- Kapitel 92 -

5.8K 235 18
                                    

Miguel

"Laufen wird überbewertet.", flüstert sie atemlos gegen meine Lippen. 

Ihre Worte locken mir ein leichtes Schmunzeln auf meine Lippen, woraufhin ich mit meinem Daumen über ihre Unterlippe streiche. 
"Dreh dich um."

Ihre Augen werden kurzzeitig groß, doch sie fängt sich schnell wieder. 

"Umdrehen, habe ich gesagt.", wiederhole ich mich nun deutlicher. 

Amara entfernt ihre Hände von meinem Oberkörper und dreht sich langsam um. Zu langsam für meinen Geschmack, weshalb ich in ihren Nacken greife, ihren Rücken herunterdrücke und von hinten in sie eindringe. 

Sie stößt keuchend die Luft aus ihren Lungenflügel, nur um danach überrascht nach Luft zu schnappen. Ich ficke sie zum zweiten Mal in dieser Nacht und es ist so, als wäre jedes Mal das erste Mal. 
Ihre linke Hand legt sich auf meine, die seitlich an ihrer Taille liegt und dafür sorgt, dass ihr wohlgeformter Hinter an Ort und Stelle bleibt. 

Ich ficke sie nicht schnell, eher im Gegenteil. Es ist langsam, zu langsam für die Art Sex, die ich sonst immer hatte. Dafür ist es fester, tiefer. Es treibt mich in den Wahnsinn und vermutlich geht es ihr nicht anders. 

Es ist intensiver, auch wenn das hier wenig mit Liebe zu tun hat. Ich meine, ich ficke sie von hinten, so hemmungslos und gottlos, als gäbe es kein Morgen. Ihr Keuchen ist wie Musik in meinen Ohren und ihr von Wasser glänzender Körper trägt definitiv nicht dazu bei, dass ich hier noch lange durchhalte. 


Amara
03:13 Uhr

Ich liege in Miguels Armen und starre aus dem großen Fenster den runden Mond an. Immer wieder denke ich daran, ob ich ihn wirklich fragen sollte, wer damals meine Mutter ermordet hat. Doch was mache ich, wenn dabei Sachen ans Licht kommen, die ich besser niemals wissen sollte? 

Und wenn ich nicht frage, dann wird Jasper es tun. Und Jasper wird es mir nicht verschweigen, erst recht nicht, wenn er mich dadurch schützen kann. Genau aus diesem Grund hat Jasper mir nie erzählt, was mit ihm passiert ist. 

Ich weiß nicht, ob er noch im Haus war, als sie unsere Mutter ... oder ob sie ihn vorher mitgenommen haben. Ich weiß nicht, ob er Miguel damals schon kennengelernt hat. 

Und ich weiß gar nichts über diesen Tag. 

Außer, dass ich nicht da war und die beiden beschützen konnte. Nur, weil ich zu stur war Miguel einfach diesen Zettel zu geben.

Ich will aufstehen, mir die Beine vertreten. 
Den Kopf frei kriegen. 

Doch mein Freund lässt mir keine Chance. Er hat seinen Arm so fest um meine Taille geschlungen, sodass ich mich kaum bewegen kann. 

"Miguel.", flüstere ich und klopf leicht gegen seinen muskulösen Arm. 

"Was ist denn, Princesa?", fragt er mich rauer, verschlafener Stimme und küsst meine nackte Schulter. 

Ja, was ist eigentlich? 
Wenn ich ihm jetzt sage, dass ich aufstehen will, dann wird er fragen warum und dann wird er mitkommen, wenn ich sage, dass ich spazieren will. 

"Ich- Ich eh muss mal.", lüge ich ihn an. 

Kurzzeitig ist es ruhig, dann brummt er und entfernt seinen Arm von mir. 

Leise stehe ich aus dem Bett auf und laufe in die Küche, um mir ein Glas Wasser holen. Auch wenn es hier in der Wohnung kühl ist, schwitze ich wie nach einem Marathon. Stumm schiebe ich meine Waffe in den Bund meiner Pyjama Hose, dann schlüpfe ich in meine Schuhe und greife im Vorbeigehen nachdem Wohnungsschlüssel. Nervös ziehe ich die Tür hinter mir zu und frage mich direkt, warum ich überhaupt nervös bin. 

Ich bin erwachsen und darf mich frei bewegen. 
Wann und wo ich will. 

Tief atme ich ein und genieße die frische Luft, die durch meine Lungenflügel strömt. Der Mond erhellt die Straßen von Guaymas und trifft auf die Brandung des Pazifiks. Wie von selbst tragen mich meine Füße zum weißen Sand. Erschöpft lasse ich mich fallen und lausche den Wellen. 

Ich mag die Stille. 

Die Stille, die herrscht, wenn keine Menschen da sein. Wenn man alleine ist und hören kann, was die Natur zu sagen hat. 

Ich weiß nicht, wie lange ich hier tatsächlich gesessen haben. Nur weiß ich, dass es lange war, denn am Horizont geht gerade die Sonne auf. Bevor die Leute an den Strand kommen, stehe ich auf und gehe zurück zur Wohnung. 

Noch ist alles ruhig, keine Autos, keine Leute. Und auch in Miguels Wohnung brennt kein Licht, weshalb ich erleichtert die Tür öffne.
Leise schließe ich die Haustür und laufe die Treppe hoch, während ich meine Nacken kreisen lasse. Ich muss dringend an meiner Körperhaltung arbeiten, wenn ich nicht bald einen steifen Nacken haben will. 

Leise ziehe ich meine Schuhe aus und will zurück ins Schlafzimmer gehen, als das Licht angeht. Panisch ziehe ich meine Waffe und halte sie auf die Person, die hinter dem Esstisch gut 10 Meter vor mir sitzt. 

"Nimm die Waffe runter.", fordert mich Miguel teilnahmslos auf. 

"Miguel.", atme ich erleichtert aus.

"Du hast mich angelogen. Wo bist du gewesen?"
Er schreit nicht, sonder ist viel zu ruhig. 

Er sitzt lässig auf dem Stuhl, seinen rechten Arm hat er elegant auf die Stuhllehne des Stuhls neben ihm ausgestreckt. Seine linke Hand liegt auf dem Esstisch und spielt mit dem halbvollen Whiskey Glas.

Miguel sieht mich absichtlich nicht an. Er schaut auf seine Finger, die mit dem Whiskeyglas spielen, aber mich schaut er nicht an. Er beobachtet die braun-goldene Flüssigkeit, die sich wie ein Tornado in dem Glas bewegt. 

"Ich musste mal raus.", flüstere ich entschuldigend, weil er mir irgendwie Leid tut. Er wird sich vermutlich fürchterliche Sorgen gemacht haben, während ich draußen am Strand gesessen habe und nachdenken musste. 

Er schnaubt belustigt und nimmt dann einen großen Schluck aus seinem Glas. 

"Ich will nicht schon wieder diese Diskussion anfangen, von wegen du musst aufpassen und so weiter. Und du brauchst mir auch keine Predigt halten, dass du selbstständig bist und ich nicht über dich zu bestimmen habe.", beginnt er nun doch etwas aufgeregter, ohne seine Stimme zu heben. 

Nervös höre ich zu. 

"Aber du kannst nicht einfach Nachts rausgehen und mir sagen, dass du auf die Toilette musst. Auch wenn es dir nicht gefällt, aber ich muss auf dich aufpassen, alleine schon weil du meine Freundin bist!", erklärt er mir erneut.



La Reina de MexicoWhere stories live. Discover now