steige aus dem Auto. Meine Waffe steckt wie immer in meinem Hosenbund. Mit großen Schritten überquere ich die Straße und bin überrascht, dass die beiden mich noch immer nicht bemerkt haben.

"In den Club, sofort.", spreche ich den beiden drohend zu und nicke zur Verdeutlichung noch einmal in Richtung Tür. 
Sie schauen mich mit großen Augen an, doch jetzt ist es zu spät. 

Von Richard habe ich das niemals erwartet, wirklich niemals. Aber das zeigt, dass man in diesem Business nicht langfristig mit den selben Leuten planen kann. 

"Ich muss dir nicht erklären, was du hier tust.", beginne ich und ziehe meine Waffe. 

Der Kerl weicht zurück.

"Und jetzt einen auf ängstlich machen? Das sind mir die richtigen.", knurre ich und werde langsam wütend. 
Richard steht einfach nur schweigend in der Ecke und kriegt keinen Ton raus, aber das ist schon immer so gewesen. 

"Du belieferst seit 5 Wochen meine Nutten. Die Nutten von Miguel Jimenez, weißt du denn gar nicht wer ich bin?", versuche ich etwas aus ihm herauszukriegen, sodass ich vielleicht etwas Verständnis aufbringen kann.

"Doch, doch.", flüstert und hebt seine Hände neben den Kopf. Ich sage zwei Sätze und der Kerl ergibt sich? 
Was ist er denn für ein Weichei?

Wer hat denn bitte die Eier meine Nutten mit Koks zu beliefern und ergibt sich dann, wenn ich tatsächlich vor ihm stehe?

"Von wem kommst du?", frage ich ihn seufzend. 

"Das darf ich nicht sagen.", flüstert er. 

Ich ziehe die Augenbrauen hoch. 
"Das ist mir doch scheiß egal. Ich habe dich was gefragt und ich erwarte eine Antwort."

"Von Amara Ramirez."

Seine Worte lassen mir das Blut in den Adern gefrieren. 
"Du lügst."

Schweißperlen bilden sich auf seiner Stirn, während er vehement den Kopf schüttelt.
"Ich schwöre es Ihnen. Sie hat mich geschickt. Vor ein paar Wochen."

"Ich habe es dir gesagt, mein Junge."
Richard sieht mich mitleidig an. 

Wütend trete ich gegen die Stahltür, bevor ich den Kerl abknalle. 
"Du bist der nächste, wenn du mich noch einmal so hintergehst!", schreie ich Richard an und verlasse den Club. 
Amara sitzt noch immer seelenruhig im Auto. 

"Aussteigen.", fordere ich sie auf, nachdem ich die Beifahrertür geöffnet habe. 

"Was?", fragt sie überfordert, doch da habe ich sie schon am Arm gepackt und aus dem Auto gezogen. Sie stolpert mir entgegen, bevor ich sie heftig gegen das Auto drücke. 

"Hast mir deinen Handlanger auf den Hals gehetzt, nh?", zische ich durch zusammengebissene Zähne und drücke ihr die Waffe an den Bauch. 

"Miguel.", quiekt sie und greift nach meinem Handgelenk.

"Hast du oder hast du nicht!", knurre ich, weshalb sie zusammenzuckt.

"Was für einen Handlanger.", fragt sie panisch. 
Ich wende meinen Blick ab, weil sich Tränen in ihren Augen gebildet haben und ich mir das nicht ansehen kann. 
Wenn sie weint, werde ich weich. 

"Der Kerl, der meinen Nutten Drogen verkauft hat!", fauche ich und drücke die Waffe fester gegen ihren Bauch, woraufhin sie aufwimmert. 

"Ich kann das erklären.", wimmert sie und versucht meine Waffe von ihrem Körper zu entfernen. 

"Das ist nicht wahr.", flüstere ich. 
"Sag, dass das nicht wahr ist.", wiederhole ich mich. 

Dios, bitte sag mir, dass das nicht stimmt. Sie hat nicht versucht meine Kunden mit gestreckten Koks umzubringen, das ist nicht wahr. 

"Miguel.", fleht sie unter Tränen und will an meine Wange fassen, doch ich wende meinen Kopf ab. 

"Steig ins Auto und halt die Klappe.", fauche ich enttäuscht und lasse von ihr ab. Nicht nur, dass sie mir ihren Handlanger auf den Hals gehetzt hat, nein. Sie spielt mir etwas vor, fährt mit mir mit und befragt die Nutten, obwohl sie genau wusste, von wem das Koks kommt. 

Und es wird mit Sicherheit nicht das beste Koks gewesen sein, nein. Es ist das schlechte, gestreckte Koks, mit dem man Leute umbringen kann. Das haben nicht mal meine schlimmsten Feinde getan. 

Weiß sie, wie sehr sie mir damit schaden kann?

Hat sie überhaupt eine Ahnung davon?

"Miguel, lass mich-"

"Halt deine Klappe!", brülle ich sie an und schlage auf das Lenkrad des Wagens. Im Augenwinkel sehe ich, wie sie zusammenzuckt und vermutlich hat sie gerade eine Heidenangst vor mir, aber das geschieht ihr recht. Sie hat scheiße gebaut und sie muss mit den Konsequenzen leben. 

"Ich wollte das nicht.", flüstert sie weinend und wendet ihren Blick ab. Viel zu schnell fahre ich durch die Stadt, damit ich so schnell wie möglich Abstand von Amara nehmen kann. Sie muss mir aus den Augen gehen, bevor ich mich vergesse. 


La Reina de MexicoWhere stories live. Discover now