- Kapitel 69 -

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Amara

"Du wirst sie ja bald kennenlernen. Ich vertraue auf deine Menschenkenntnis.", witzel ich und nippe an meinem Weinglas.

"Ich werde dir sagen, ob sie die richtige ist oder nicht. Wenn es das ist, was du meinst.", lacht er leise und spielt mit den Stil seines leeren Weinglases.

"Genau das meinte ich.", stimme ich ihm lachend zu und trinke den Rest aus. Gähnend stehe ich vom Stuhl auf und halt mir die Hand vor den Mund.

"Ich bin hundemüde, aber ich muss noch einige Mails beantworten. Du kannst ruhig schon schlafen gehen.", erkläre ich ihm, während ich die Weingläser in die Spüle stellen. Den Abwasch können wir auch morgen noch machen.

"In Ordnung, aber mach nicht so lange. Und die Balkontür bleibt zu.", nennt er mir seine Bedingung. Miguel drückt sich vom Stuhl hoch und will sich gerade zu mir herunter lehnen, als er zurückweicht.

"Oder weißt du was? Ich lege mich auf die Couch, dann bist du nicht alleine.", ändert er seinen Plan und räumt die Teller zusammen.

"Das ist nicht nötig. Vergiss nicht, dass du angeschossen wurdest und deine Ruhe brauchst.", erinnere ich ihn.

"Keine Sorge, die Schusswunde vergesse ich schon nicht.", witzelt er und geht nur auf die Hälfte meines Satzes ein. Entgegen meiner Worte, legt er sich entspannt auf die Couch und schaut abwartend zu mir herüber. Ich weiß, dass er es nur gut meint, aber ich brauche trotzdem keinen Babysitter, der 24/7 auf mich aufpasst.

"Miguel, du musst nicht-"

"Wenn es geschäftliche Dinge gibt, die ich nicht hören soll, dann gehe ich raus. Sonst nicht. Von hier hinten kann sowieso nichts auf deinem Laptop lesen.", unterbricht er mich mit geschlossenen Augen und legt sich das kleine Sofakissen zurecht.


Miguel schläft tief und fest, als ich meinen Laptop zuklappe. Ich habe viele Dinge erledigen können und kann mich die nächsten Tage in Amerika nur auf meine Familie konzentrieren. Um Bogota kümmert sich Pino, bevor ich nächste Woche selber hinfahre und persönlich einige Dinge bespreche. Und dann muss ich unbedingt mit Miguel einen Deal eingehen, damit ich nach Amerika liefern kann.

"Miguel.", wecke ich den Stein vor mir auf dem breiten Sofa.

"Bist du schon fertig?", fragt er überrascht mit verschlafener Stimme.

"Schon? Es ist gleich halb drei in der Früh.", kichere ich leise und setze mich neben ihm. Er fackelt lange, sondern zieht mich auf seinen Oberkörper und streicht mir über die Haare. Automatisch vergrabe ich meinen Kopf in seiner Halsbeuge, während er die dünne Decke über unsere Körper zieht.

"Hast du alles erledigt?", nuschelt er in meine Haare und drückt mich enger an sich.

Ich nicke vorsichtig.
"Ja, Pino kümmert sich um Bogota, sodass ich in den nächsten Tagen erstmal nichts zu tun habe."

"Dann können wir ja den ganzen Tag im Bett bleiben."
Sein Brustkorb vibriert leicht, weil er leise lacht.

"Ich dachte du musst arbeiten?", erinnere ich ihn, dass er noch einige Termin an der Grenze und in Amerika hat.

Während ich rede, küsst er sanft meine Stirn.
"Lass mich träumen."

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht und einem Kribbeln im Bauch knipse ich die kleine Lampe neben dem Sofa aus. Das hier geht in eine Richtung, in die es eigentlich nicht gehen sollte. Ich wollte Miguel nie wieder so nah sein und ich kriege Angst, dass ich mein Ziel und meine Familie aus den Augen verliere. Miguel soll mich nicht wieder täuschen und mich manipulieren, sodass ich alles andere vergesse.

"Schlaf gut, mi Amor.", flüstert er und schiebt seine warme Hand unter mein Shirt. Sein warmer Atem streift immer wieder meinen Hals und treibt eine Gänsehaut über meinen gesamten Körper.
Ich kann nicht leugnen, dass er sich verändert hat.

Zumindest mir gegenüber. Er hört mir zu, bleibt ruhig, wenn wir diskutieren oder ich streiten will. Er schreit mich nicht an, sondern versucht konstruktiv Lösungen zu finden. Er sorgt dafür, dass es mir gut geht. Er hilft mir, auch wenn ich seine größte Konkurrentin bin.

"Worüber denkst du nach, mi Amor?"

Miguel's Stimme erschreckt mich. Und noch viel mehr erschreckt mich, dass er wieder weiß, dass ich nachdenke.
Wollte er nicht schon längst schlafen?

"Denk nicht immer so viel nach.", fügt er hinzu und küsst meinen Nacken zwei mal. Seine feuchten Küssen brennen auf meiner Haut wie Feuer. Ich rutsche enger an ihn heran, weil plötzlich jede noch so kleine Lücke zwischen uns viel zu groß ist.

"Princesa.", brummt Miguel und legt seine Hand auf meine Hüfte.
"Mach ruhig weiter so, dann kann ich gleich nicht mehr schlafen."

"Sorry.", nuschel ich peinlich berührt und spüre erst jetzt seine Härte an meinem Hintern. Aus Erfahrung weiß ich, dass er meine Verlegenheit lustig findet und ich könnte meine Hand ins Feuer legen, dass er sich gerade ein ziemlich breites Grinsen verkneifen muss.

"Versteh mich nicht falsch, ich habe da wirklich nichts gegen. Aber mein Arm tut ziemlich weh und ich bin hundemüde.", erklärt er sich.
Sein breites Grinsen kann ich heraus hören, wie ich es gesagt habe.

"Du könntest dich auch einfach zusammenreißen, Jimenez.", provoziere ich ihn ebenfalls.

Er stößt belustigt die Luft aus.
"Bitte?"

"Du hast mich schon verstanden. Andere Männer werden auch nicht hart, wenn ich mit ihnen im Bett liege.", ärgere ich ihn.
Tatsächlich kommt es eigentlich nicht vor, dass ich mir mit einem anderen Mann das Bett teile.

Miguel schnaubt.
"Princesa, das liegt daran, dass diese Männer entweder schwul sind, oder deinen fantastischen Körper noch nicht unter sich liegen hatten."

"Außerdem. Wenn ich nicht wusste, wie du dich anfühlst, wäre ich vermutlich auch nur halb so hart. Wenn du verstehst, was ich meine.", fügt er schamlos an.

Ich spüre, wie die Röte mir ins Gesicht steigt und schließe die Augen.
"Schlaf jetzt.", flüstere ich mit heiser Stimme.

Miguels kehliges Lachen ertönt, doch er sagt nichts weiter.

Besser so.

La Reina de MexicoOnde as histórias ganham vida. Descobre agora