Sag, dass das nicht wahr ist

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Nach einem langen Tag wollte Henry nach Hause. Er wollte seinen Vater zur Rede stellen, denn jetzt hat er es wirklich auf die Spitze getrieben.

„Setz mich einfach zu Hause ab", sagte Henry zu Belch.

„Bist du dir sicher? Du weißt dein Vater..."

„Genau deswegen will ich nach Hause", unterbrach Henry ihn.

Widerwillig fuhr Belch die Straße entlang zu dem Haus der Bowers'.

„Meint ihr, dass Patrick hat etwas bei seinem Vater erreicht hat?", fragte Victor um die Stille zu brechen.

„Ich weiß nicht. Meint ihr er würde etwas unternehmen?", fragte Belch und schaute durch den Rückspiegel.

Henry zuckte nur mit den Schultern. Die Stille setzte erneut ein. Belch fuhr so langsam, wie er nur konnte. Er wollte Henry nicht wirklich zu dessen Vater lassen.

„Schaut mal da vorne... sind das nicht die beiden Typen, die bei deinem Vater waren?", fragte Belch und fuhr noch ein Stück langsamer.

Noch langsamer und das Auto wäre vermutlich stehen geblieben.

„Ja... das sind die", meinte Victor, als er die beiden Männer genauer betrachtete.

Auch Henry stimmte zu. Die beiden Männer hatten jeweils eine Zigarette im Mund stecken und die Hände in den Hosentaschen.

Sie liefen über den Platz und schauten sich die ganze Zeit um, nicht so als ob sie etwas suchen würden, sondern eher als ob sie Ausschau halten würden.

Um nicht wirklich aufzufallen, gab Belch wieder etwas mehr Gas und fuhr an den beiden vorbei. Die Jungs beobachteten, wie die beiden Männer anfingen lautstark zu diskutieren. Mit wilden Gesten und dicken Hälsen standen sie sich gegenüber.

„Was reden die da?", flüsterte Victor.

Die anderen schüttelten unwissend den Kopf.

„Lass uns weiter fahren, bevor die uns noch sehen", meinte Victor.

„Wird nicht passieren. Die sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt", meinte Belch und wandte den Blick nicht von den beiden Männern ab.

„Ob die etwas mit dem Jungen zu tun haben?", fragte Belch und drehte sich zu Henry um.

„Möglich wärs. Ich frag mich nur, wieso die auf meinem Vater hören. Die könnten den mit einem Schlag ins Gesicht umbringen", meinte Henry.

Die Bowers Gang beobachtete die Männer noch ein wenig, doch Belch fuhr nach ein paar Sekunden auch wieder los.

Nach ein paar Kurven waren sie an dem Grundstück der Bowers' angekommen.

„Sei vorsichtig", meinte Victor als Henry ausstieg.

„Jaja", meinte dieser und schlug die Autotür zu.

Er gab Belch ein Nicken, damit er wegfahren konnte. Das tat er auch. Henry lief zur Haustür und stieß sie auf, da sie nur angelehnt war. Sein Vater saß wie gewohnt im Sessel.

„Auch mal wieder hier", sagte er und setzte ein grauenvolles Grinsen auf.

Henry antwortete nicht, knallte nur die Tür zu.

„Was soll das??? Wieso tust du sowas??? Was hab ich dir getan??", schrie Henry und schlug mit der Faust gegen den Schrank neben der Tür.

„Was sollte ich gegen dich haben?", fragte Butch Bowers mit sanfter Stimme und stand auf.

Er lief geradewegs auf Henry zu. Henrys Herz klopfte, doch er würde nicht weglaufen. Nicht dieses Mal.

„Was hast du gegen uns??", fragte Henry energisch.

Sein Vater lachte darauf hin nur.

„SAG ES MIR!!", brüllte Henry.

Sein Gesicht lief rot an. Butch Bowers hörte schlagartig auf zu lachen und nickte.

„Deine kleine Freundin soll sehen, was du für ein Arschloch bist..."

„Du weißt genau, dass ich es nicht war! Und Ava wird dir kein Wort glauben!!"

Henry ballte die Fäuste.

„Ha! Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie dich mag, oder? Oh Henry, du bist so dumm! So naiv! Als ob so ein Mädchen so einen wie dich auch nur anstarren würde!"

Butch Bowers versetzte Henry einen kleinen Schlag mit diesen Worten, als er um ihn herum ging.

„Schau dich doch nur an und dann schau sie an! Sie voller Lebensenergie und du ein Schläger... nichts weiter als ein unnützer Raufbold!"

Er stand hinter Henry und hauchte ihm die Worte in den Nacken. Doch Henry ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und dachte erst gar nicht darüber nach.

„Das stimmt nicht!!", brüllte er.

„ACH NEIN?!" Butch Bowers fing nun auch an zu schreien.

Die Situation wurde gefährlicher. Henrys Hände schwitzen und zitterten, seine Unterlippe bebte.

„SCHAU GENAUER HIN!"

„DAS MUSS ICH NICHT!"

„Du wirst dieses Mädchen nicht wieder sehen!", schrie Butch Bowers und schlug gegen den Schrank.

Beide standen sich gegenüber.

„Und ob! Du wirst mich nicht davon abhalten!!"

„FRAUEN SIND GIFT, HENRY!!!!!"

Butch Bowers schrie so laut, dass die Nachbarn aus ihren Häusern kamen.

„WAS HAST DU GEGEN FRAUEN?!"

„ICH HABE NICHTS GEGEN FRAUEN!"

„ACH UND DESWEGEN HAST DU MOM AUCH GESCHLAGEN, JA?!"

Butch Bowers verstummte kurz.

 „Deine Mutter hatte es nicht besser verdient", zischte Butch und durchstach Henry mit seinem Blick. 

Doch Henry war zu sehr in Rage, um still zu bleiben.

„Ich habe Mom geliebt! Sie war immer für mich da und du musstest sie vertreiben!", schrie Henry.

„DEINE MUTTER WAR EIN MISTSTÜCK!!"

 „DAS STIMMT NICHT! NIMM DAS ZURÜCK!!"

 „DAVOR WERDE ICH MICH HÜTEN!"
 
 „WIESO HAST DU SIE IMMER GESCHLAGEN?!"

 „SIE HAT MICH NUR NOCH AUFGEREGT!!"

 „DESWEGEN MUSST DU IHR SCHMERZEN ZUFÜGEN?! WAS IST DEIN PROBLEM?!"

 „DEINE MUTTER WAR EIN MISTSTÜCK!!! UND DESWEGEN HABE ICH SIE AUCH UMGEBRACHT!!!!"

Das letzte Wort platze aus Butch Bowers raus. Danach folgte Stille. Henry zitterte am ganzen Körper. Er schüttelte den Kopf. Immer wieder schüttelte er den Kopf. Die Tränen stiegen ihm in die Augen und mit einem laut ausgestoßenen Schrei schubste er seinen Vater zur Seite und verließ das Haus.

The Story of Henry Bowers Where stories live. Discover now