- Kapitel 102 -

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Amara

"Darf ich mein Koks nach Amerika verkaufen?", stellt er mir mit knirschenden Zähne eine wichtige Frage.

"Sicher. Was du in deinen Gebieten machst, ist mir egal. In meinen Gebieten wird Gras verkauft. Um den Rest kümmere ich mich.", erkläre ich ihm.

"Okay. Ich wiederhole.", beginnt er und nimmt seinen Stift in die rechte Hand.
"Mir gehört Amerika, Nordmexiko und Brasilien. In meinen Gebieten kann ich alles machen, was ich will."

Ich nicke.

"Ich darf die Route nach Amerika, nach Kolumbien, nach Brasilien und zur Isla Mujeres benutzen, wenn ich im Gegenzug mein Gras an dich liefere."

"Richtig.", bestätige ich ihn.

"Wie viel Gras muss ich liefern?", will er wissen.

"An mich circa 100kg im Monat. Nach Kolumbien maximal eine Tonne für das ganze Jahr.", überschlage ich schnell im Kopf.

"Okay, das kriege ich hin.", nickt er.
"Ich darf die Isla Mujeres wieder beliefern, wenn ich mir den Gewinn mit dir teile.", murmelt er vor sich hin und notiert sich einige Dinge.

"Bringt dich das wieder auf einen grünen Zweig?", will ich sicher gehen, dass es sowohl mir als auch ihm von Nutzen ist.

"Ich denke das ist ein Anfang, ja.", nickt er.
"Und ich muss dir über alle Lieferungen Bescheid geben?", wiederholt er meine Anforderungen.

"Ja. Ich will die Bestellungen sehen, den Lieferplan und wer wann wie viel Stoff bekommt. Woher und wohin.", ergänze ich.

"Okay. Deal.", geht er auf mein Angebot ein.

Ich beginne zu Lächeln.
"Es freut mich, mit Ihnen Geschäfte zu machen."

"Gleichfalls."

Zufrieden greife ich nach meinem Weinglas und trinke einen Schluck. Ich kann meine Kunden mit hochwertigem Gras und Koks beliefern, Miguel kann seine Kunden beliefern und nach Amerika ausbauen. In ein paar Monaten steige ich komplett in Brasilien ein und wir übernehmen Brasilien zusammen.

"Du darfst dich aber nicht in Brasilien und Amerika einmischen.", merkt er an.

"Zu spät.", zucke ich mit den Schultern und rühre meine Pasta um.

"Zu spät?"

"Ja. Zu spät. Meine Lieferungen nach Brasilien laufe seit 3 Tagen.", kläre ich ihm auf.

"Amara, wir hatten abgemacht-"

"Wir hatten abgemacht, dass du dich nicht in meine Gebiete begibst, es sei denn zu verkaufst Gras. Wir haben nicht festgelegt, dass ich mich nicht in deinen Gebieten einmischen darf.", erinnere ich ihn.

Er kneift die Augen zusammen und ballt kurz die Hände zu Fäusten.
"Das ist Unfair, ich bin davon ausgegangen, dass es anders rum genauso Gültigkeit hat."

"Dann hätte ich es angesprochen. Ich verkaufe in Brasilien Koks. Du hast jetzt mich als Konkurrenz, dann streng dich an. Wenn dein Koks besser ist, werden sie auch bei dir kaufen und du musst dir um mich keine Sorgen machen.", beruhige ich ihn.

"Princesa, du weißt genau, dass mein Koks nicht annähernd so rein ist wie deins. Ich kann es mir im Moment nicht leisten, es drei Mal filtern zu lassen.", schüttelt er seinen Kopf.

"Dann können wir ja direkt über Brasilien verhandeln. Ich möchte, dass wir uns Brasilien teilen. Koks und Gras, Hälfte Hälfte.", fahre ich fort.

"Das kann ich nicht einfach so entscheiden. Da muss ich mit Theo drüber sprechen, er kümmert sich hauptsächlich um Brasilien.", erklärt er mir und nimmt einen Schluck von seinem Wein.

