Wenn ich ihn kriege...

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In der Zwischenzeit war Ava ebenfalls zu Hause angekommen. Die Polizisten brachten sie zur Haustür und gaben dem Vater noch einmal persönlich Bescheid. Avas Vater spielte die Rolle des besorgten Vaters perfekt. Als die Polizisten gingen, schloss er die Tür und widmete sich seiner Tochter.

„Du warst mit diesem Jungen unterwegs, nicht wahr?"

„Dad..."

Ihr Vater zog sie an den Haaren, schleifte sie in die Küche und setzte sie auf einen Stuhl.

„Was will dieser Junge von dir?!"

Ava hielt sich den Kopf fest.

„Gar nichts", antwortete sie.

„Lüg mich nicht an!! Was hat er mit dir gemacht?"

Avas Vater haute so stark auf den Tisch, dass er anfing zu wackeln.

„Ich lüge dich nicht an! Wir waren nur unterwegs, nichts Besonderes..."
Avas Vater griff sich an die Stirn.

„Was habe ich nur mit dir falsch gemacht, Ava?"

Er schüttelte den Kopf. Ava blieb stumm. Sie wusste, dass es nichts bringen würde, wenn sie mit ihrem Vater diskutiert.

Ihr Vater verpasste ihr eine Schelle. Ava schrie auf und hielt sich die Wange.

„Es ist meine Aufgabe, dich zu beschützen!!", brüllte ihr Vater und schlug noch ein zweites Mal zu.

Avas Vater packte sie an der Hand und machte den Herd an. Er nahm Avas Hand und drückte sie auf die heiße Herdplatte. Ava schrie auf und schaffte es sich loszureißen.

Er drückte Ava auf den Stuhl und schrie sie nur noch an. Er versuchte alles über Henry aus ihr raus zu quetschen, doch sie blieb standhaft.

„Wenn ich diesen Jungen wiedersehe...", flüsterte ihr Vater und rieb sich die Handgelenke.

„Was hast du vor?", fragte Ava nervös und ängstlich.

Sie richtete sich auf und sah ihren Vater mit großen Augen an.

„Das ist meine Sache! Das geht dich nichts an!", brüllte ihr Vater und ging zur Tür.

„Nein!", rief Ava und rannte ihm nach, doch als sie zur Tür kam, knallte ihr Vater sie vor ihr zu und schloss sie ein.

„Wieso sorgst du dich so um ihn? Empfindest du was für ihn?"

Ava bleib für einen kurzen Moment ruhig stehen.

„Der wird sich dir keinen Schritt mehr nähern, dass sage ich dir!"

Ihr Vater donnerte mit der Faust gegen die Tür.

„Hör auf! Du wirst ihm nichts tun!", schrie sie und hämmerte gegen die Tür.

Sie rüttelte an dem Türgriff, warf sich mit voller Wucht gegen die Tür. Ihre verwundete Hand ignorierte sie dabei komplett.

„Das werden wir noch sehen", meinte ihr Vater und drehte den Schlüssel um.

Avas Verzweiflung war groß. Sie wollte Henry warnen, doch wie?

Sie kletterte auf den Küchentisch und schlug gegen das Fenster. Das Fenster hatte keinen Griff, ließ sich also auch nicht öffnen. Es war im Prinzip nur eine Glasplatte. Sie schlug mit aller Kraft, bis das Glas riss und sie sich die Hand blutig schlug.

Sie gab es auf, es hatte kaum einen Zweck. Bis jetzt war das Fenster nicht mal so weit beschädigt, dass man es hätte kaputt schlagen können. Sie setzte sich auf den Boden und versuchte die Blutung zu stoppen. Beide Hände taten weh.

Der Wagen stand immer noch in der Einfahrt und sie hörte auch nicht, dass jemand die Haustür zuschlug. Ihr Vater muss also nicht weggegangen sein.

Plötzlich näherten sich Schritte und Ava stand auf.

„Du wirst diesen Jungen nicht mehr treffen, ist das klar?!", brüllte ihr Vater und schlug gegen die Tür.
„Du kannst mich nicht hier einsperren", rief Ava und klopfte ebenfalls gegen die Tür.

„Ich bin immer noch dein Vater! Ich kann mit dir machen, was ich will!"

„Lass ihn in Ruhe! Er hat mir doch gar nichts getan!"

„Ich will gar nicht wissen, was ihr beide den Tag lang gemacht habt! Der wird sich kein zweites Mal an dir vergreifen!"

„Du bist doch völlig verrückt! Wenn du ihm was antust..."

„Dann was? Du kommst hier nicht raus!"

Ava rüttelte erneut am Türgriff und versuchte die Tür immer noch zu öffnen. Doch jeder Versuch war zwecklos.

„Du bleibst die Nacht hier drin und denkst darüber nach, was du angestellt hast!"

Ava setzte sich auf den Boden. Es hatte alles keinen Sinn. Die bekam weder das Fenster, noch die Tür auf. Sie hörte, wie ihr Vater die Treppen hochlief. Sie bezweifelte, dass ihr Vater heute noch nach Henry suchen würde.

Ava machte sich Sorgen um Henry. Sie wollte gar nicht daran denken, was sein Vater ihm antat.

The Story of Henry Bowers Where stories live. Discover now