Aufklärung

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Der Rest der Bowers Gang fuhr durch die Straßen. 

„Woher wusstest du eigentlich von dem Mädchen, Patrick?", fragte Belch ihn. 

„Er hat es mir erzählt, besser gesagt ich habe ihn so lange gedrängt, bis er's mir gesagt hat." 

„Wieso hat er es uns nicht erzählt?" 

Patrick zuckte die Schultern hoch. 

„Naja, ihr wisst doch, wie Henry tickt. Der macht doch alles mit sich selbst aus." 

„Hätte uns ja trotzdem was sagen können. Wie heißt die Kleine?" 

„Ähhhh..." 

Patrick überlegte, was Henry ihm alles erzählt hatte. Er kann sich nicht erinnern, dass ein Name gefallen ist. 

„Das weiß ich irgendwie auch nicht", fuhr er fort und kratzte sich am Kopf. 

„Du weißt echt nicht, wie sie heißt?" 

„Ich habe halt vergessen zu fragen, okay?" 

„Und was hat Henry vorhin mit der Schwulenbar gemeint?" 

„Ach, das war so eine blöde Sache, nichts weiter." 

„Raus damit!" Belch sah ihn vorwurfsvoll an. 

Am liebsten wollte er jedes Detail wissen. 

„Also schön, wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit und dann hab ich ihn aus Rache in diese neue Bar geschleppt", antwortete Patrick. 

Ihm war die Situation peinlich und er sah es ein, dass er damit etwas zu weit gegangen ist, auch wenn er keine Ahnung hatte, dass Butch Bowers in der Nähe war. Er bekam deswegen immer noch leicht Schuldgefühle. Henry war sein Freund. Er wollte sich nur rächen, er hätte Henry nie hintergangen. 

„In's Bacon?!", frage Victor. 

„In's FALCON, du Idiot!", korrigierte Patrick und gab Victor einen Klapps auf den Hinterkopf. 

„Ja... jedenfalls hat sein Vater ihn gefunden, als er rausgerannt ist. 

„Dein Ernst?!" Belch wurde leicht sauer und griff das Lenkrad fester. 

„Ich hatte davon doch keine Ahnung", rechtfertigte Patrick sich. 

Belch schüttelte den Kopf. 

„Was war das denn für eine Meinungsverschiedenheit?" 

„Ach, gar nichts. Das war nur ein kleiner Streit, nichts von Bedeutung!" 

Patrick konnte unmöglich sagen, was vorgefallen war. Er wollte es auch gar nicht. Zudem war das jetzt auch nicht das Hauptproblem. 

„Und da schleppt man ihn gleich in eine Schwulenbar?!" 

Die Jungs diskutierten wild durcheinander. Belch sah und paar Mal nach hinten und nicht auf die Straße. Als er nach vorne sah, bremste er haarscharf ab, sodass die beiden anderen gegen die vorderen Sitze knallten. Eddie Kaspbrak lief gerade über die Straße, als Belch durch die Diskussion den Blick auf die Straße vernachlässigte. 

„Pass doch auf, wo du langläufst!", schrie Victor. 

Eddie sah die drei mit großen Augen an und rannte von der Straße. Er blieb am Fahrbahnrand stehen und schaute die Gang noch ein paar Sekunden an. Er fragte sich, wo Henry wohl war. Es war nicht ungewöhnlich, dass die Bande nicht vollständig war, aber Henry war immer dabei. Eddie hat die Diskussion der Jungs schon mitbekommen, doch er hat nicht genau verstanden, worum es ging. 

Die sind doch ohne Henry total aufgeschmissen, dachte er sich. 

Patrick streckte ihm die Zunge raus, die anderen machten sich über in lustig. Eddie ergriff die Flucht, bevor sie noch aus dem Auto steigen und Gott weiß was mit ihm anstellen würden. 

„Noch irgendwas, was wir über Henry wissen sollten?", fragte Belch als er leicht auf das Gas trat und sich umdrehte. 

Patrick überlegte kurz, schüttelte aber den Kopf. Belch schaute wieder nach vorne und fuhr weiter. 

In der Zwischenzeit gab Henry es auf, auf Ava zu warte. Er stand auf und überlegte, ob er vielleicht nicht doch nochmal bei ihrem Haus vorbeischauen sollte. Er entschied sich jedoch dagegen. Es würde in seinen Augen verzweifelt rüberkommen. Außerdem, seit wann läuft Henry Bowers seinen Problemen hinterher? Er wusste nicht genau, was er denken sollte. Er hatte sich geschworen, er holte Ava von ihrem ebenso gewaltbereiten Vater weg. Aber wenn sie doch jetzt nicht mehr auftauchte? Vielleicht brauchte sie ihn gar nicht. Seine positiven Gedanken wurden regelrecht von seinen negativen Gedanken aufgefressen. Er quälte sich selbst mit diesen Gedanken. 

Ach was solls, dachte er sich. 

Wenn sie nicht mehr auftaucht, kann ich ihr auch nicht mehr helfen

Verärgert und müde lief er mit den Händen in der Hosentasche nach Hause. Den Gedanken an den Vorfall mit der Polizei hatte er total vergessen, also öffnete er gereizt die Haustür und knallte sie zu. Als sein Vater mitten im Raum stand und Henry wütend ansah, kam Henry die Erinnerung wieder hoch. Die Angst packte Henry, als sein Vater seine Pistole in die Hand nahm und sie anfing mit einem Tuch zu putzen. Henry schluckte schwer. 

„Was hast du denn, mein Junge?", fragte er mit einem falschen Lächeln. 

„Kannst du die bitte weglegen, Dad?" 

„Wieso? Macht sie dich nervös?" 

Henry schüttelte unsicher den Kopf. 

„Meine Kollegen haben mir erzählt, was passiert ist. Was hast du dir dabei gedacht?" 

Henry begann nervös auf seiner Unterlippe rumzubeißen. 

„Es war alles nur ein großer Irrtum..." 

„Wirklich?" 

Henry bemerkte, dass sein Vater sich kein Stück für die Wahrheit interessieren würde. Er könnte noch tausendmal im Unrecht liegen und vertrat trotzdem noch seine Meinung. Außerdem war Henry nur durch ihn erst in diese Situation gekommen. 

Henry versuchte sich rauszureden. 

„D-Du sagst doch selbst, dass deine Kollegen t-t-totale Idioten sind", stotterte Henry. 

„Und?" 

„Na du sagst doch immer, ich soll die Leute..." 

„Aber nicht, wenn es mich meinen Job kosten könnte!!!!!" 

Butch schlug so fest auf die Tischplatte, dass sich eine kleine Delle bildete. Sein Geschrei tat Henry in den Ohren weh. 

„Dad, hör mir zu", sagte Henry, als er die Hände von seinen Ohren nahm. 

Butch schoss Henry vor die Füße. Er richtete die Pistole auf seinen völlig verängstigten Sohn. 

„Der nächste Schuss sitzt!"

The Story of Henry Bowers Where stories live. Discover now