Irgendwas stimmt hier nicht

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An Avas Haus angekommen stieg diese vorsichtig aus dem Wagen.

„Ich bleib hier draußen", sagte Henry und hielt sie noch kurz am Handgelenk fest.

Am liebsten würde er sie nicht gehen lassen, sie wieder mit zurück nehmen, doch es würde ihr nur noch mehr Ärger einbringen.

Ava nickte ihm lächelnd zu und Henry ließ schweren Herzens los. Ihm war gar nicht wohl bei der Sache. Er sah Ava an der Haustür stehen und unsicher klopfen. Belch kurbelte das Fenster ein wenig runter, um Worte zu hören, und alle verhielten sich ruhig.

„Da bist du ja", hörten sie ihren Vater sagen, als er die Tür aufmachte.

Er hielt seine Hand ungewöhnlich sanft an Avas Rücken und schob sie leicht durch die Tür. Er klang so fürsorglich, fast schon besorgt um sie.

Henry blieb dennoch unruhig und legte seine Hand an den Türgriff. Durch ein Fester, direkt neben der Haustür konnten Henry, Belch und Victor Ava und ihren Vater sehen.

Er schlug die nicht oder zerrte ihr an den Haaren oder Klamotten. Im Gegenteil. Er legte seine Hände an ihren Kopf. Die Jungs fragte sich, was er da macht. Es sah aber nicht gefährlich aus. Henry fand die Sache komisch.

„Wo bist du nur gewesen?", fragte Avas Vater.

„Ich... ich war bei einer Freundin", antwortete sie.

„Spar dir das. Ich weiß, dass du bei diesem Jungen warst und ich weiß, dass das das Auto seines Freundes in der Einfahrt ist", sagte ihr Vater.

Er drückte mit den Händen fest an ihrem Kopf, doch das bemerkten die Jungs aus der Ferne nicht.

„Woher..."

„Du kennst mich einfach nicht genug", sagte Avas Vater.

Ava holte Luft zum Schreien, doch ihr Vater unterbrach sie.

„Du bist still! Einen einzigen Ton und deine Freunde sind dran, kapiert?!", zischte ihr Vater.

Ava starrte ihn mit großen Augen an, blieb aber still.

„Du wirst jetzt mit mir ins Wohnzimmer gehen und du wirst deinen Freunden signalisieren, dass alles in Ordnung ist, hast du verstanden?"

Ava nickte leicht.

Ava und ihr Vater entfernten sich langsam von Fenster. Ava setzte ein Lachen auf, die Jungs erkannten nicht, dass ihr die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben stand.

Sie war einfach zu weit weg und das Glas des Fensters spiegelte.

„Es scheint alles in Ordnung zu sein", sagte Henry, obwohl ihm das ganze nicht geheuer war.

„Ganz sicher?", fragte Belch nur um sicher zu gehen.

„J-Ja, glaube schon", meinte Henry.
Er wusste, dass er nicht ins Haus reinstürmen konnte, erst recht nicht, wenn es Ava anscheinend wirklich gut ging.

Er würde die Sache nur schlimmer machen und da sie nicht rauskam und auch kein Krachen oder lautes Geschrei hörte, schien es so, als sei alles okay. Also fuhr die Bowers Gang von dem Grundstück weg.

„Du wirst hier bleiben... verstanden?"

Ava nickte flüchtig. Ihr Vater nahm einen alten Strick und band Avas Handgelenk an die Heizung im Badezimmer.

Er knotete es so fest zu, dass es in Avas Handgelenk schnitt.

„Du weißt, dass ich nur das Beste für dich will", sagte ihr Vater mit leiser Stimme und klopfte ihr auf die Wange.

Sonst geschah nichts.

Ava dachte nur an Henry.

Ob er noch vor dem Haus stehen würde? Ob er ihr das Lächeln abgenommen hatte? Und was würde erst sein Vater mit ihm anstellen?

Sie fragte sich, warum Henrys Vater sie auf der Polizeitstation nicht erwähnt hatte. Es wäre die Gelegenheit gewesen. Ava grübelte und grübelte.

Die ganze Situation kam ihr merkwürdig vor. Wie kam das Auto auf den Müllplatz? Was ist mit dem Jungen passiert? Das alles passte nicht zusammen.

Nach einer Weile versuchte sie sich los zu reißen. Sie versuchte das Seil auf zu knoten, doch es gelang ihr nicht. Vor ihr auf einem kleinen Regal lag eine Schere. Ava versuchte alles um an die Schere zu kommen, doch ihr Arm war nicht lang genug.

Die Bowers Gang fuhr durch die Straßen, grübelten genau so wie Ava.

„Avas Vater sah ja nicht gerade sehr freundlich aus", meinte Belch.

„Ich weiß... ist er auch nicht. Ich weiß nicht, was das war", sagte Henry.

Er machte sich noch immer Gedanken um Ava. Wenn er doch wüsste, was wirklich los war. 

The Story of Henry Bowers Where stories live. Discover now