Bei dir fühle ich mich wohl

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„Dieser Mann ist wirklich nett! Ich hab ich jetzt schon gern", sagte Ava und lächelte gerade aus.

„Ja das stimmt... er ist glaube der einzige der immer zu mir und meiner Mutter gehalten hat", sagte Henry und dachte ein paar Jahre zurück.

Ava schaute aus dem Augenwinkel an und nahm vorsichtig seine Hand, in der anderen Hand trug sie einen Teil des Essens.

„Hier geht es lang, oder?", fragte sie und schlug einen Weg ein.

„Ja... das du das noch weißt", lachte Henry.

Ava grinste.

Die beiden schlugen den Weg in Richtung Barrens ein. Es war ein warmer Sommertag. Vereinzelt traten Sonnenstrahlen durch die Baumkronen des Waldes, durch den Ava und Henry nun liefen. Egal von welcher Richtung man kam, wenn man in die Barrens wollte, musste man durch ein Stück Wald. Sie lagen ein kleinwenig versteckt. An ihrem Ziel angekommen, stellten die beidem zunächst ihr Essen ab.

„Hier ist es so schön... man kann einfach mal alles vergessen, was um einen rum geschieht", sagte Ava und streckte ihre Arme aus, während die Sonnenstrahlen auf ihr Gesicht trafen.

Sie genoss die Wärme, die Stille, fühlte sich frei und wohl.

„Das du es hier in Derry so schön findest", lachte Henry und streckte sich.

„Zumindest hier ist es schön", sagte sie und legte sich mit dem Rücken auf den Boden.

Sie streckte Arme und Beine von sich und ließ einfach nur ihre Seele baumeln. Henry legte sich neben sie auf den Boden.

„Wieso seit ihr ausgerechnet nach Derry gezogen?", fragte Henry vorsichtig und starrte in den Himmel.

„Mein Vater wollte es so. Er hatte einen riesen Schuldenberg und da wir ärmer sind, konnten wir das nicht bezahlen. Er war spielsüchtig und es wurde immer mehr und mehr. Mit den übelsten Kerlen hat er sich über Jahre verstrickt, bis es schließlich zu Drohungen kam. Dann sind wir weggezogen. Hier her nach Derry..."

„Hast du dich dagegen gewehrt?"
Henry wollte eigentlich nicht weiter fragen, da er nicht unhöflich sein wollte, doch es interessierte ihn sehr.

„Nein... nicht wirklich. Mein Vater hätte mir vermutlich eh keine Wahl gelassen", antwortete sie und kniff die Augen ein wenig zusammen, da die Sonne nun besonders stark schien.

„Aber was ist mit deinen Freunden?", fragte Henry und bewegte seinen Kopf in ihre Richtung.

„Ich hatte nicht wirklich Freunde. Ich hatte auch keinem besonders guten Ruf wegen meinem Vater. Ich wurde ziemlich oft deswegen aufgezogen und geärgert."

Henry schaute zu ihr. Er verglich sich ein wenig mit Ava. Sie war die, die wegen ihrem Vater geärgert wurde. Henry war der jenige, der andere wegen seinem Vater ärgerte. All das, was sich zu Hause in ihm aufstaute, ließ er an anderen aus.

„Aber ich bereue es nicht hier her gezogen zu sein", sagte sie, drehte sich zu Henry um und nahm sein Hand.

Henrys Herz pochte schneller. Er wurde etwas nervös und lief rot an. Sein Lächeln konnte er nicht verbergen, wollte er auch gar nicht.

Er legte sich eng an Ava und hielt sie im Arm.

„Bekommst du schon Hunger?", fragte er und strich ihr durch ihr Haar.

„Ja schon ein wenig", sagte sie und schaute zu ihm hoch.

Henry ärgerte sich, da er eigentlich nicht aufstehen wollte. Er wollte bei Ava liegen bleiben und sich kein Stück von ihr wegbewegen.

Schwerfällig ließ er sie los und stand auf.

„Wir brauchen Feuer... ich geh kurz in den Wald und hole ein paar Äste", sagte Henry und ging los.

Ava packte in der Zeit das Essen aus. Henry lief ein Stück in den Wald hinein und sammelte so viele Äste wie er tragen konnte.

Vollbeladen kehrte er schon nach ein paar Minuten zurück zu Ava.

„Um Himmel Willen! Soll ich dir was abnehmen?", fragte sie, als sie einen riesen Stapel Äste auf sich zulaufen sah.

Henry war hinter dem ganzen Holz fast kaum mehr zu sehen und stolperte jeden Zentimeter.

„Was? Ne ne, alles gut, das klappt schon... naja irgendwie...", antwortete er.

Ava brach in Lachen aus und hielt sich den Bauch.

Plötzlich schaukelte Henry so sehr, dass er sich bei dem Versuch auf einem Bein zu stehen nicht mehr halten konnte und zur Seite umkippte.

„Oh Gott! Hast du dir was getan?", fragte Ava und hörte auf der Stelle auf zu lachen.

Als sie die Äste von Henry runternahm, lag dieser lachend auf dem Boden. Ava fing ebenfalls wieder an zu lachen.

Sie half ihm auf und klopfte ihm die Erde, die noch vereinzelnt an den Ästen hing und nun an Henrys Shirt klebte, ab.

„Na dann lass uns Feuer machen", sagte Henry und rieb sich die Hände.

Es dauerte Ewigkeiten, bis der erste Funken zu sehen war.

„Hast du das schon mal gemacht?", fragte Ava.

„Ja klar... ich... also... okay nein", antwortete er und kratzte sich im Nacken.

Ava kicherte und half ihm. Sie hatte es jedoch auch noch nie gemacht.

Es kostete ein paar Anläufe, bis es schließlich anging. Schnell vergrößerten sich die Flammen und ein prächtiges Feuer entstand.

„Hat doch funktioniert!", meinte Henry stolz und bewunderte das Feuer.

„Oh mein Gott, Henry! Feuer! An deinem Schuh!", schrie Ava und riss die Augen auf.

Henry blickte verwirrt auf seine Schuhe und erschrak als er realisierte, dass eine kleine Flamme über seine Schuhspitze wanderte.

Schreiend trampelte er wild auf dem Boden hin und her. Als er merkte, dass das wenig half, hüpfte er auf einem Bein zu dem Wasser und Sprang mit voller Wucht hinein.

The Story of Henry Bowers Where stories live. Discover now