- Kapitel 49 -

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Miguel

"Warum bist du da nicht früher eingeschritten?"
Vorwurfsvoll schaut sie mich an, während sie die Autotür des schwarzen Range Rovers öffnet und, ohne auf meine Antwort zu warten, einsteigt.

"Keine Zeit, die Wahlen waren wichtiger, dann Sofia's Hochzeit und noch ein paar andere Dinge.", verteidige ich mich.
Ich hatte nun wirklich keine Zeit mich um einen Kleinkriminellen zu kümmern. Solange meine Nutten noch ihren Job machen und das Geld in die Kasse kommt, sehe ich keine Dringlichkeit sofort einzugreifen.

Außerdem weiß der Typ mit wem er sich da angelegt hat. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis ich mich melde.

"Und was wirst du machen?"

Ich zucke mit den Schultern.
"Schaue mir das erstmal an. Entweder die Nutten erzählen mir die Wahrheit oder sie können zusehen, wie sie ihre Familie ernähren. Wenn ich ganz schlecht gelaunt bin, knalle ich sie einfach, wenn sie mich anlügen. Mal sehen.", erwidere ich.

"Bist du denn heute schlecht gelaunt?", fragt Amara spöttisch, während ich auf die Hauptstraße nach Culiacan abbiege.

"Du bist abweisend und ignorierst meine Worte. Ich war also schonmal besser gelaunt.", mache ich ihr klar, dass mir ihr Verhalten nicht unbedingt zusagt.

"Dann ist es meine Schuld, wenn du gleich Frauen tötest?"
Sie hat ihre Arme vor der Brust verschränkt und die Augenbrauen hochgezogen.

"Wenn du es so ausdrücken willst, dann ja.", stimme ich ihr zu.

"Meinetwegen musst du niemanden töten.", will sie mich umstimmen. Wenigstens redet sie jetzt wieder mit mir und ignoriert mich nicht.

"Nicht? Dann kannst du mir ja gleich einfach sagen, wie man solche Dinge besser regelt.", stelle ich ihre große Klappe auf die Probe.

Im Augenwinkel sehe ich ein leichtes Grinsen auf ihren blutroten Lippen.
"Forderst du mich heraus?"

"Ich will sehen, was du so drauf hast.", gestehe ich ihr und erhöhe die Geschwindigkeit, damit wir nicht zu spät kommen. Eigentlich wollte ich um 6 Uhr angefangen haben zu arbeiten, aber ich habe viel zu gut geschlafen, als das ich hätte aufstehen können.

Amara antwortet mir nicht mehr und schaut stattdessen aus dem Auto und lässt ihren klaren Blick über das weite Land schweifen. Tatsächlich würde ich gerne sehen, wie sie so ein Gespräch führt.
Ich weiß zwar, dass sie was drauf hat, sonst hätte sie niemals das halbe Land an sich reißen können, aber trotzdem möchte ich sie einmal sehen, wie sie das hier angeht.

Vielleicht kann ich die ein oder andere Sache von ihr lernen.

Ich parke den Wagen hinter einem meiner Clubs und nicke meinen drei Männern zu, die bereits am Hintereingang warten.

"Dann sieh mal zu und lerne.", neckt mich Amara, bevor sie aus dem Auto aussteigt. Schmunzelnd tue ich es ihr gleich.

"Es ist alles gesichert, Boss.", spricht mich einer der Männer an und hält uns die Tür offen.

"Halt.", rufe ich Amara zu und ziehe sie zurück vor meine Brust.
"Lass mich zuerst reingehen. Nur zur Sicherheit, si?", bitte ich sie hinter mir zu bleiben. Das hier sind zwar meine Leute, aber trotzdem möchte ich keine unnötige Gefahr eingehen. Es soll Amara nicht noch einmal treffen.

Sie bleibt dicht hinter mir, während ich durch den Club laufe und Richard suche. Im Getränkeraum finde ich ihn endlich.

"Das ist Richard, er führt den Laden für mich.", spreche ich zu Amara und mache einen Schritt an die Seite, damit sie den kleinen, dicken Mann besser sehen kann.

Überrascht schaut er zu uns herüber und kommt zwischen den Getränkekisten hervor.
"Senor, was verschafft mir die Ehre?"

"Richard, das ist Señora Ramirez. Ihr Name sagt dir hoffentlich was?", stelle ich die Schönheit neben mir vor. Amara mustert Richard von oben bis unten und signalisiert ihm sofort, dass er besser die richtigen Worte wählt.

"Natürlich, Señora. Ich bin Richard Torres.", stellt er sich vor und nickt kurz höflich.

Ich mache eine auffordernde Handbewegung, die Amara signalisiert, dass ihr das Wort gehört. Ich hingegen lehne mich an den Türrahmen und genieße das Schauspiel.

"Richard, uns ist zu Ohren gekommen, dass sich hier unschöne Dinge abspielen.", beginnt Amara und sieht sich in dem Getränkeraum um. Ich hingegen behalte Richard im Auge.

"Was meinen Sie, Señora?", räuspert er sich und fährt sich mit der Hand durch den Nacken.

"Richard, einige Ihrer Nutten machen Geschäfte mit einem Kleinkriminellen aus der Stadt. Was wissen Sie darüber?", macht sie Nägel mit Köpfen.

Richard entweicht sie Gesichtsfarbe und er wird urplötzlich blass. Schweißperlen haben sich auf seiner Stirn und über seine Lippe gebildet.
"Señora, ich habe gestern Abend zum ersten Mal davon erfahren. Ich hätte heute nach Ladenschluss Bescheid gegeben, wenn ich es nicht hätte selber regeln können."

"Wie hätten Sie das geregelt?", will Amara mit verschränkten Armen wissen.

"Ich hätte mit den Beteiligten gesprochen. Wir hätten das mit Sicherheit-"

"Gesprochen?", unterbricht Amara ihn.

Er nickt hastig.

"Sie hätten mit den Beteiligten gesprochen?", hakt sie noch einmal nach und macht einen Schritt auf ihn zu, weshalb er zurückweicht.

"Si, Señora. Wir können hier über alles reden. Wir sind wie eine Familie.", erklärt er uns und schaut aufgeregt zu mir. Richard und ich verstehen uns gut, außerdem vertraue ich ihm. Aber Amara soll das ruhig regeln. Wenn es zu viel wird, gehe ich dazwischen.

"Ich glaube ihre Familiensache schadet Ihnen mehr, als sie nützt. Sie lassen Ihren Nutten sowas durchgehen? Sie lassen Ihren Nutten durchgehen, dass sie hier in einem Club von Miguel Jimenez fremde Drogen verticken? Und dann wollen Sie darüber sprechen?"
In ihrer Stimme höre ich Spott, puren Spott.

Sie macht sich lustigt, bleibt aber gleichzeitig ernst, sodass Richard sie nicht einschätzen kann.

"Señora.", will er sie beschwichtigen.

"Zeigen Sie mir die Nutten, die darin verwickelt sind.", fordert sie ihn mit einem Kopfnicken auf.

Heute Abend Lesenacht?🤗

La Reina de MexicoWhere stories live. Discover now