Kapitel 17 - Let's sing

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'Das wird niemals passieren.' Ich konnte mich gut an diese Worte erinnern, die ich im Bezug auf das Singen im Studio benutzte. Und wer saß nun bereits seit einigen Stunden hier und musste sich immer noch rechtfertigen, dass sie nicht singen würde? Richtig, ich! Und wer steht jetzt plötzlich doch im Aufnahmeraum und trägt Kopfhörer? Wieder richtig, ich war es! Und wer hasste sich dafür sehr?
"Also, welches Lied möchtest du gerne singen?" Vincent saß an seinem Schreibtisch, von dem aus er alles steuerte, und sah mich mit einem breiten Lächeln an.
Ich warf ihm stattdessen nur einen bösen Blick zu und zuckte schließlich nur mit den Schultern.
Ja ich liebte das Singen. Und wenn es in der Schule Konzerte gab, war ich immer die Erste, die dabei war und unbedint am Mikro singen wollte. Aber ich war auch Realistin und mein Gesang war definitiv kein guter, egal was mein Umfeld immer dazu sagte. Ich wollte mich einfach nicht blamieren vor den Beiden. Ich sang aus Spaß und Freude und nicht weil es unbedingt perfekt klingen sollte.
Die beiden Jungs warfen sich gegenseitig einen vielsagenden Blick zu und wenig später betrat Dag den kleinen Raum in dem ich mich befand. Er setzte sich ebenfalls Kopfhörer auf und gab Vince dann ein Zeichen, dass er die Musik abspielen konnte.
Wenig später erklang die Melodie von einem ihrer eigenen Hits in unseren Kopfhörern. Dag fing an zu singen und sah immer wieder aufmunternd zu mir. So als wollte er mir sagen: wenn du bereit bist, steig ein.

Als auch nach dem dritten Lied kein Ton aus meinem Mund heraus kam, kam nicht nur ich mir sehr dämlich vor. Vincent hatte es mittlerweile schon aufgegeben und hatte sich nun seiner eigentlichen Arbeit wieder gewidmet, während Dag und ich hinter ihm auf der Couch saßen und Däumchen drehten.
"Mach dir keinen Kopf. Wir hätten dich dazu nicht drängen dürfen.", flüsterte er mir leise zu.
"Alles gut, es war ja keine böse Absicht dahinter. Weder von euch, noch von mir..."
"Magst du etwas trinken?"
Ich schüttelte den Kopf und beobachtete stattdessen lieber Vincent bei seiner Arbeit. Es war unglaublich was er an seinem PC alles  für zauberhafte Werke kreieren konnte. Er hatte für so viele Künstler Beats produziert und gehörte für mich damit einfach zu einem der Besten auf diesem Gebiet. Ich stellte jedoch gleichzeitig fest, dass er durch diese Arbeit sehr eingespannt war und vermutlich kaum so etwas wie Freizeit hatte. Und irgendwie tat er mir hierbei leid.
"Dicker, mach mal langsam ne Pause. Mein Magen knurrt und ich hab Bock auf was zu essen.", jammerte Dag nach einer vergangenen Stunde.
"Dann hol dir etwas zu essen.", antwortete ihm sein Kumpel leicht genervt.
"Geht nicht, ich hab keinen Führerschein. Und der nächste gute Laden ist zu weit weg - das weißt du doch."
Vincent drehte sich auf seinem Stuhl zu uns um und gab sich letzendlich geschlagen. "Schön, dann fahr ich dich eben dorthin. Fiona, bleibst du so lange hier? Dann muss ich die PC's nicht extra herunter fahren."
"Na klar, kein Problem."

Dag und Vincent fuhren zur nächsten Pizzeria und ließen mich derweil alleine im Studio zurück. Damit mir nicht allzu langweilig wurde, hatte Vincent mir gezeigt, wie ich wo Musik abspielen konnte. Ich wippte auf meinen Füßen hin und her und warf dem Aufnahmestudio immer wieder einen verstohlenen Blick zu.
"Naja, einmal versuchen kann ja nicht schaden."
Rasch wählte ich ein passendes Lied für mich aus, ging dann in den Raum, wo ich mir die Kopfhörer aufsetzte und began einfach drauf los zu singen. Nicht perfekt und nur für mich. Es gab mir ein gutes Gefühl und in diesem Moment bereute ich es keineswegs hier her mit gekommen zu sein.
"Millionen Liebeslieder, alle handeln von dir..." Mit einem Lächeln auf dem Gesicht beendete ich dieses Lied und öffnete meine Augen, die ich mitten im Lied geschlossen hatte, wieder.
Vor mir entdeckte ich Vincent, der mich mit weit aufgerissenen Augen einfach nur ansah. Vorsichtig setzte ich die Kopfhörer ab und verließ den kleinen Raum wieder.
"Hey, da seid ihr ja schon wieder.", stammelte ich vor mich her.
"Wir wären viel früher wieder da gewesen, aber Hr. Stein konnte sich nicht für eine Pizza entscheiden. Und am Ende hat er doch wieder dieselbe bestellt, wie jedes mal.", sagte Dag vom unteren Teil des Studios.
"Du singst unglaublich gut." Vincent hatte scheinbar seine Stimme wieder gefunden und ignorierte dabei die negative Äußerung ihm gegenüber.
"Naja, das würde ich so jetzt nicht behaupten.", sagte ich und wollte nicht, dass er weiter darüber sprach. Deshalb ging ich hinunter zu Dag und half ihm mit dem Besteck und den Pizzen.
"Du hast eine schöne Stimme.", bemerkte Dag mit einem Schmunzeln.
"Fang du damit nicht auch an.", sagte ich leise und gemeinsam brachten wir die Sachen nach oben.
Wir beide nahmen auf der Couch platz und Vince nahm auf seinem Stuhl platz.
"Lasst es euch schmecken.", sagte ich lächelnd und biss ein Stück von meiner Pizza ab.
"Warum kannst du nicht damit umgehen, dass ich deinen Gesang toll finde?", fragte Vincent mich ernst.
"Weil es mir unangenehm ist, okay? Ich mache das aus Spaß und halte mich selbst nicht für sonderlich talentiert. Ich kann mit so einem Kompliment einfach nicht umgehen und schon gar nicht wenn das von einem von euch kommt.", versuchte ich ihm zu erklären.
Anscheinend reichte ihm diese Erklärung aus und er ließ das Thema ruhen. Vielleicht merkte er aber auch, dass es mir wirklich unangenehm war, ich es aber auf keinen fall böse meinte.

"Wann seid ihr denn morgen da?", fragte ich die Jungs nach dem Essen.
"Wir werden wohl erst kurz vor Konzertbeginn da sein. Timi weiß bescheid und lässt uns durch den Hintereingang rein."
"Aber müsst ihr dann nicht trotzdem durch die Menge?", fragte ich ihn verwirrt. Schließlich war der Club nicht sonderlich groß gewesen und das Auftauchen der Beiden dürfte nicht unbemerkt von statten gehen.
"Sobald dort jemand auf der Bühne steht, ist die Aufmerksamkeit darauf gerichtet. Wir sind guter Dinge, dass wir da heil durch kommen.", meinte Dag mit einem kurzen Lachen.
"Na gut, dann freu ich mich schon sehr auf morgen. Und ihr wisst, was ihr mir versprochen habt, oder? Wenn ihr das Versprechen einhaltet, stehe ich auf ewig in eurer Schuld!"

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