Der Morgen danach

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„Jungs wacht auf!", schrie Belch, als er jetzt am frühen Morgen realisierte, was die Nacht passiert war.

Die Jungs rieben sich die Augen, streckten sich und schauten sich um. Die Bierdosen, die aus dem Schrank gepurzelt sind, lagen immer noch verstreut auf dem Boden. Die Wasserflasche, welche Patrick am Abend aus der Küche holte, steckte kopfüber in einer Blumenvase, die Vorhänge waren abgerissen, der Tisch total klebrig und irgendeiner hat versucht, die Schranktür mit einem Besen zu schließen, der jetzt zwischen den zwei Griffen der Türen steckte. Alles in Allem ein riesen Schlachtfeld.

„Also ernsthaft, wer war das?", fragte Belch und deutete auf die Flasche, die Kopfüber in der Vase steckte.

„Was soll das denn jetzt heißen? Du warst das bestimmt!", behauptete Patrick und stellte sich hin.

Beide Jungs hielten sich den Kopf fest, als sie beim diskutieren lauter wurden.

„Geht's euch auch so?", fragten die beiden Victor und Henry.

Henry wurde jetzt erst richtig wach.

„Wie spät ist es?", wollte er wissen und rieb sich die Augen.

„Äh... zwölf Uhr, wieso?"

Henry riss die Augen weit auf und stand sofort auf den Beinen.

„Scheiße, ich muss weg!", rief er und rannte zu Tür.

Auf dem Weg dahin stolperte er noch über ein paar Bierdosen.

„Wohin willst du denn jetzt schon wieder??", fragte Belch.

„Später", rief Henry und schlug auch schon die Tür hinter sich zu.

Belch entfernte den Besen von der Schranktür und gab ihn Patrick.

„Dann kannst du schon mal anfangen sauber du machen" befahl er und deutete einmal quer durch die Wohnung.

Patrick warf den Besen hin.

„Ich glaube du spinnst! Deinen Dreck kannst du selbst weg machen!"

„Mein Dreck?! Das ist dein Dreck!" „Ja, und dein Haus!"

Patrick nahm den Besen und drückte ihn Belch in die Hand. Belch schlug ihm mit dem Besen gegen die Beine.

„Räum wenigstens die Dosen weg, du Drecksack!"

Patrick überhörte Belch absichtlich und legte sich wieder auf die Couch.

„Hör auf so rumzustressen, sonst setzt's gleich was!"

Belch ließ jedoch nicht locker und schlug Patrick in Dauerschleife ein Kissen gegen den Kopf. Als er bemerkte, dass das nicht viel half, lief er in die Küche und holte einen Eimer mit kaltem Wasser. Er goss ihn über Patrick aus, der nichtsahnend versuchte, wieder einzuschlafen.

„AAAAAHHHH, DU DRECKSAU!!!"

Mit klitschnassem Kopf sprang Patrick mit einem Satz auf und schlug Belch den Eimer aus der Hand.

„Also schön, ich hoffe du bist dir im Klaren, dass dein Haus jetzt noch dreckiger ist!"

„Meine Mutter bringt mich um, wenn die das hier sieht, also an die Arbeit, Hockstetter!"

Belch trat ihm in den Hintern und Patrick nahm widerwillig den Besen und einen Lappen in die Hand.

„Wo ist Henry?", fragte Victor, der es nicht richtig mitbekommen hat, dass Henry schon längst gegangen war.

„Schon gegangen", antwortete Belch und drückte ihm einen weiteren Lappen gegen die Brust.

„Oh, na dann..."

Victor stand auf und realisierte jetzt erst richtig, was mit der Wohnung passiert war.

„Scheiße, wer war das dann?"

Patrick und Belch schauten ihn genervt an.

„Beweg dich", rief Patrick und fing an den Boden zu wischen.

Überall klebten kleine Bierflecken, die sehr schwer rausgingen, wie Patrick feststellte.

„Mein Schädel", jammerte Belch und setzte für kurze Zeit aus.

„Wie viel Bier war das bitte?", fragte Victor und schaute auf die leeren Dosen, die immer noch niemand weggeräumt hatte.

Die Jungs hatten Kopfschmerzen vom Feinsten.

Auch Henry wurde den Morgen von Kopfschmerzen geplagt, als er sich auf den Weg zu Ava machte.

„Mein Kopf", flüsterte er als vor sich hin, kniff die Augen zusammen und verzog sein Gesicht.

Jeder noch so kleinste Sonnenstrahl war eigentlich schon zu viel für ihn, und der Lärm von der Baustelle, an der er vorbei kam, setzte nochmal einen oben drauf.

Er versuchte die Kopfschmerzen zu unterdrücken, als er schon Avas Haus sah. Er näherte sich dem Grundstück und lief zu den Fenstern. Es sah so aus, als ob niemand wäre.

Henry lief zur Tür, sie stand offen. Er betrat vorsichtig das Haus und versuchte möglichst keinen Lärm zu machen. Als er sich sicher war, dass zumindest der Vater nicht da war, rief er nach Ava, erst etwas leiser, dann lauter.

Ava war noch immer eingeschlossen und wachte durch Henrys Rufe auf.

„Henry? Henry!", rief sie und stand blitzartig auf.

Henry folgte der Stimme, bis er vor der Küchentür stand. Ava hämmerte gegen die Tür.

„Mein Vater hat mich eingeschlossen!"

„Wo ist der Schlüssel?"

Henry suchte alles ab, doch konnte keinen Schlüssel finden.

„Verdammt!", schrie er und trat gegen die Tür.

„Okay, Ava... geh von der Tür weg."

Ava trat ein paar Schritte zurück und Henry nahm auf der anderen Seite anlauf. Er warf sich gegen die Tür. Er versuchte es ein paar Mal, doch es half nur ein wenig.

Ava wurde plötzlich schlecht und Henry hörte nur einen dumpfen Aufprall.

„Ava?! Ava!!!", rief er, doch er bekam keine Antwort.

Sein Adrenalin stieg, seine Sorge groß und er trat mehrmals gegen die Tür, immer stärker, immer heftiger. Immer wieder rief er nach ihr, doch es kam nichts. Schließlich schaffte er es die Tür mit seinem letzten und kräftigsten Tritt zu einzutreten.

The Story of Henry Bowers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt