Kapitel 83 - In geheimer Mission

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Der Plan war absolut genial und wasserdicht. Dag nahm uns die Sache mit dem Mädelsabend sofort ab, er fragte nicht einmal nach, wo wir genau hingehen würden. Stattdessen plante er seinen eigenen Männerabend und tätigte hierfür einige Telefonate.
"Das war fast schon zu einfach.", bemerkte Jana etwas zögerlich.
"Mach dir keine Sorgen. Dag ist nicht so, dass er immer alles wissen muss. Er ist zufrieden damit, wenn wir einen schönen Abend haben und ihm am nächsten Tag davon erzählen.", lächelte ich und tätschelte dabei Jana's Schulter.
"Na wenn du das sagst."
Ich glaube es war fast unmöglich die Brünette davon zu überzeugen, dass wir einen wasserdichten Plan hatten. Aber da musste sie jetzt durch, wir mussten da alle durch.
Ich war jedenfalls heilfroh gewesen, dass ich von meinen Freundinnen die Unterstützung bekam, den Plan nicht komplett alleine durchziehen zu müssen. Mich beschlich ein ziemlich gutes Gefühl, sodass ich am Abend endlich mit den nötigen Antworten für meinen Seelenfrieden nach Hause gehen konnte.
"Sag mal, was machst du eigentlich, wenn du etwas hörst, was dir nicht gefällt?", fragte Jana mich, während wir uns für die Feier fertig machten.
"Das hast du mich schon dreimal gefragt, Jana. Gib es auf, ich weiche von diesem Plan nicht ab."
"Das beantwortet trotzdem nicht die Frage!"
"Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich rede mir einfach ein, dass ich das alles wissen muss, um damit endlich abschließen zu können. Dann kann ich dieses Kapitel Maja für immer schließen."
"Und das brauchst du, um zu Vincent wieder zu finden?"
Jana's Frage brachte mich zum Grübeln, denn sie war nicht dumm gestellt. Würde mich dies Gewissheit wirklich wieder näher zu Vincent bringen? Könnte ich dann leichter auf ihn zugehen, alles hinter mir lassen und den nächsten Schritt mit ihm gehen? Brauchte ich dafür wirklich Maja's Hilfe? Oder war es eigentlich nur meine pure, naive und egoistische Neugierde, die mich dazu brachte etwas zu tun, wovor Vincent mich gewarnt hatte?

Für die Veranstaltung warfen wir drei uns in etwas elegantere Outfits und legten mehr Make up auf, als wir beide es bisher immer taten.
Am Ende blickten drei gutaussehende Damen in den großen Flurspiegel und checkten noch einmal, ob sie alles beisammen hatten.
"Wow, also wenn euch heute keiner anspricht und euch einen Drink nach dem anderen ausgibt, dann weiß ich auch nicht. Ich würde es definitiv tun.", grinste Dag uns an und musterte uns dabei von oben bis unten.
"Sie Charmeur, Sie.", lächelte Franzi und warf sich extra in eine aufreizende Pose.
Innerlich rollte ich mit den Augen und reichte schließlich beiden ihre Jacken zum drüberziehen.
"Dann habt Mal viel Spaß ihr drei. Und passt schön auf euch auf. Wo wollt ihr denn eigentlich genau hingehen?"
Jana warf mir einen hilflosen Blick zu und ich nannte ihm den ersten Club, der mir spontan einfiel.
"Der sagt mir gar nichts.", grübelte der Berliner und blickte nachdenklich in die Luft.
"Ist auch neu und du bist ja eh nicht so der Clubfänger.", sagte ich schnell und drängte die Mädels zur Haustür.
"Mach dir einen schönen Abend Dag, wir müssen jetzt los. Tschüssi!"
Und mit diesen Worten verschwanden wir durch die Tür und eilten die Treppen hinunter, damit wir schnell weg von diesem Ort waren, bevor Dag noch auf irgendeine Frage kam, die er uns unbedingt stellen musste bezüglich unseres Ausgehens.
"So viel dazu, dass Dag nicht nachfragen tut. Wir wären beinahr aufgeflogen.", beschwerte sich Jana lautstark.
"Herr Gott nochmal, nun sei nicht so! Dag hat gar nichts mitbekommen. Sei mal etwas lockerer, das wird schon werden.", versuchte Franzi sie zu beruhigen.
"Ja genau das wird schon werden. Ich sehe es doch schon kommen, am Ende des Tages sind wir drei aufgeflogen. Dag erzählt alles Vincent und der ist dann sauer auf Fiona. Und dann war's das mit der Versöhnung. Manno eh, wieso könnt ihr nicht einfach auf mich hören? Hat jemand auch mal an Vincent gedacht? Der wird Stocksauer sein, wenn er davon erfährt."
"Er wird es verstehen können...", murmelte ich und versuchte dann den restlichen Weg zur Veranstaltung Jana's Zweifel zu ignorieren.

