In den Barrens

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Ava rannte weiter, direkt in den Fluss. Henry rannte ihr hinterher. Als er sie erreichte, klammerte er sich an sie und ließ sie nicht mehr los. 

„Erwischt", lachte Henry. 

Ava fing ebenfalls an zu lachen. 

Sie riss sich los und tauchte unter. Henry fing an sie zu suchen. Plötzlich tauchte Ava hinter ihm auf und versuchte ihn unter zu tunken. 

„Oh warte, das gibt Rache!" 

Die beiden brachen erneut in lautem Gelächter aus. So viel Spaß hatten beide lange nicht mehr. Sie schwammen die ganze Zeit umher, tunkten sich gegenseitig unter und spritzten sich nass.

Als Ava vor Henry auftauchte, nahm er sie an der Taille und hob sie hoch. Sie streckte ihre Arme zur Seite. Es war ein tolles Gefühl. Sie fühlte sich einfach nur frei. Henry ließ sie ein Stück runter. Er schaute ihr ins Gesicht, in ihre funkelnden Augen und lächelte. 

Ava berührte Henrys Nase mit ihrer, während sie die Arme um ihn legte. Ihr Herz pochte schneller.

„Ich könnte jetzt total fies sein", meinte Henry und grinste. 

„Moment wie? Warte nein, wehe du..." 

Ehe Ava ihren Satz beendete, warf Henry sie nach vorne ins Wasser. 

„Na warte", lachte Ava und tauchte unter. 

Unter Wasser nahm sie Henrys Beine und zog sie weg. Die beiden genossen ihre Zeit.

Für einen Moment lang vergaßen sie ihre Väter und allen Ärger und konzentrierten sich nur auf sich selbst. Sie machten sich keine Sorgen oder Gedanken, sondern hatten einfach nur Spaß.

Für Henry war es ein neues Gefühl. Er war für einen Moment frei von seinem Vater, von den ganzen Gerüchten. Er liebte dieses Gefühl jetzt schon und in Avas Gegenwart fühlte er sich wohl. Dieses Gefühl sollte, wenn es nach ihm geht, nie enden.

Als die beiden wieder aus dem Wasser kamen, legten sie sich auf den Boden und ließen sich in der Sonne trocknen. Vor lauter Lachen hatten beide Bauchschmerzen bekommen. 

„Ich glaube, ich habe zehn Liter Wasser geschluckt", sagte Ava und verzog das Gesicht. 

„Nur? Ich glaube, ich habe locker noch zwei Fische verschluckt", entgegnete Henry und verzog ebenfalls das Gesicht. Ava lachte laut los.

„Das war echt lustig", meinte Ava

„Ja, das war echt schön!"

„Machst du sowas öfter?"

Ava dreht ihren Kopf und blickte zu Henry.

„Nein, nicht direkt", antwortete Henry.

„Meine Freunde und ich sind meistens nur so unterwegs..."

„Achso." Ava lächelte.

„Und du?"

Ava schaute wieder in den Himmel.

„Naja also hier habe ich noch nicht wirklich Freunde, du bist der einzige, mit dem ich bis jetzt Kontakt hatte, und ich bin wirklich froh darüber", sagte sie mit einem kleinen Strahlen im Gesicht.

Henry lächelte. Es war schön diesen Satz von ihr zu hören.

„Meine Mutter hatte damals immer etwas mit mir unternommen, bis sie weg ging. Es war immer so schön, ich vermisse die Zeit mit ihr. Wie ist es mit deiner?"

Sie drehte sich von ihrem Rücken auf ihren Bauch.

„Meine Mutter hat schon viel mit mir gemacht... also denke ich... ich kann mich nur noch an wenige Sachen erinnern. Sie ist schon sehr früh abgehauen, wegen meinem Vater."

„Oh, das tut mir leid", sagte Ava und legte ihre Hand auf seine Henrys.

Sie hatte wirklich Mitleid mit Henry.

„Das heißt, du kennst diese ganzen Sachen, die Eltern mit einem unternehmen gar nicht?"

„Nicht wirklich", meinte Henry und schüttelte den Kopf.

Ava würde ihm gerne diese ganzen Sachen zeigen, am liebsten alles nachholen. Sie erinnerte sich daran, wie glücklich sie war, als ihre Mutter beispielsweise jeden Mittwoch im Sommer mit ihr Eis essen ging. Sie traute sich jedoch nicht ganz Henry zu fragen.

„Mein Vater hat wirklich gar nichts mit mir gemacht. Er ließ mich teilweise nicht mal raus."

„Das tut mir so leid. Das muss schlimm gewesen sein!"

„Ja, das war es... oh man, tut mir leid, dass ich dich so voll jammere! Dein Vater war bestimmt genau so zu dir oder?"

Ava nickte.

„Ja, er war auch so, er sperrte mich regelmäßig in meinem Zimmer ein... aber was deinen Vater angeht, da kannst du mir alles erzählen! Ich höre dir immer zu!"

Ava lächelte.

„Danke, ich höre dir auch immer zu", sagte Henry und drehte sich zu Ava.

Die beiden schauten in den Himmel und blendeten alles aus.

„Hast du damals mit deiner Mutter auch immer die Wolkenbilder beobachtet?"

„Nein, wie meinst du das?", wollte Henry wissen.

„Das ist ganz einfach. Du brauchst nur Fantasie... siehst du... die Wolke da sieht aus wie ein Schiff und die daneben wie ein Baum", erklärte Ava und zeigte Henry die Wolken, von denen sie redete.

„Oh warte, die sieht aus wie ein Vogel", meinte Henry.

„Ja, stimmt. Und die wie eine Blume!"

Die beiden verbrachten die ganze Zeit damit, in den Himmel zu starren.

Ava lehnte sich gegen Henrys Schulter, Henry legte seinen Kopf gegen ihren.

Am liebsten würden sie für immer an diesem Ort bleiben.

The Story of Henry Bowers Where stories live. Discover now