- Kapitel 80 -

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Amara

Als ich ins Wohnzimmer trete, schleicht sich ein Lächeln auf meine Lippen. Miguel hat den Tisch gedeckt. Eine Weinflasche und zwei Gläser stehen in der Mitte des langen Tisches und das Essen duftet fantastisch.

"Nimm dir schon was.", ruft Miguel mir aus dem Flur zu und wendet sich dann wieder ab.

Ich greife nach seinem Teller und befülle ihn mit den cremigen Nudeln, bevor ich meinen Teller nehmen und das gleiche mache. Dann setze ich mich hin und warte, bis Miguel endlich fertig ist.

"Geht klar, Xavier holt dich morgen am Flughafen ab.", nickt er mir zu und lässt das Handy in seiner Hosentasche verschwinden.

"Wein?", fragt er, ohne dass ich die Möglichkeit kriege ihm zu antworten.

"Ja. Bitte.", räuspere ich mich.
"Wir sind Xavier etwas schuldig."

"Ich bin Xavier etwas schuldig, du nicht.", korrigiert er mich und öffnet mit Leichtigkeit die Weinflasche.

"Warum habe ich das Gefühl, dass du mir hinterher fliegst?", runzle ich die Stirn, während er mir den Wein einschenkt.
Ich spüre, wie er kurz von dem Weinglas zu mir runter schaut.

"Princesa, ich habe wirklich andere Dinge zu tun, als dir den ganzen Tag hinterher zu laufen.", witzelt er und stellt die Weinflasche ab.

Arrogant nimmt er sein volles Weinglas in die Hand und lässt es gegen meins Klirren.
"Auf dich."

Widerwillig nehme ich einen Schluck. Seine Aussage stellt mich nicht zufrieden, aber das spielt jetzt auch keine Rolle. Wenn er mir wirklich hinterher fliegen will, kann ich ihn sowieso nicht abhalten.

"Ich möchte nur nicht, dass Xavier mich beschattet. Und er wird auch nicht mit zur Verhandlung kommen. Das geht ihn nämlich nichts an. Genauso wenig wie es dich etwas angeht.", stelle ich noch einmal klar.

Xavier wird natürlich Miguel alles erzählen, warum sollte er das nicht tun?

Miguel nippt an dem Rotwein und lehnt sich zurück.
"Xavier wird selbstverständlich mit den zu den Verhandlungen kommen."

"Nein Miguel! Das sind Geschäftsgeheimnisse, die niemanden außer mich, Pino und Jasper etwas angehen. Und wenn du Xavier nur mitschickst, um mich auszuhorchen und mich beschatten zu lassen, dann brauch er gar nicht erst kommen, verstehst du?", werde ich deutlich, weil er mich nicht ernst nimmt.

Zähneknirschend stellt er das Weinglas ab und spielt mit dem Stil des Glases.
"Okay, Xavier wird dich nicht beschatten."

"Versprich mir das.", verlange ich von ihm.

"Ich verspreche es.", gibt er nach.

"Danke, mi Amor.", ärgere ich ihn absichtlich und widme mich meinen Nudeln.

Ich merke ihm an, dass es ihm nicht gefällt. Aber es geht hier um mein Geschäft und auch wenn ich Xavier kenne, soll nicht jeder Einblicke in meine Geschäfte bekommen. Schonmal gar nicht die Gegenseite, mit deren Boss ich eigentlich noch nicht alles geklärt habe.

"Wann bist du denn wieder da?", will er wissen.

"Ich schätze in zwei Tagen.", zucke ich mit den Schultern.
"Ich muss nur was besprechen und wenn alles glatt läuft kann ich sofort wieder zurückfliegen."

"Dann hole ich dich vom Flughafen ab.", beschließt er.

"Das ist nett von dir, danke.", lächle ich leicht, doch er teilt mein Lächeln nicht. Er will mir ein schlechtes Gewissen machen, dass ist mir klar, aber davon werde ich mich nicht irritieren lassen. Er müsste es doch eigentlich am besten kennen, wenn man kurzfristig Termin reinbekommt. Wenn einer von diesem Job Ahnung hat, dann ja wohl er.

"Ich werde mich immer bei dir melden, wenn ich Zeit habe.", ergreife ich das Wort.

"Das ändert nichts daran, dass ich dich nicht beschützen kann.", brummt er und lehnt sich zurück.

"Dafür sind ja Pino, Jasper und Xavier da. Oder?"

"Amara ich sag's dir, Xavier darf schießen, wenn dieser Mistkerl dich anpackt!", wird er deutlich und lehnt sich nach vorne.

"Miguel Jimenez, ich kann mich gut alleine verteidigen und jetzt krieg dich mal wieder ein. Ich bin kein kleines Kind und ich habe nun mal Termine, die sich nicht verschieben lassen. Das müsstest du doch eigentlich am Besten kennen, oder?", zische ich zurück.

Es nervt mich, dass er das Thema einfach nicht ruhen lassen kann und mir unterstellt, dass ich meinen Mund nicht aufmachen kann.

"Ich habe aber keine Termine mit meinen Affären!"

"Nein, das stimmt. Dafür hast du Termine mit Nutten, richtig?"

Er öffnet seinen Mund kurz, aber kann mir nichts entgegenbringen. Meine Worte haben ihn sprachlos gemacht.

Erschöpft fährt er sich mit der Hand über seine Stirn und schließt kurz die Augen.
"Ich bin eifersüchtig, das ist wohl das einzige Problem."

"Und dafür habe ich Verständnis. Aber unterstell mir nicht, dass ich jede Sekunde nutzen würde, um dir fremdzugehen. Das verletzt mich und zeigt mir, dass du kein Vertrauen in mir hast.", erkläre ich ihm.

Er nickt.
"Das ist nicht meine Absicht. Ich vertraue dir sehr wohl. Nur vertraue ich anderen Männern nicht."

"Solange du mir vertraust, reicht das. Ich weiß, wie es sich anfühlt betrogen zu werden und dieses Gefühl hat niemand verdient. Du auch nicht. Du erst recht nicht.", beruhige ich ihn.

"Ich liebe dich so sehr, dass es weh tut.", flüstert er fassungslos.

Erst jetzt merke ich richtig, wie sehr er in den vergangenen Jahren gelitten hat.

"Zweimal hat man mir dich genommen, Amara. Noch einmal schaffe ich das nicht."

"Miguel.", flüstere ich mit Tränen in den Augen und stehe von meinem Stuhl auf, um zu ihm zu gehen.
Langsam setze ich mich auf seinen Schoß und nehme sein Gesicht zwischen meine Hände.

"Du denkst jetzt, dass ich ein Weichei bin.", lacht er beschämt und dreht seinen Kopf weg.

"Nein.", schüttel ich den Kopf und zwinge ihn mich anzusehen.
"Ich denke, dass du ein Mann bist."

Überrascht sieht er mich an.

"Ein Mann, der seine Freundin über alles liebt und der zum ersten Mal offen über seine echten Gefühle und über seine Vergangenheit spricht."

La Reina de MexicoWhere stories live. Discover now