Gib's doch zu!

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Henry rannte durch den Wald, kein genaues Ziel vor Augen, Hauptsache weg. Weg von Patrick und Belch, weg von seinem Vater. Henry hasste es, Schwäche zu zeigen, vor allem, wenn sich dann auch noch einer seiner Bande darüber lustig machte.

Er rannte weiter. Der Schmerz an seinem Knöchel hatte nachgelassen.

Schließlich erreichte er ein abgelegenes Waldstück mit einem kleinen Fluss. Er setzte sich auf einen großen Felsbrocken, nichts ahnend, dass Belch und Patrick ihm gefolgt waren. 

,,Da vorne ist er. Na komm, geben wir ihm das Messer wieder", sagte Belch. 

„Meinst du nicht, es wäre besser, wenn ich ihm das Messer gebe? Ich könnte so nochmal mit ihm sprechen und mich entschuldigen." 

„Wenn du meinst... aber mach bloß keinen Blödsinn mehr. Henry ist schon gereizt genug", antwortete Belch. 

Belch ging den Weg wieder zurück. Patrick beobachtete Henry noch eine Weile, bis er zu ihm hinüberging.

Henry bemerkte zunächst nicht, dass Patrick sich näherte. 

„Hey, du hast dein Messer liegen lassen, du Spinner", sagte Patrick mit einem selbstgefälligen Grinsen im Gesicht und hielt Henry das Messer hin. Henry erschrak zunächst. Danach betrachtete das Messer für ein paar Sekunden, bevor er es schließlich in seine Hand nahm. Er betrachtete das Messer noch eine ganze Weile. Es sah fast so aus, als würde ihn das Messer hypnotisieren. 

„Henry?" Henry zuckte kurz zusammen und schaute hoch zu Patrick, welcher ihn soeben aus seiner Trance gerissen hat. 

„Was?" 

„Ach gar nichts. Hör mal, es tut mir leid wegen dem Vorfall vorhin." 

„Das sollte es auch." „Was hast du denn angestellt?" 

„Ich? Gar nichts." „Es muss doch was gewesen sein..." 

„Nein. Glaub mir. Mein Vater braucht keinen Grund, um wütend zu sein. Es reicht schon, wenn du ihm nur widersprichst." 

Henry unterbrach den Blickkontakt zwischen ihm und Patrick. Er schaute vor sich in die Leere. 

„Henry du weißt, dass du mit mir reden kannst." Patrick rückte näher an Henry ran und legte seinen Arm um dessen Schulter. 

„Vielleicht brauchst du manchmal einfach nur Ablenkung von allem..." 

Patrick schloss die Augen. Sein Gesicht näherte sich dem von Henry. Henry drehte seinen Kopf und sah das Patrick mit gespitzten Lippen fast sein Gesicht erreichte. Durch einen Reflex schlug Henry Patrick mit einer Faust ins Gesicht und sprang auf. Patrick knallte mit dem Rücken auf den Boden. 

„ALTER! Was ist los mit dir?!" Henry sah Patrick an, welcher sich die Nase vor Schmerzen hielt. 

„Was mit MIR ist?! Was ist mit DIR?! Du hast versucht, mich zu küssen!" 

„Na und? Als ob du das nicht auch schon längst wolltest!" 

„Sag mal hast du sie noch alle?! Ich bin nicht schwul!" 

„Ach komm schon Henry", sagte Patrick mit einem beängstigenden Grinsen. 

„Ich warne dich Patrick! Wenn du jemandem davon erzählst bring ich dich um! Ich schwörs!" 

„Du kannst sagen, was du willst... du wolltest es auch." 

„Ich bring dich um, wenn du diese Lüge verbreitest!" 

„Schon gut, schon gut... Bleib doch mal locker!" 

Die beiden starrten sich an, ohne auch nur ein Wort zu sagen. 

„Verschwinde lieber Patrick." 

„Warum gehst du nicht?" 

Patrick stand auf, schaute Henry an und rieb sich den Dreck von seinem Hosenbein. Henry hielt seinem Blick stand, ging aber ein paar Schritte nach hinten. 

„Schön, gehe ich eben. Hauptsache weg von dir!" 

Henry hätte ebenso gut stehen bleiben und darauf warten können, dass Patrick es langsam mit der Angst zu tun bekam und sich verkrümelte. Aber das würde ihm nach diesem Vorfall zu lange dauern. Henry ging Schritt für Schritt zurück, schaute noch für eine kurze Zeit lang Patrick an, drehte sich um und verschwand hinter den Bäumen. 

„So ein Idiot", fluchte Henry vor sich hin und trat einen Stein nach dem anderen weg. 

Nach ein paar Minuten stand er wieder vor seinem Haus. Die Angst stieg wieder an. Henry fing erneut an zu zittern. Schließlich nahm er seinen ganzen Mut zusammen und lief zur Tür. Er öffnete sie ganz vorsichtig und schlich vorsichtig an seinem Vater vorbei, welcher im Sessel saß. 

„Wo warst du?" 

Die Stimme seines Vaters brachte Henry sofort zum Stillstand. 

„N-Nirgends", antwortete er. Butch Bowers schälte sich schwerfällig aus seinem Sessel und stellte sich vor Henry. Dieser starrte auf den Boden. Er konnte seinem Vater beim besten Willen nicht ins Gesicht sehen. 

„HENRY!!!" 

Henry zuckte zusammen. Er schaute vorsichtig hoch. Das Gesicht seines Vaters war nur noch 5 cm von seinem eigenen entfernt. 

„Ich war mit Belch und Patrick unterwegs." 

Butch nahm seinen Sohn und drückte ihn gegen die Wand. 

„DU SOLLST MICH NICHT ANLÜGEN!" 

Er schlug Henry mit der Faust zwei Mal ins Gesicht. Henry schrie vor Schmerz. 

„Ich habe nicht gelogen!" 

Sein Vater grummelte und ließ ihn los. Henry rannte in sein Zimmer, verriegelte die Tür und legte sich auf sein Bett. Er igelte sich ein und die Tränen liefen ihm über seine Wangen.

The Story of Henry Bowers Where stories live. Discover now