Ich bin bei dir

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Henry lächelte kurz auf und schaute ihr in die Augen. Erneut blickte er auf Avas blauen Fleck. 

„Wieso tut dein Vater dir das an?" 

Er strick ihr leicht über den Arm. 

„Er trinkt sehr viel und lässt seine schlechte Laune oft an mir aus, egal um was es geht", entgegnete sie. 

Henry bemerkte, dass es ihr schwer fiel darüber zu reden. Er stellte sich vor, wie ihr Vater sie genau so misshandelte, wie sein Vater ihn. Bei dem Gedanken lief es ihm eiskalt den Rücken runter. 

„Ich kann dich nicht hier lassen, nicht ein zweites Mal!" 

„Was hast du vor?" 

„Ich bleib hier!" 

„Henry, mein Vater..." 

„Mit dem werde ich schon fertig!" 

Henry meinte es todernst. Er wollte es auf keinen Fall erneut zulassen, dass ihr Vater Ava noch etwas antut. 

„Ich kann das nicht zulassen, Henry", sagte Ava und versuchte ihn davon abzubringen. 

Sie sorgte sich genau so sehr um ihn, wie er sich um sie. 

„Ava, bitte..." 

Henry legte seine Hand auf ihre Schulter. Sie sah kleine Schnitte an seinem Arm und konnte sich schon denken, von wem sie stammen. 

„Ich kann dich nicht hierlassen, dass ist zu riskant!" 

Henry nahm sie in die Arme. Er wollte sie unbedingt schützen, aber wie? Er konnte es nicht riskieren, dass Ava dadurch noch mehr Ärger bekommt. 

Plötzlich ging die Haustür ruckartig auf. Ava und Henry schauten sofort zu Tür und erschraken als Avas Vater dort stand. Er hatte ein altes, verwaschenes Hemd an, trug schmutzige Schuhe und eine zerrissene Jeans. Ava lief ein paar Schritte rückwärts und nahm Henry am Arm. Avas Vater starrte die beiden wütend an. Er ging ins Haus und schloss langsam die Tür. Henry schluckte schwer, als Avas Vater lachte. Es war kein angenehmes Lachen, es war ein beängstigendes Lachen. 

„Du bist also dieser Junge, der neulich da war", sagte sein Vater und legte eine große Tasche ab, die er bei sich trug. 

„Lassen sie ihre Tochter in Ruhe", befahl Henry und stellte sich schützend vor Ava. 


„Meine Tochter in Ruhe lassen? Wer sagt, dass ich meiner Tochter etwas antue?" 

Man spürte die Ironie in seinem Ton. Er machte sich schon fast darüber lustig, was Henry noch wütender und aggressiver machte. 

„Ava, mein Schatz..." 

Er lief auf sie zu, doch Henry ließ ihn nicht an sie ran. 

„Wenn Sie sie nicht in Ruhe lassen-" 

„Dann was, Kleiner?", fragte er und griff Henry an Shirt. 

Henry biss die Zähne zusammen Er hatte zu viel Adrenalin, als dass er jetzt so einfach aufgeben könnte. 

„Lass ihn los", befahl Ava ihrem Vater und versuchte Henry von ihm wegzuziehen. 

Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was ihr Vater mit Henry am liebsten angestellt hätte. Avas Vater schubste Henry bei Seite und packte seine Tochter fest am Arm. Er schrie sie an und fing an sie zu schütteln. Henry packte Avas Vater und schaffte es ihn mit aller Kraft von Ava wegzuziehen. Er trat ihm mit einem gewaltigen Tritt in den Bauch. Doch Avas Vater gab nicht so schnell auf. Er zog Henry zu Boden, setzte sich auf ihn drauf und würgte ihn. Henry versuchte dem Ganzen Stand zu halten. 


Ava versuchte ihren Vater von Henry runter zu bekommen, doch es war schwerer als Gedacht. Es würde leichter sein einen riesen Felsbrocken zu bewegen. Ava schrie vor Angst um Henry. Sie konnte nichts tun, sie kam sich so nutzlos vor. Henry schaffte es schlussendlich ihren Vater mit einem weiteren Tritt außer Gefecht zu setzen. Schnell stand er auf, nahm Ava an der Hand und flüchtete mit ihr aus dem Haus. 

„Dafür werdet ihr bezahlen, hört ihr?!"

 Avas Vater lag immer noch auf dem Boden und hielt sich den Bauch vor Schmerzen. 

„Lauf", rief Henry. 

Die beiden rannten ein ganzes Stück. Nachdem sie weit genug vom Haus entfernt waren, blieben sie stehen. 

„Geht es dir gut?", fragte Ava Henry mit Schnappatmungen. 

„Alles gut, wie geht's dir? Tut dir was weh?" 

Ava schüttelte nur den Kopf. Beide waren außer Atem und standen noch völlig unter Schock.


Henry nahm sie in den Arm und flüsterte ihr ins Ohr: „Er wird dir nichts mehr antun! Ich bin bei dir!" 

Ava keuchte. Sie zitterte am ganzen Körper. Das alles hätte schwer nach hinten losgehen können. 

„Wieso bist du nicht weggerannt?", fragte sie Henry. 

„Ich habe schon das letzte Mal nicht eingegriffen. Denkst du ich überlasse dich deinem Vater?!" 

Henry strich ihr das Haar aus dem Gesicht. Er schaute sie an und sah ein völlig verängstigtes Mädchen. Ihre Augen waren glasig, ihr Gesicht war rot angelaufen. 

„Er wird uns suchen..." 

Ava machte sich jetzt schon Gedanken was passieren würde, wenn ihr Vater sie findet. Er würde sie eiskalt umbringen, wenn er gereizt war, wäre er dazu locker in der Lage. Die Wut, die sich dann immer in ihrem Vater aufstaute, war unberechenbar. Er verwandelte sich in einen richtigen Psychopathen. 

„Dir wird nichts passieren. Ich versprech's dir!" 

Henry gelang es, Ava ein wenig zu beruhigen. Er strich ihr sanft über die Wagen und legte ihren Kopf auf seine Schultern. Die beiden blendeten für einen kurzen Moment alles aus, bis sie ein kleines Klacken hörten.

Henry drehte sich um und sah seinen Vater, der seine Waffe auf die beiden richtete.


The Story of Henry Bowers Where stories live. Discover now