Arbeit, Arbeit, Arbeit

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Henry schüttelte nur genervt den Kopf.

„Habt ihr die Wohnung wieder sauber gekriegt?", fragte er grinsend um vom Thema abzulenken.

„Haha, sehr witzig! Alter, wenn meine Mutter das gesehen hätte, die hätte mich gesteinigt!"

Die Bowers Gang fing an zu Lachen.

„Ach komm schon, als ob sie keinen Spaß versteht", meinte Henry und schlug ihm gegen die Seite.

„Nee. Was das angeht wirklich nicht", murmelte Belch und rollte die Augen.

Henry schaute in seinen Garten und fing an genervt zu stöhnen, als er die ganze liegengebliebene Arbeit sah, die noch erledigt werden musste.

„Was'n los, Henry?", fragte Belch und grinste vor Schadenfreude.

„Kümmer dich um deinen Kram, du Spinner!"

„Ich muss später auch noch meinem Vater bei der Arbeit helfen", sagte Victor und lehnte sich gegen das Auto von Belch.

Bei dem Wort 'Arbeit' stieß Henry ein angewidertes Würgen aus sich raus.

Die Jungs lachten.

„Ist dein Vater im Haus?", fragte Patrick und zog an seiner Zigarette.

„Ja, der müsste aber schon schlafen", meinte Henry und schaute zu seinem Haus.

Kurz danach schaute er wieder in den Garten. Allein bei dem Gedanken, dass er gleich wahrscheinlich wieder an die Arbeit musste, wurde ihm schlecht. Er hatte keine Lust, die ganzen schweren Sachen zu heben. Jeden Abend ging er mit schrecklichem Muskelkater zu Bett, oder er schnitt sich an dem Wellblech, oder sonstigem. 

„Kommst du klar Henry?", fragte Belch.

„Jaja..."

Henry hatte absolut keine Lust, die Arbeit zu erledigen.

„Wir sehen uns morgen wieder?"

Die drei Jungs machten schon die Tür vom Auto auf, warteten jedoch noch mit dem Einsteigen, bis Henry eine Antwort gab.

„Jaja... verschwindet schon", sagte Henry und winkte ihnen.

Dann stiegen sie ins Auto und fuhren weg.

Henry überlegte, wie er sich von der Arbeit drücken könnte. Hatte sein Vater ihm eigentlich irgendetwas aufgetragen? Oder würde er es merken, wenn Henry nichts tat? Immerhin sah der Garten von Tag zu Tag schlimmer aus, egal wie sehr man versuchte ihn sauber zu halten. Die Bowers' hatten einfach viel zu viel Gerümpel. Egal wo Henry hinschaute, überall standen Kisten oder Schrottteile. 

Henry atmete tief ein und aus und ging schlussendlich doch an die Arbeit. Er hatte keine Lust, wieder von seinem Vater verdroschen zu werden, falls er es merken würde. 

Henry schuftete und schuftete, wie ein Verrückter, doch es kam ihm so vor, als würde es immer mehr werden, je mehr er versuchte den Kram zu beseitigen. Er richtete die Flagge, welche vor dem Haus hing, strich den Gartenzaun und richtete das Beet. Seine Mutter hat es mal angelegt und obwohl Butch Bowers wirklich keinen grünen Daumen hatte und ihm dieses Beet eigentlich total egal war, befahl er Henry jedes Mal aufs neue das Gemüse zu ernten und neues anzubauen.

Henry räumte den ganzen Schrott bei Seite. Er wusste selbst nicht so genau wohin damit, Hauptsache mann konnte sich einen Weg durch den Vorgarten zum Haus bahnen. Er hätte schwören können, dass er das meiste, was im Garten lag, noch nie gesehen hatte. Wofür brauchte sein Vater eigentlich den ganzen Müll? Vermutlich nur um mich zu quälen, dachte Henry sich. 

Er schuftete eine Stunde lang, bis ihm die Knochen weh taten. Total verschwitzt vor Anstrengung und mit Dreck beschmiert lief er vor das Haus und betrachtete seine Arbeit. 

„Geht doch...", flüsterte er.

Dann erblickte er plötzlich den Wagen seines Vaters, der an der unteren Seite nur so mit Schlamm überdeckt war. Wenn Henry es nicht besser wüsste, hätte er schwören können, dass sich der Dreck schon bewegte. 

Henry stöhnte genervt, schüttelte dann aber den Kopf.

Das kann der selbst sauber machen, dachte er sich, warf sich ein Tuch über die Schulter und ging ins Haus.

Er schloss so leise wie möglich die Tür, als er bemerkte, dass sein Vater tief und fest schlief. Er muss aber zwischenzeitlich nochmal aufgewacht sein, denn als Henry das Haus verließ, hatte er noch kein Bier in der Hand. 

Henrys Vater schnarchte so laut, dass de Wände fast anfingen zu wackeln. 

Er ging in sein Zimmer, zog die Schuhe aus und warf sich auf sein Bett. Das Bett knarrte leicht, doch das war schon seit längerem so. Wirklich bequem war es auch nicht, doch das störte Henry nicht wirklich. 

Er versuchte zu schlafen, doch er drehte sich jede Minute, versuchte eine Position zu finden, in der ihm nicht alles weh tat. Er hielt es nicht aus und machte sich im Dunkeln auf den Weg in die Küche, um sich einen kalten Waschlappen zu holen. Er verhielt sich so leise, wie er konnte, doch plötzlich ging das Licht an.

The Story of Henry Bowers Where stories live. Discover now