Diesmal entkommt ihr nicht! Teil 1

299 18 0
                                    


Henry wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und brachte seinem Vater das Bier. Dieser bemerkte nicht einmal, dass Henry geweint hat, und wenn wäre es ihm auch egal. 

„Und jetzt geh mir aus den Augen", murmelte sein Vater, als Henry schon auf dem Weg in sein Zimmer war. 

Henry schloss die Tür und legte sich auf sein Bett. Er verstand nicht ganz, warum sein Vater ihn nicht verdrosch oder ähnliches. Immerhin hatte er genügend Grund dazu. Doch Henry war froh darüber, dass er diesen Abend ohne blaue Flecken oder einer blutigen Nase zu Bett gehen konnte. 

Er dachte an seine Mutter, daran, wie es wäre, wenn sie jetzt noch bei ihnen wäre. Henry fragte sich jeden Tag, wie es ihr wohl gehen würde, ob sie noch an ihn denkt, oder ihn schon vergessen hatte. Sie meldete sich nicht mehr seit ihrem Verschwinden. Sein Vater kümmerte das kein Stück, doch Henry litt stark darunter. Er traute sich in den Jahren immer weniger nach seiner Mutter zu fragen. 

Butch ging bei diesem Gesprächsthema immer sofort an die Decke. Henry machte sich immer noch schreckliche Vorwürfe, dass er seiner Mutter in jeder Nacht nicht geholfen hatte. Wäre es dann soweit gekommen? Vielleicht hätte seine Mutter ihn dann mitgenommen. 

Er hatte nicht einmal einen Anhaltspunkt, wo er sie finden könnte. Seine Großeltern waren schon tot, ihre Freunde wohnten auf einem anderen Kontinent und hatten kaum Kontakt zu seiner Mutter, seitdem sie mit Butch zusammenkam. Henry atmete tief ein und aus. Es brachte nichts, sich mit diesem Gedanken rumzuschlagen. 

Es würde ihm seine Mutter auch nicht wieder nach Hause holen. Henry stand auf und lief zum Fenster. Er starrte auf den Wagen seines Vaters. 

Diese Schrottkarre, dachte er sich und machte dabei ein Gesicht, als hätte der Wagen ihm sonst was angetan. Er schaute auf die Straße, die zu Avas Haus führte. 

Die Bowers Gang fuhr noch ein wenig durch die Gegend. 

„Halt kurz an", rief Patrick zu Belch. 

„Schaut mal dahinten", sagte er lächelnd und zeigte auf Bill und seine Leute, die soeben über die Straße liefen. 

„Kommt schon, hinterher!" 

Victor Patrick und Belch stiegen aus dem Auto und folgten den Freunden, die gerade in Richtung Barrens liefen. 

„Wo wollen die noch so spät hin?", fragte Victor. Patrick hörte gar nicht richtig zu. 

Er malte sich schon bildlich seine Rachegelüste aus. Die Bowers Gang folgten ihnen zu einer Klippe. Sie versteckten sich hinter einem Strauch, damit sie von den Freunden nicht gesehen werden. Eddie Kaspbrak, Stanley Uris, Bill Denbrough und Richie Tozier standen an der Klippe und unterhielten sich. 

„W-W-Was ist jetzt eigentlich g-g-genau mit d-d-deinem Knöchel passiert?", fragte Bill Stanley. 

Er sprach ihn schon mehrmals darauf an doch eine richtige Antwort bekam er von ihm nicht. Nur ein kleines Gemurmel und dann würde er sich eh wieder rausreden. 

„Ich bin im Wald gestolpert, das habe ich doch schon gesagt", antwortete Stanley. 

„Hätte deine Mutter dir das nicht besser verbinden können? Das ist doch nur ein normales Tuch. Meine Mutter würde ausrasten, wenn sie wüsste, wie viele Bakterien sich bilden würden", meinte Eddie und schüttelte sich bei dem Gedanken daran, wie lange Stanley ihn schon trug. 

„Deine Mutter macht sich um alles Gedanken", sagte Richie und schüttelte den Kopf. 

„Ich habe mir den Verband selbst angelegt. Meine Mutter weiß nicht mal was davon." 

Die Freunde schauten sich fragend an. 

„Wieso nicht?", fragte Eddie. 

„Sie würde sich nur zu viele Gedanken machen." 

„Was reden die da?", wollte Patrick wissen. 

Die Gang verstanden nur vereinzelnd ein paar Worte. Eddie machte seine Bauchtasche auf und kramte in ihr rum. 

„Ah! Da ist es doch", rief er, als er ein Stück Verband aus seiner Tasche holte. 

„Das musst du wirklich nicht, Eddie..." 

„Jetzt stell dich nicht so an!" 

Eddie bückte sich zu Stanleys Knöchel. Er betrachtete ihn, doch er konzentrierte sich viel mehr auf den Verband, als auf die Wunde an sich. 

„Dieses Tuch...", flüsterte er vor sich hin und betrachtete es genau. 

Er strich über dieses Tuch, schaute sich dieses Muster an. Erschrocken stand er wieder auf. 

„Was ist los?", fragte Bill, der nicht verstand, warum Eddie den Verband nicht abnahm. 

„Das ist... also dieses Tuch..." 

Er schaute die Jungs an. 

„So ein Tuch trug Henry Bowers neulich bei sich", fuhr er fort. 

Die Bowers Gang hörten, dass Henrys Name fiel und Eddie auf das Tuch an Stanleys Knöchel zeigte. 

„Nein, das kann nicht sein. Das war eins von meinen Tüchern!" 

„Bist du dir sicher, Stan?" 

„Ja klar. Leute, denkt ihr wirklich, dass Henry einen verarzten würde? Er hätte mich, wenn er mich gefunden hätte, umgebracht. Ihr wisst doch wie wütend er war!" 

„Aber das ist ganz klar so ein Tuch gewesen", behauptete Eddie. 

„Und wenn schon, dass bekommt man doch überall!" 

„Was hat Henry denn mit denen zu tun?", flüsterte Victor und schaute die anderen an, die versuchten irgendetwas von dem, was die Freunde beredeten, zu verstehen. 

Als sie hörten, wie sich Richie über Henry und die Gang lustig machte und die anderen darüber lachten, kam die Bowers Gang hinter dem Strauch hervor. 

„Sieh mal an, wenn wir da haben", grinste Patrick rachsüchtig. 

Die Freunde erschraken. Sie bekamen es mit der Angst zu tun, als sich Belch und Victor vor ihnen aufbäumten und Patrick sein Feuerzeug rausholte. Sie schauten hinter sich, doch sie konnten nirgends hin. Hinter ihnen ging es mehrere Meter in die Tiefe. 

Sie saßen in der Falle.

The Story of Henry Bowers Where stories live. Discover now