-Kapitel 101 -

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Amara
19:29 Uhr

Gerade als ich meine Blazer schließe, öffnet sich die Tür.

"Fertig, Princesa?", begrüßt mich Miguel und schließt die Tür hinter sich.

"Du siehst atemberaubend aus.", macht er mir ein Kompliment und küsst mich kurz auf die Wange.
"Wie schmecken die Erdbeeren?"

"Probier sie.", mache ich dort weiter, wo ich aufgehört habe.

Er schmunzelt kurz, dann läuft er auf die Bar zu und probiert eine Erdbeere.
"Ich hoffe, Weiß gefällt dir?", spricht er die Rose an.

"Ist hübsch, danke.", gebe ich provokant von mir und schlüpfe in meine High Heels.

Miguel stößt sich von der Bar ab und kommt langsam auf mich zu. Er hüpft leicht von dem Podest, auf dem die Bar steht und schlendert zu mir herüber.

"Princesa.", beginnt er und streicht mir eine Strähne hinters Ohr.
"Ich würde an deiner Stelle die Klappe nicht so weit aufreißen."

"Tue ich das?"

"Und wie du das tust. Glaubst du, ich wüsste nicht, was du vorhast?", fragt er mich belustigt und nimmt mein Kinn zwischen seine Finger.

"Was habe ich denn vor?"

"Du willst mich ablenken. Aber das ist unfair, so spielt man nicht.", erklärt er mir, während seine Lippen sanft streifen.

"Du hast dein ganzes Leben unfair gespielt, damit musst du klarkommen.", flüstere ich zurück.

"Du spielst mit dem Feuer, Kleines.", erwidert er selbstsicher.

"Ich mag Feuer.", beende ich das Gespräch und nehme Abstand von ihm.

"Dann hoffe ich, dass du dich nicht verbrennst.", hat er das letzte Wort und hält mir die Zimmertür auf.

Lass das mal meine Sorge sein, denke ich mir, während ich das Zimmer verlasse. Wir laufen stillschweigend den Flur entlang und irgendwie bin ich mehr als bereit. Ich habe das Gefühl. als stünde ich vor einer großen Schlacht. So müssen sich Fußballspieler fühlen, wenn sie beim Finale der Champions League ins Stadion einlaufen.

Arrogant, selbstsicher und überzeugt von sich selber.

So fühle ich mich.

"Wie verlief dein Meeting?"

"War in Ordnung."
Miguel gibt mir nur eine kurze Antwort und irgendwie kriege ich das Gefühl als wäre er angespannt.

"Du bist aufgeregt.", stelle ich grinsend fest und folge ihm in den Saal.

"Falsch, ich reiße meine Klappe einfach nicht so weit auf wie du.", erwidert er frech und schließt die Tür.
"Bitte.", deutet er auf den Stuhl am Ende des Tisches und lässt mir den Vortritt.

"Möchtest du etwas Essen? Wir können etwas bestellen.", deutet er auf die Karte des Hotelrestaurants.

"Miguel, ich bin nicht hier um mit dir zu Plaudern.", lehne ich ab.

Wir sind geschäftlich hier und das soll er zu spüren bekommen. Immerhin hat er immer davon getönt geschäftliches und privates zu trennen.

"Ich wusste nicht, dass man bei Geschäftstreffen verhungern muss.", antwortet er frech und schiebt mir die Karte herüber.
"Los, such dir was aus."

Widerwillig greife ich nach der Karte, aber nur weil ich auch ein wenig hungrig bin.

"Wie gerne würde ich dich hier über den Tisch-"

"Miguel, geschäftlich.", unterbreche ich ihn und erinnere an den Hintergrund dieses Treffens.

"Verzeihung.", äfft er meine Stimme nach und lehnt sich zurück. Ich spüre seine Blick auf mich, aber versuche ihn zu ignorieren.

"Du gaffst.", erinnere ich ihn.

"Ich weiß."

"Dann hör auf."

"Ich glaube nicht, dass du in der Position bist, mir zu sagen, was ich zu tun und zu lassen haben, oder Princesa?"

Seufzend schließe ich die Karte und schiebe sie über den Tisch, sodass er sich ebenfalls etwas aussuchen kann.
"Was nimmst du?"

"Die Pasta mit Gambas und ein Glas Wein."

Er nickt kurz, dann ruft er bei der Rezeption an und bestellt unser Essen. Das er gleich eine komplette Flasche Wein bestellt, ignoriere ich gekonnt.

"Also, was kannst du mir für einen Vorschlag machen?", beginne ich mit dem eigentlichen Thema des Abends.

"Ich dir?-"

Ich unterbreche ihn.
"Miguel wir wissen beide, dass du auf mich angewiesen bist, auch wenn es deinem Geschäft langsam wieder besser wird."

Er fährt sich mit der rechten Hand übers Gesicht. In dem Saal ist es dunkel, draußen dämmert es bereits und nur die Straßenlaternen und Sonnenuntergang erhellen den Raum.

"Ich möchte meine Handelsrouten zurück. Brasilien ist mein größter Abnehmer, wenn ich nicht zeitgerecht liefern kann, gibt es Aufstände in den Favelas. Das kann ich mir nicht erlauben. Außerdem brauche ich Routen nach Amerika. Ich muss das Geschäft ausbauen.", erklärt er mir.

"Da lässt sich was machen.", stimme ich zu.

"Inwiefern?"

"Du wirst meine Routen benutzen dürfen. Ich möchte im Gegenzug alle Lieferscheine, Aufträge und Ladungen sehen. Es wird alles angemeldet, was über meine Routen transportiert wird. Keine Lügen, nur die Ware, die auch bestellt wurde.", stelle ich ihm meine Bedingungen.

"Mit einer Sache bin ich nicht einverstanden. Ich muss Ware verschieben. Dafür habe ich keine Bestellungen. Das funktioniert so nicht."

"Okay, dann meldest du sie aber trotzdem an und ich will den Grund wissen. Warum, woher und wohin der Stoff geht. Nach Kolumbien verschickst du kein Koks. Das Gras wird nur in Absprache mit mir verschickt."

"Woher weißt du von dem Gras?", runzelt er die Stirn.

"Kontakte.", erwidere ich kurz, weil es an der Tür klopft und kurz darauf eine Angestellte mit unserem Essen den Saal betritt. Stumm stellt sie die Teller und die Weinflasche auf den Tisch, dann verlässt sie uns.

Miguel erhebt sich und greift nach der Weinflasche. Ich beobachte ihn, wie er gekonnt den Korken entfernt und beide Weingläser füllt. Er schiebt mir mein Essen herüber und reicht mir den Wein, bevor er seinen in die Hand nimmt und mir zu prostet.

"Auf dich.", ärgert er mich absichtlich.

"Auf mich.", gebe ich ihm eine Antwort, mit der er nicht gerechnet hat. Lachend wendet er sich von mir ab und nimmt einen Schluck, während er zu seinem Platz zurück geht.

"Wie viel Gras darf ich liefern?", greift er das Thema wieder auf.

"Die Hälfte von dem, was du jetzt vorhast zu liefern."

"Und dafür darf ich deine Wege benutzen?", hakt er nach.

Ich lache.
"Nein. Ich gebe dir die Möglichkeit dein Gras loszuwerden. Mehr nicht."

Er schnaubt.

"Pass auf, ich mache dir folgendes Angebot. Du behältst Amerika, Nordmexiko und die Favelas in Brasilien. Du darfst dein Gras in meinen Gebieten verkaufen, dafür verkaufe ich mein Koks in Brasilien. Außerdem darfst du meine Routen nach Brasilien benutzen. Die Isla Mujeres gehört weiterhin mir, aber du darfst sie beliefern und weiterhin deinen Stoff dort lagern. Die Einnahmen der Isla Mujeres teilen wir uns.", fahre ich fort.

"Amara, ich glaube-"

"Ich glaube, dass du keine andere Wahl hast, als mein Angebot anzunehmen, oder?", unterbreche ich ihn schnell.
"Deine Kunden wollen Koks, dass du ihnen im Moment nicht liefern kannst, oder? Du weißt aber auch, dass sie dein Koks vielleicht gar nicht mehr wollen, weil meins reiner ist. Ich gebe dir hiermit die Möglichkeit dein Geschäft aufs Gras umzustellen. Ich biete dir alle Möglichkeiten, um dein Geschäft auszubauen, in dem wir zusammen arbeiten. Und du überlegst noch?", setze ich ihn unter Druck.

La Reina de MexicoDonde viven las historias. Descúbrelo ahora