Im Grunde genommen hatte sie ja Recht, definitiv. Indirekt hatte ich Vincent das Versprechen abgenommen nichts zu unternehmen. Und ich widersetzte mich dem dennoch, das würde ihm sicherlich nicht gefallen. Und ja, vielleicht würde dies auch in einem Streit ausarten, was meine Schuld dann gewesen wäre. Aber wie sagt man so schön: hätte hätte Fahrradkette.
Ich musste mit den Konsequenzen dann leben und vielleicht könnte ich es ja schaffen, Vincent meine Hintergründe genau zu erklären - wenn er es denn zuließe.
Mit dem Taxi fuhren wir zu der besagten Veranstaltung, die Franzi am gestrigen Abend herausgesucht hatte. Irgendwie war es doch etwas gruselig, was das Internet alles über einen verraten konnte. Es war eine Leichtigkeit den Aufenthaltsort von jemanden zu finden, und das nur anhand von Fotos und Infos aus dem Internet. Wenn ich genau darüber nachdachte, wurde mir ganz mulmig zu mute - ich verhielt mich wie eine Art Stalker. Hoffentlich hatte sich das Ganze am Ende dann wirklich auch gelohnt.

Da es eine öffentliche Veranstaltung war, kamen wir problemlos hinein und mussten uns lediglich einer Taschenkontrolle durchziehen.
"Am besten wir teilen uns auf und wenn jemand Maja entdeckt hat, dann, dann gibt er den anderen Bescheid.", schlug ich vor.
"Und wie geben wir einander bescheid? Sollen wir ein Codewort ausmachen?", fragte Jana.
"Haltet eure Handys bereit. Wir schicken uns einen Adler als Codewort."
"So wie in: der Adler ist gelandet?", fragte Franzi und musste sich ein Lachen verkneifen.
"Schön das du das hier alles so witzig findest. Mir ist immer noch mulmig zumute.", seufzte Jana.
Franzi rollte mit den Augen und ging dann in eine von ihr ausgewählte Richtung, um nach Maja Ausschau zu halten. Da es ziemlich voll war, konnte es gut sein, dass wir den ganzen Abend mit dem Suchen verbringen würden.
"Fiona, bist du dir wirklich sicher, dass wir das jetzt durchziehen? Was passiert danach? Was passiert wenn du deine Antworten hast? Fällst du Vincent dann küssend um den Hals?"
Jana ließ einfach nicht locker, was ich ihr hoch anrechnete als Freundin, aber gerade war es nicht das, was ich hören wollte.
"Ich weiß es nicht, okay? Ich kann dir nicht genau sagen, warum ich so verbissen darauf bin, mir diese Antworten zu holen. Jedes Mal wenn ich Vincent sehe, dann kommen diese Bilder wieder in meinen Kopf. Ich will das sie endlich aus meinen Gedanken verschwindet. Ich will einfach nur mein Glück zurück haben."
"Das kannst du auch haben, ohne das wir das hier tun. Vincent hat doch selbst gesagt, wie schön er es findet, dass ihr euch wieder einander annähert. Ich bin mir sicher, ihr schafft es auch so.", ermutigte sie mich und legte dabei eine Hand auf meine Schulte.
"Es tut mir leid, Jana. Du meinst es nur gut und ich bin dir unendlich dankbar dafür, für alles einfach. Aber bitte vertrau mir, denn ansonsten schaffe ich es vielleicht nicht, das hier durchzuziehen. Und irgendetwas sagt mir, das ich es aber tun muss. Wenn ich dadurch alles kaputt mache, dann werde ich mit den Konsequenzen leben."
"Ich vertraue dir. Und trotzdem ist das eine blöde Idee."

Ich drückte Jana einmal fest an mich und ging dann in die entgegengesetzte Richtung von Franzi. Jana's Worte hinterließen einiges bei mir, sie brachten mich noch mehr zum Grübeln und vor allem wurde ich dadurch unkonzentriert. Mit einem Glas in der Hand bemerkte ich nicht, wie ich geradewegs mit jemanden zusammen stieß, bis es schließlich passierte und das Glas zu Bruch ging.
"Ach herrje, es tut mir ganz furchtbar Leid. Ich habe nicht aufgepasst.", entschuldigte ich mich schnell und blickte erst auf den Boden, wo die vereinzelten Glasscherben sich verteilt haben und dann schließlich nach oben, zu der Person, mit der ich zusammen stieß.
"Das darf doch wohl nicht wahr sein!"



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