"In Ordnung."

"Und jetzt komm her. Lass uns zusammen essen.", winkt er mich zu sich herüber. Zufrieden nehme ich meinen Teller und mein Glas Wein und setze mich zu ihm.

"Das hast du gut gemacht.", lobt er mich, während er beginnt zu essen.

"Danke.", grinse ich.
"Du hast dich erstaunlich leicht zu schlagen gegeben.", merke ich an.

Miguel stoppt in seiner Bewegung und legt die Gabel zurück auf seinen Teller.
"Bitte?"

"Du hast dich erstaunlich leicht zu schlagen gegeben.", wiederhole ich mich absichtlich, obwohl ich weiß, dass er mich ganz genau verstanden hat.

"Was soll mir das sagen? Dass ich es dir hätte schwieriger machen sollen?", erwidert er mit hochgezogenen Augenbrauen und verschränkt seine Hände hinter dem Teller.

"Ich sag nur, dass ich gedacht hätte, dass du es mir schwerer machst."

"Tatsächlich war diese Zusammenarbeit auch in meinem Interesse. Ich profitiere in gewisserweise auch davon, es gab also keinen Grund dein Angebot abzulehnen.", verrät er mir, wieso er diesmal nicht mit unfairen Mitteln gespielt hat.

Außerdem ist mir bewusst, dass er deutlich härter verhandeln kann und vermutlich hätte ich haushoch verloren, wenn er seinen typischen Verhandlungsstil durchgezogen hätte.

"Okay.", hauche ich und senke meinen Blick.

"Hättest du wirklich gewollt, dass ich mit dir so verhandelt hätte wie mit anderen?", fragt er ruhig und lehnt sich zurück. Seinen Blick nimmt er nicht von mir.

Mir wird warm unter seinen Augen.

"Nein, vermutlich nicht.", schüttel ich flüsternd den Kopf.

"Damit wir uns nicht falsch verstehen. Ich würde dir niemals etwas antun, auch nicht geschäftlich. Aber das wäre unschön geworden. Für dich.", will er mich anscheinend beruhigen.

"Was hättest du denn gemacht?", hake ich nervös nach.

Seufzend zieht er sein Handy aus der Anzughose und legt es mir entsperrt vor die Nase.

"Was ist das?", runzle ich die Stirn und schaue auf die Landkarte auf seinem Handy.

"Das ist dein Transport, der gerade von Kolumbien nach Brasilien geht. Wohlbemerkt in mein Brasilien.", beginnt er.
"Ich hätte ihn in die Luft sprengen lassen können. Das hätte ich tun können."

"Mistkerl!", zische ich und erhebe mich vom Stuhl.

"Setz dich.", fordert er mich auf und steckt sein Handy zurück in die Hosentasche.

"Einen Scheiß werde ich tun!", fauche ich und will an ihm vorbei.

Miguel greift teilnahmslos nach meinem Handgelenk und hält mich fest. Dann steht er auf und stellt sich von hinten dicht an meinen Rücken. Er führt seine Hand zu meinen Haaren und streicht sie mir hinter Ohr, während seine andere Hand von meinem Handgelenk zu meiner Taille wandert, wo er mich sanft aber trotzdem bestimmend festhält.

"Sei kein Kind und renn nicht weg. Das bringt uns beide nicht weiter.", flüstert er in mein Ohr.

Sein warmer Atem trifft auf meinen Hals, bevor er mir einen Kuss in den Nacken haucht.

"Lass mich los.", fordere ich ihn mit zitternder Stimme auf.

"Wie Sie wünschen."
Augenblicklich lässt er von mir ab und geht einen Schritt zurück.

"Du hättest mein Geschäft in Kolumbien zerstört, wenn ich nicht gespurt hätte.", stelle ich wütend fest, während ich mich zu ihm umdrehe.

"Setz dich und wir reden weiter.", gibt er mir keine vernünftige Antwort.

La Reina de MexicoWhere stories live. Discover now