Eine Nacht in den Barrens

228 15 5
                                    


Erleichtert blieb er im Wasser stehen.

„Geht's dir gut?", fragte Ava kichernd.

Henry nickte erleichtert. Ava stand vor lachen gekrümmt am Feuer und hielt sich die Hand vor den Mund. Nach einer Weile kam Henry wieder aus dem Wasser und stellte sich zum Trockenen an das Feuer. Ab der Hüfte abwärts war er klitschnass.

„Blödes Feuer", murmelte er leise vor sich hin und trat gegen einen kleinen Ast am Rand.

„Wie hast du das eigentlich geschafft?", lachte Ava und stocherte mit einem Stock im Feuer rum.

Henry zuckte mit den Schultern und fing nun auch an zu lachen.

„Na dann lass uns das Essen machen... ich verhungere  schon", sagte Ava und hielt sich den grummelnden Bauch.

Sie ließ sich auf den Rücken fallen und stellte sich tot. Henry fing an zu lachen.

„Was tust du da?"

„Ich bin schon verhungert", sagte sie.

Henry kicherte und setzte sich ans Essen. Er packte das Hackfleisch aus und formte es zu zwei Kugeln, die die beiden auf zwei Stöcke steckten.

„Pass auf, dass du nicht wieder Feuer fängst", lachte Ava.

„Wirklich witzig", sagte Henry und grinste.

Die beiden hielten das Hackfleisch über das Feuer und warteten, bis es fertig war, sodass sie es essen konnten.

Es wurde Abend, der Himmel leuchtete in einem hellen Orange. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages zeigten sich in voller Pracht.

„Wieso dauert das so lange?", jammerte Henry rum, der nun ebenfalls Hunger bekam.

„Du bist ja noch ungeduldiger als ich", lachte Ava und stubste ihn von der Seite an.

Henry und Ava lachten kurz, doch das verfiel wieder bei Ava wieder, als sie plötzlich an ihren Vater dachte.

„Was ist los?", fragte Henry.

„Nichts, nichts... alles okay", sagte sie und schüttelte hastig den Kopf.

Henry legte seine Hand auf ihren Rücken.

„Komm schon, ich merke, wenn etwas mit dir nicht stimmt."

Ava wollte Henry damit nicht die Laune verderben und das Problem lieber runterschlucken. Doch er ließ den Blick nicht von ihr ab.

„Ich... weiß nur nicht, ob mein Vater mich sucht", antwortete sie schließlich in einem leisen Ton.

„Willst du etwa zu ihm zurück?", fragte er mit weit aufgerissenen Augen und griff hastig ihre Hand.

„Nein, natürlich nicht", antwortete sie und drückte Henrys Hand.

„Ich will bei dir bleiben."

Sie lehnte sich gegen ihn.

„Ich will dich nur nicht in diesen Ärger mitreinziehen. Ich komme mir so blöd vor", sagte sie und legte ihre Hand auf ihr Gesicht.

„Aber wieso? Ich bin doch da. Ich pass auf dich auf", sagte Henry.

„Aber ich fühle mich so schuldig, wenn du dann auch noch mit meinen Problemen konfrontiert wirst..."

Henry legte seinen Arm um sie.

„Das musst du doch gar nicht! Ich passe immer auf dich auf, egal was passiert", entgegnete er.

Ava rückte eng an Henry heran, auch weil es langsam ein wenig kalt wurde.

Er drückte sie fester gegen sich.

„Hey, das Essen ist fertig", sagte Henry und die beiden zogen ihre Stöcke aus dem Feuer.

„Endlich! Ich bin schon halb verhungert", sagte Ava.

Die beiden hatten den ganzen Tag kaum etwas gegessen und freuten sich nun umso mehr, als ihr Essen fertig war.

Sie legten das Hackfleisch auf die Brötchen und ein wenig Salat.

Genüsslich verzerrten sie ihr Essen. Es schmeckte himmlisch.

„Ich habe sowas eine Ewigkeit nicht mehr gegessen", sagte Ava verträumt und stopfte sich den Mund voll.

Auch Henry verschlag buchstäblich sein Essen. Sie aßen und aßen. Als beide ihre Hamburger verzehrt hatten, legten sie sich beide dicht ans Feuer.

„Jetzt bin ich vollgestopft", stöhnte Henry und rieb sich über den Bauch.

„Wem sagst du das", sagte Ava und atmete tief ein und aus.

Die beiden starrten in den Sternenhimmel, denn inzwischen war es dunkel geworden.

„Manchmal wünschte ich, ich könnte auch so frei sein", sagte Ava und deutete auf zwei Vögel, die über den Himmel flogen.

„Irgendwann wirst du das", sagte Henry und nahm ihre Hand.

„Und du auch. Wir zusammen", sagte Ava.

Henry nahm sie in den Arm.

„Unsere Väter können uns nicht immer einsperren", meinte er.

Ava schloss die Augen und träumte. Henry wusste, wie sehr ihr das alles zu schaffen machte.

„Versuch ein wenig zu schlafen", sagte er und strich ihr über die Wange.

„Aber wenn etwas passieren sollte..."

„Ich pass auf, dass dir nichts passiert", sagte Henry.

Ava hielt sich die Arme fest und zitterte leicht. Ein kühler Wind zog durch die Barrens. Es hatte etwas beängstigendes an sich.

„Ist dir kalt?", fragte Henry.

Ava nickte leicht. Henry zog die eng an sich und versuchte sie zu wärmen. Sie legten sich nahe an das Feuer und Ava schlief in Henrys Armen ein.

„Irgendwann kommen wir hier raus. Ich versprechs dir. So lange ich bei dir bin, wird dir nichts passieren", flüsterte er und legte seinen Kopf gegen Avas. Schließlich schlief auch er ein.

The Story of Henry Bowers Where stories live. Discover now