Die vergessene Wette

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Butch Bowers' Augen öffneten sich weit als er diesen Namen hörte. Er wischte sich mit seiner Hand über den Mund und begann den Kopf zu schütteln.

„Ihre Tochter...", flüsterte er leise und langsam vor sich hin.

Dann nickte er.

„Was? Was ist mit meiner Tochter?", fragte Avas Vater und stieg wieder aus.

„Ihre Tochter ist es also, die sich mit meinem Sohn herumtreibt", meinte Butch Bowers zu Avas Vater.

Avas Vater sah ihn entsetzt und zu gleich überwältigt an.

„Wer ist ihr Sohn?", fragte er nach einem kurzen Augenblick.

„Henry... Henry Bowers", antwortete Butch.

Der Name Bowers war Avas Vater schon zu Ohren gekommen, noch bevor sie nach Derry zogen, doch er wusste nicht mehr, was er damit verbunden hatte.

Butch Bowers wollte dem Mann am liebsten eine gehörige Standpauke halten, dass Ava ihre Finger von seinem Sohn lassen soll, doch Avas Vater wusste nun wer er war und könnte ihn bei seinen Kollegen verpfeifen, wenn er ihm Druck machen würde.

„Ihr Sohn! Ihr Sohn hat es auf meine Tochter abgesehen!", brüllte Avas Vater und schlug auf die Motorhaube seines Wagens.

Butch hätte auch gerne ein paar Worte über Ava verloren, doch er blieb ruhig, versuchte es zumindest.

„Hören Sie... ich möchte ihre Tochter von meinem Sohn wegbekommen und ich nehme an, Sie wollen genau das gleiche", sagte Butch Bowers und verschränkte die Arme.

Mit einem dunklen Grinsen schaute er Avas Vater einen Moment lang an, bis dieser dann nachfragte.

„Was genau meinen Sie?", fragte Avas Vater leicht verunsichert, aber dennoch interessiert.

Er wusste nicht, was Henrys Vater vorhatte, doch dennoch steckte in ihm eine gewisse Neugierde und irgendetwas sagte ihm, dass er diesen Mann brauchte, um Ava endgültig von Henry wegzubekommen.

„Wir bringen die beiden auseinander. Ganz einfach. Was wäre, wenn Henry etwas über ihre Tochter erfahren würde, was ihm nicht gefällt, oder wenn mein Sohn etwas getan hätte", sagte Butch Bowers und ging ein paar Schritte nach vorn.

Es war ein riskanter Schritt für Butch. Avas Vater hätte ihn jetzt erst recht bei seinen Kollegen verpfeifen können, doch er kam ihm entgegen und Butch schätzte Avas Vater nicht so klug ein, sodass er sich auf das Angebot einlassen müsste.

Denn beide waren nur besessen von einem Plan: Ihre Kinder auseinander zu bringen.

Avas Vater nickte leicht, sodass Butch es kaum erkennen konnte. Dann jedoch wurde das Nicken deutlicher und ein düsteres Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.

„Dann sind wir uns einig... ähm", sagte Butch und hielt ihm die Hand hin.

„Richard Barlow", sagte Avas Vater und gab ihm die Hand.

Die Bowers Gang war inzwischen wieder in den Barrens angelangt. Die Polizisten waren ihnen nur noch ein paar Straßen hinterher gefahren, bogen aber dann in eine Seitenstraße ab.

„Was wollten die denn eben von uns? Ist es jetzt auch schon verboten in Scheunen zu übernachten oder Spaß mit Gasflaschen zu haben?!", fragte Patrick ein wenig genervt.

Die anderen zuckten nur mit den Schultern.

„Immerhin war dein Vater nicht dabei", meinte Belch erleichtert zu Henry und stieß ihn leicht von der Seite an.

Henry lachte kurz auf.

„Der kann mir vom Hals bleiben. Mir egal was er macht, Hauptsache er lässt uns in Ruhe", meinte Henry und setzte sich auf den Boden.

„Jungs... wir haben immer noch unsere Wette offen", sagte Patrick und holte sein Feuerzeug aus der Tasche.

Den anderen kam die Wette wieder in dem Kopf, die die Bowers Gang an jenem Abend vereinbart hatte.

„Wette?", fragte Ava neugierig.

„Wir haben gewettet, wer seine Hand länger in der Flamme halten kann", antwortete Patrick und grinste.

„Kommt, verschrieben wir das doch besser oder? Ich glaube nicht, dass Ava das...", schlug Henry vor.

„Wieso nicht? Ich bin gespannt, wer es am längsten durchhält", lachte Ava und setzte sich gespannt hin. Henry lächelte.

„Na gut... dann los. Jungs, ihr verliert sowas von gnadenlos", meinte Henry und die Jungs setzten sich in einen Kreis.

Victor war zuerst dran. Patrick machte das Feuerzeug an und Victor schaffte es für ganze fünf Sekunden die Hand in der Flamme zu behalten, bevor er sie ruckartig wieder zurückzog.

„Ach komm schon, Vic! Mehr hast du nicht drauf?!", fragte Patrick mit einem provozierenden Gesichtsausdruck.

„Mach's doch besser, Hockstetter!", murmelte Victor und schüttelte sich die Hand aus.

Als nächstes war Belch an der Reihe. Seine Hand behielt er ganze acht Sekunden in der Flamme.

„Schon besser", meinte Patrick und nickte zufrieden, während er Victor aus den Augenwinkeln betrachtete.

Henry und Patrick schauten sich dann genau in die Augen.

„Also, Bowers... du bist dran", sagte Patrick und knipste das Feuerzeug wieder an.

Henry hielt seine Hand in die Flamme. Die Hand wurde immer heißer und heißer, bis Henry schon fast eine gewisse Kälte spürte.

Er biss die Zähne zusammen, um nicht zu schwächeln.

„Wird's schon warm?", fragte Patrick mit einem dreckigen Grinsen, doch Henry ließ sich nicht abbringen.

Nach stolzen zwölf Sekunden zog Henry seine Hand aus der Flamme.
„Scheiße!", schrie Henry auf und schüttelte sie Hand aus.

„Ich bin beeindruckt", sagte Patrick.

Henry nahm ihm das Feuerzeug aus der Hand.

„Und jetzt du, Hockstetter", sagte Henry und machte das Feuerzeug an.

Patrick hielt seine Hand in die Flamme. Er quälte sich ab, versuchte Henry zu übertreffen, doch er zog seine Hand nach genau elf Sekunden aus der Flamme.

„Nein!", brüllte Patrick zornig.

„Ja! Danke Henry! Jetzt muss ich keinen Besen essen!", jubelte Belch erleichtert und riss die Arme in die Luft.

Ava lachte laut los.

„Das kann nicht sein!", sagte Patrick und schaute Henry fassungslos an.

„Macht euch bereit mir jeden Wunsch zu erfüllen", lachte Henry zufrieden.

„Ach komm schon! Du hast doch geschummelt!", meinte Patrick zu Henry.

„Patrick, es hat schon einen Grund warum Henry unser Anführer ist", meinte Belch und kicherte.

Der Rest der Bowers Gang fing ebenfalls an zu lachen, auch Patrick.

The Story of Henry Bowers Donde viven las historias. Descúbrelo ahora