Derry

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Ava lag auf dem Boden, sie war leicht schwach.

„Ava! Was ist passiert?", fragte Henry und kniete sich zu ihr runter.

Er legte ihren Kopf in seinen Schoß und strich ihr über die Stirn. Plötzlich sah er leichte Brandblasen an ihren Händen.

„Was ist passiert??", fragte er panisch und griff sie leicht am Handgelenk.

Er wollte ihr auf keinen Fall noch mehr wehtun. Ava setzte sich auf.

„Mein Vater hat meine Hand genommen und sie an den Herd gehalten. Er hat mich die Nacht über hier eingeschlossen und... und er hat gedroht, wenn er dich sieht dann... dann..."

„Hey, beruhige dich", sagte Henry und stütze sie, als die beiden aufstanden.

Innerlich staute sich die Wut in ihm an.

„Er hat mich geschlagen", keuchte sie und hielt die Tränen zurück.

Henry kochte vor Wut und biss die Zähne zusammen.

„Dieser Bastard... wieso tut er das?"

„Er meinte, es sei seine Aufgabe mich zu schützen", antwortete Ava und sank den Kopf.

„Dann hat er jetzt eine neue Aufgabe... nicht durch meine Hände zu sterben!"

Henry schlug wutentbrannt gegen die Wand. Er verstand nicht, wie Avas Vater sie dadurch schützen würde. Dieser Mann musste ein Irrer sein.

„Wir müssen hier weg, bevor dein Vater auftaucht", meinte Henry und nahm Avas Hände.

Ava nickte und die beiden flüchteten aus dem Haus.

„Wo ist dein Vater eigentlich?"

„Ich habe keine Ahnung", antwortete Ava, als die beiden die Straßen entlang rannten.

In einer kleinen Seitenstraße kamen sie dann endlich zum Stehen.

„Geht das mit deiner Hand?"

Henry deutete auf Avas Hand mit den kleinen Brandblasen.

„Ja, alles in Ordnung. Es tut nicht mehr so stark weh", meinte sie und schaute ihre Hände dabei an.

Ein starker Geruch zog in Avas Nase.

„Wieso riechst du so stark nach Bier?", fragte sie und zog die Augenbrauen hoch.

„Oh Gott nein, darüber will ich nicht reden", meinte Henry und winkte ab.

„Hoffentlich bekommen die Jungs das Haus noch sauber", murmelte er leise vor sich hin und schüttelte den Kopf.

Ava kicherte. Sie konnte sich schon ein wenig vorstellen, was passiert war.

„Du meintest, dass du mir die Stadt zeigen wolltest?"

„Hmm? Achso, ja", sagte Henry und kratzte sich im Nacken.

„Was könnte ich dir zuerst zeigen... also die Barrens kennst du ja jetzt...hm... ah ich weiß, komm mit!"

Die beiden liefen ein paar weitere Straßen entlang, bis sie schließlich zu Kussbrücke kamen.

„Das ist die Kussbrücke, von der ich dir erzählt habe... hier verbringen die ganzen Verliebten ihre meiste Zeit. Meistens ritzen sie hier noch ihre Namen ein", erklärte Henry und verzog ein wenig das Gesicht.

Dieser ganze schnulzige Kram war nichts für Jungs. Und wenn, dann würde kein Junge dazu stehen. Ava betrachtete die Kritzeleien auf den Holzbrettern. Es waren nicht nur Namen oder Herzen in die Brücke eingeritzt, sondern auch viele Beleidigungen, vor allem gegenüber Schwulen.

„Das klingt aber nicht so romantisch", meinte Ava, als sie auf ein paar der Belidigungen deutete.

Henry fing auch an, ein paar der Schriftzüge zu lesen. Wenn er ehrlich war, hatte er sich noch nie auch nur ein Wort genau angesehen. Jeder kannte diese Brücke unter dem Namen 'Kussbrücke', aber hier standen wirklich viel mehr Beleidigungen, als Pärchen Namen.

„Besser wir gehen weiter", lachte Henry.

Als nächstes zeigte Henry ihr den Park, danach liefen sie zur Stadtmitte. Sie waren vorsichtig, wollten auf keinen Fall von einem der Väter erwischt werden „Hier kennst dich sicher schon ein bisschen aus", meinte Henry. Die beiden blickten auf die Stadtbücherei. Ava nickte.

„Ja, ein wenig."

Sie lächelte Henry an, er lächelte zurück.

„Ich kann dir die Schule zeigen, wenn du magst", schlug Henry vor.

Ava nickte lächelnd und die beiden liefen los. Wenn sie zusammen waren, vergaßen sie ihre Väter und Sorgen für diesen Moment. Es war wie ein Schalter im Kopf, der sich plötzlich umlegte und alles negative abstellte. Die Sorgen verschwanden nie ganz, doch jetzt waren sie gemeinsam unterwegs, konnten gegenseitig auf den anderen aufpassen und versuchten einfach nur für den Moment abzuschalten.

In der Zwischenzeit hat er der Rest der Bowers Gang geschafft, das Haus aufzuräumen.

Sie legten sich alle einen nassen, kalten Waschlappen auf die Stirn, um die Kopfschmerzen wegzubekommen.

„Ich sollte aufhören zu denken", meinte Patrick und setzte sich hin.

„Seit wann denkst du denn?", fragte Belch mit interessierter Stimme.

Patrick warf ihm einen sturen Blick zu. In dem Moment klingelte es an der Haustür.

„Welcher Vollpfosten ist das denn jetzt", stöhnte Belch und ging zu Tür.

Das Klingeln war schon viel zu laut für ihn. Es hatte die Lautstärke eines Lastwagens, der durch eine Dynamitfabrik fahren würde. Belch machte die Tür auf und erschrak für einen kurzen Moment, als er sah, wer da vor der Tür stand.

The Story of Henry Bowers حيث تعيش القصص. اكتشف الآن