- Kapitel 37 -

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Amara

"Wollen wir noch was frühstücken?", wechsel ich das Thema und nehme seine Hand von meiner Taille.
Sein Blick verharrt noch einen Augenblick auf meinen Lippen, dann nimmt er sein Jackett vom Bett und meine Reisetasche.

"Komm.", nickt er in Richtung Tür und geht vor, weshalb ich ihm folge.
"Mein Fahrer kommt in 40 Minuten.", teilt er mir beiläufig mit und stellt meine Tasche im Flur ab. Sein schwarzes Jackett legt er darüber.

Er folgt mir, als ich in die Küche gehe und nach Kaffeekapseln suche.

"Ich hätte nicht gedacht, dass du dir eine Villa aussuchst, du direkt vor einem Wald steht.", gibt er zu und schaut durch die Bodentiefen Fenster, während er seine Hände tief in der Anzughose vergräbt.

"Weil ich früher immer ans Meer wollte?", runzle ich die Stirn und fülle frisches Wasser in die Kaffeemaschine.

"Ja. Ich dachte du holst dir 'nen Haus direkt am Strand. Wo du direkt von der Terrasse aus ins Meer gehen kannst."

"Hatte ich zur Auswahl, aber das war mir zu laut. Bei der Besichtigung waren drei Familien an diesem Strand. Du kannst dir nicht vorstellen, was für ein Lärm die Kinder gemacht haben.", lache ich leise und schaue zu, wie der Kaffee in die Tasse läuft.

"Du hättest den Strand einfach mitkaufen müssen, oder hat dafür dein Geld nicht gereicht?", stichelt er und kommt zu mir in die Küche, um sich seinen Kaffee abzuholen.

"Witzig, Miguel.", verdrehe ich die Augen.

"Oder?", ärgert er mich und nimmt einen Schluck von dem heißen Kaffee, als wäre er eine kühle Cola.
Er verzieht nicht einmal das Gesicht, weil er sich die Zunge verbrennt.

"Wohnst du immer noch in der gleichen Bude wie damals?", interessiert es mich.

"Wirst du dann heute Nachmittag sehen.", verschweigt er mir eine klare Antwort und lehnt sich an die Küchenzeile gegenüber von mir. Ich muss Schmunzeln, weil seine Mundwinkel ebenfalls leicht nach oben zucken.

"Vielleicht überlege ich es mir ja auf dem Weg noch anders und ich drehe kurz vor deinem Haus wieder um.", zucke ich provokant mit den Schultern und nehme mir meinen dampfenden Kaffee in die Hand.

"Wir haben noch Joghurt, Obst und ein Stück Käse. Möchtest du?", wechsle ich das Thema und deute auf den Kühlschrank.
Miguel lehnt dankend ab.

Hätte ich mir auch denken können. Für einen Mann wie ihn reicht eine Kippe und ein Kaffee aus, um auf Hochtouren zu laufen.
Wenn dann um 9 Uhr noch das erste Glas Whiskey hinzukommt, hat man vermutlich absolut kein Hungergefühl mehr, sodass ein blutiges Steak Abends vollkommen ausreichend ist.

"Worüber denkst du nach?", will er wissen, weshalb ich schnell abwinke.

"Ich erwarte von dir übrigens ein Gegenangebot für meinen Deal.", beginnt er.
"Oder gibst du so einfach auf?"

"Keine Sorge, du wirst dich noch umgucken.", drohe ich ihm schmunzelnd und nippe anschließend an meinem Kaffee.

"Werde ich das? Um ehrlich zu sein bin ich gespannt, was du mir für ein Angebot machen willst. Oder wirst du mich auch reinlegen?", ärgert er mich absichtlich und schaut kurz auf seine silberne Rolex, die an seinem linken Handgelenk aufblitzt.

"Du bist mir zu neugierig.", beende ich das Thema und schreibe anschließend meinem Bruder eine Nachricht, dass ich mich entgültig entschieden habe nach Culiacan zu reisen. In ein paar Tagen wird Jasper dann nach Miami nachkommen können, sodass wir Zeit mit unserem Vater verbringen können.

"Wissen die anderen, dass ich mitkomme?", ergreife ich das Wort, nachdem ich mein Handy weggesteckt habe.

Miguel schüttelt den Kopf.
"Noch nicht. Soll ich ihnen Bescheid geben?"

"Ich hatte nicht den Eindruck, dass Xavier etwas gegen mich hat. Und Sofia erst recht nicht. Ich weiß aber nicht, wie das mit deinem Vater aussieht, oder deinen Handlangern. Sie werden doch sicherlich von unsere Vergangenheit wissen, oder?"

Miguel stellt die leere Kaffeetasse in die Spüle und kommt auf mich zu.
"Sie wissen nicht von unsere Vergangenheit, aber sie wissen, dass wir geschäftlich nicht gerade beste Freunde sind. Vielleicht schauen sie ein bisschen blöd, weil sie die Situation nicht einschätzen können. Aber sie werden dir nie etwas tun, sie werden dich in meiner Gegenwart vermutlich nicht einmal ansprechen.", erklärt er mir und mustert mein Gesicht.

"Aber wenn du willst, dass ich dich ankündige, werde ich das natürlich tun. Du sollst dich schließlich wohlfühlen.", schiebt er hinterher.

"Ich würde mich wohlfühlen, wenn ich wüsste, dass ich sicher bin.", spiele ich mit offenen Karten. Er soll wissen, dass ich ihm noch nicht vertraue. Und er soll wissen, dass ich jetzt sein Versprechen haben will.

"Mi Amor. Solange du bei mir bist, bist du immer sicher."

Ich deute auf meine Narbe am Hals.
"Und was ist das hier?"

Er lacht ertappt.
"Du hast recht. Ich habe nicht gut genug aufgepasst. Aber vor meinen Männer brauchst du keine Angst zu haben. Eher muss ich Angst haben, dass sie mit dir flirten und dich umgarnen."

"Oh nein.", rufe ich genervt.
"Dann weichst du in Culiacan ja gar nicht mehr von meiner Seite."

Miguel verdreht schmunzelnd die Augen und greift sanft nach meinem Kinn.
"Keine Sorge, mich wirst du sowieso erst wieder los, wenn ich tot bin. Und selbst dann sehen wir uns irgendwann in der Hölle wieder.", flüstert er gegen meine Lippen und entfernt sich dann.

Hitzewellen breiten sich in meinem Körper aus.

"Komm, der Fahrer ist da.", teilt er mir beiläufig mit uns verschwindet aus der Küche.

La Reina de MexicoWhere stories live. Discover now