Süßigkeiten

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Nach ein paar Minuten erreichten die beiden einen Süßigkeitenladen. Henrys Augen strahlten, wie die von einem kleinen Kind.

„Na dann wollen wir mal", meinte Ava als sie sich zu Henry umdrehte.

Die beiden gingen in den Laden und ihre Augen funkelten. Überall waren die Regale voll mit Schokoriegeln, Bonbons, Keksen... einfach allem möglichen. Die zwei teilten sich auf und nahmen sich alles, was sie kriegen konnten. Vollbepackt liefen sie zur Kasse und legten ihre Sachen ab. Der Verkäufer starrte sie mit großen Augen an.

„Was wollt ihr denn mit so viel Zucker?", fragte er lächelnd, aber auch ein wenig ernst.

Henry und Ava schauten sich fragend an. Der Verkäufer würde ihnen das ganze Zeug vermutlich nicht einfach so verkaufen.

„Ähm... ich brauch das alles für...", fing Ava an.

„Meine Gesundheit", fuhr sie fort.

„Für deine Gesundheit?", fragte der Verkäufer.

„Äh... ja! Mein Arzt meinte, wenn ich nicht genügend Zucker bekomme, dann bekomme ich furchtbare Kopfschmerzen und Krämpfe", sagte Ava, hielt sich den Kopf und verzog das Gesicht.

„Bist du dir sicher?", fragte der Verkäufer und schaute sie mit hochgezogener Augenbraue an.

Er fing ein wenig an zu lachen. Auch Henry musste sich das Lachen verkneifen, als Ava ihm das erzählte.

„Na wenn das so ist", sprach der Verkäufer langsam.

Der Verkäufer rechnete alles zusammen.

„Das macht dann... genau 8 Dollar", sagte der Mann.

Ava bezahlte schnell und die beiden klemmten sich alles unter die Arme.

„Na dann guten Appetit", lachte der Mann.

„Dankeschön", entgegnete Ava freundlich und schon verschwanden die beiden wieder aus dem Laden.

Lachend rannten sie an einen etwas abgelegenderen Ort und legten die ganze Beute ab.

Sie ließen sich ins Gras fallen und bekamen fast keine Luft mehr vor Lachen.

„Wie er dich angesehen hat, als du dein Gesicht so verzogen hast", lachte Henry.

Ava fing an lauter zu lachen.

Als die beiden sich wieder eingekriegt haben, öffneten sie die ganzen Tüten. 

Sie stopften sich mit Süßigkeiten voll und genossen diesen Tag. So viel Spaß hatten beide schon lange nicht mehr. Es ging ihnen nach langer Zeit mal wieder richtig gut. 

„Das ist so gut", murmelte Henry mit vollem Mund. 

 Ava lachte und nickte. 

Nachdem sie sich ordentlich die Bäuche vollgeschlagen hatten, legten sich beide auf den Boden und schauten in den Himmel.

„Mir... ist so schlecht", stöhnte Henry und hielt sich den Bauch fest.

„Mir auch", sagte Ava und atmete tief ein und aus.

„Sag mal, bist du dir sicher, dass das nicht zu viel war?", fragte Henry und richtete sich schwerfällig auf.

„Ne, da bin ich mir gar nicht sicher", antwortete Ava und versuchte ebenfalls sich aufzurichten.

 Beide schauten den jeweils anderen an und fingen an zu lachen.

„Das war eine geile Idee von dir", sagte Henry und legte seine Hand auf die von Ava.

„Die Süßigkeiten zu holen?"

„Ja also eigentlich alles. Das Eis, die Süßigkeiten, die Ausrede, die du hattest", lachte Henry und sah ihr direkt in die Augen. 

Ava sah Henry auch direkt in die Augen. Sie war wie in Trance, diese Augen durchstachen sie, schauten ihr direkt in die Seele. Sie war sprachlos, wie gelähmt. Ihr Mund stand leicht offen.

„Alles in Ordnung?", fragte Henry und winkte mit der Hand vor ihrem Gesicht.

Ava wachte wieder auf und schüttelte den Kopf.

„Hm? Achso... ja alles in Ordnung", antwortete sie. 

Doch ihr Blick ließ keine Sekunde von diesen Augen ab. Sie fesselten sie zu sehr. 

„Dieses Leben ist so viel schöner", sagte Henry und legte sich wieder auf den Rücken.

„Wie meinst du das?"

„Es ist einfach viel schöner, als die ganze Zeit ausgestoßen zu werden, oder verdroschen zu werden", antwortete Henry.

Ava legte ihren Kopf auf Henrys Bauch.

„Ich weiß, was du meinst... sag mal stimmt das, dass du wirklich nirgends hingegangen bist, als du kleiner warst?"

Henry nickte und atmete schwer aus.

„Wenn du immer nur komisch angeschaut wirst, willst du einfach nirgends mehr hin. Du fühlst dich ausgestoßen, wirst zu sehr verletzt. Es hat für dich einfach keinen Sinn mehr..."

Die beiden setzten sich auf. 

„Hey, was ist los?", fragte Ava, als Henry den Kopf sank.

Er sagte nichts, keinen einigen Ton.

Sie nahm ihn in die Arme.

„Manchmal wünsche ich mir auch ein anderes Leben. Ein viel besseres, ohne Gewalt. Es gibt so viele Dinge, die ich noch machen könnte, die ich noch machen will. Wenn ich Abends vor dem Haus sitze, wenn es mir zu viel wird, stell ich mir das immer vor, wie es wäre, wenn ich meinen Weg gehen könnte. Das klingt irgendwie total kitschig", lachte sie, während sie in den Himmel schaute.

Henry schüttelte den Kopf und nahm sie in die Arme. Ava war ein wunderbarer Mensch für ihn. Es war ihm egal, was aus ihm werden würde. Viel mehr machte er sich um Ava Gedanken. Sie war zu so vielem im Stande, doch bekam auch nie eine Chance. Er würde alles dafür tun, ihr das Leben zu geben, was sie sich so sehr wünschte.

„Irgendwann wird alles besser. Ich verspreche es", flüsterte er ihr leicht in ihr Ohr.

Sie lächelte und drückte ihn.   

  


The Story of Henry Bowers Où les histoires vivent. Découvrez maintenant