Gespräche

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Sie setzten sich auf einen Felsen und ruhten sich ein wenig aus. Der Schock und die Angst saßen ihnen noch immer in den Gliedern.

„Wie hältst du es mit diesem Vater aus?", fragte Ava.

Ihr Vater wurde zwar sehr oft sehr gewalttätig, doch er hat sie noch nie versucht umzubringen.

„Das könnte ich dich auch bei deinem Vater fragen. Wie kann man nur seine eigene Tochter schlagen!"

Henry war immer noch außer Atem. Er wischte sich die Schweißperlen von der Stirn, die sich von der Anstrengung und der Hitze gebildet hatten.

„Danke", brachte Ava nach langer Stiller hervor.

Die beiden kamen allmählich wieder zu Kräften.

„Hm?"

„Du hast mich gerettet, zwei Mal. Und ich war zu feige, dich zu treffen..."

Ava lief ein wenig rot an und schämte sich.

„Du wurdest von meinem Vater mit einer Knarre bedroht, da ist es klar, dass du dich nicht traust", meinte Henry.

„Nein, ist es nicht. Du wurdest eben auch mit einer Knarre bedroht und bist stehen geblieben", sagte Ava.

„Ich wäre nicht weggegangen, ich hätte nicht mal daran gedacht!"

Die beiden sahen sich an, ohne ein Wort zu sagen.

Henry wollte sich nochmal Avas Arm ansehen. Es tippte leicht drauf.

„Tut das weh?"

„Nein... also... nur ein bisschen."

Henry stand auf und ging zum Fluss. Er nahm sein Shirt, tauchte es ein wenig ins Wasser und lief zurück zu Ava.

„Das hilft, vertrau mir", sagte er zu Ava und legte ihr die nasse Stelle auf den Arm.

Sie verzog ein wenig das Gesicht, doch es half. Es pochte nur ein wenig.

„Du kennst dich gut aus."

„Ich bin selbst oft hier, wenn ich mich mit meinem Vater gestritten habe. Das Wasser hilft immer gut beim Abkühlen."

Ava schaute sich ein wenig um.

„Wo sind wir eigentlich?"

„Das sind die Barrens. Du kennst dich hier noch nicht gut aus, oder?"

Ava schüttelte den Kopf. Sie hatte noch keine Chance dazu, sich Derry genauer anzusehen. Bis jetzt war sie nur durch ein paar Straßen gelaufen.

„Also da oben gibt es die sogenannte 'Kussbrücke'. Wie der Name schon sagt bekannt für Knutschereien, obwohl ich da bis jetzt kaum jemanden gesehen habe..."

Ava kicherte leicht, da Henry sich selbst gerade fragte, ob er wirklich noch niemanden gesehen hatte.

„Dann gibt es noch die Stadtbücherei, die ist in der Nähe von dem Platz, wo wir uns gestern getroffen haben. Und die Schule, die ist auch in der Nähe."

Henry erklärte ihr alles. Er hätte ihr es bestimmt auch gezeigt, doch sie blieben lieber noch ein wenig in den Barrens. 

„Waren das vorhin deine Freunde, die mit dir unterwegs waren?" 

„Die drei Jungs? Ja, das waren Patrick, Victor und Belch. Hast... hast du das mitbekommen mit den anderen Kindern?" 

Ava schaute ihn fragend an. 

„Was mitbekommen? Andere Kinder?" 

Henry wich ihrem Blick aus. 

„Achso, nein. Alles gut, war nichts Wichtiges..." 

Henry war erleichtert, dass Ava den Vorfall mit Bill und Richie anscheinend nicht mitbekommen hat. Es würde die Gerüchte, die Ava über ihn gehört hatte, nur bestärken. Außerdem schien sie ihm zu vertrauen. Sie war die erste Person, die etwas anderes in Henry sah und nicht nur schlechtes. 

Henry vertraute ihr auch. Es fiel ihm sogar leicht. Er war froh, dass es ein anderer Grund war, warum Ava am gestrigen Tag nicht auftauchte, doch zugleich hätte er es sich lieber anders gewünscht, dass Ava nicht von seinem Vater bedroht worden wäre.  

„Geht es wieder ein wenig?", wollte Henry wissen und deutete auf den blauen Fleck an Avas Arm.
„Ja, danke!"

Henry lächelte. Er war froh, dass alles noch so harmlos ausgegangen war. Es hätte alles viel schlimmer kommen können. Seine Schmerzen bemerkte er kaum, zum Teil auch durch den Schock.

„Wenn du willst kann ich dir morgen die Gegend zeigen", schlug Henry vor.

„Klar, total gern!"

Henry lächelte.

„Wenn unsere Väter uns wieder finden, verschwinden wir einfach schnell", versuchte Henry lachend die Stimmung zu lockern.

Er hatte ein wenig Angst, wie sie reagieren würde, ob es vielleicht gerade falsch war, auf ihre Väter zurück zu kommen. Doch Ava lachte nur ein wenig.

„Genau! Dann verstecken wir und dort hinten in diesem Tunnel!"

Ava deutete auf das riesige Abwasserrohr.

„Perfekt! Unsere Väter sind sowieso zu breit, die kommen da nicht durch!"

Beide brachen in lautem Gelächter aus. Ava stieß Henry mit dem Ellenbogen gegen die Seite. Henry schubste sie leicht, sodass sie ins Wanken kam. Ava nahm einen Tannenzapfen und warf ihn gegen Henry.

„Na warte", lachte Henry und rannte Ava hinterher, die geradewegs zum Fluss lief.

„Fang mich doch!"

Sie lachte und lief gerade aus weiter. Am Flussanfang kam sie schließlich zum Stehen.

„Hab ich dich", lachte Henry und lief auf Ava zu.

The Story of Henry Bowers जहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें