Kapitel 24 - Endlich wieder da

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Je weiter wir in den Süden fuhren, desto bergiger wurde die Landschaft um uns herum. Ich war jedes mal aufs neue fasziniert, wenn ich den hohen Norden verließ und abwärts fuhr. So etwas wie Berge bzw. größere Hügel kannten wir dort oben so gut wie gar nicht.
"Wie bist du nur auf diese Idee gekommen?", fragte ich Vincent noch immer ganz aufgeregt und glücklich.
"Wenn ich mir schon eine Auszeit nehme, dann wollte ich wenigstens dorthin fahren, wo ich mich so wirklich entspannen und erholen konnte. Wo ginge das also besser, als bei meinen Großeltern in den Bergen?", fragte er mich und schenkte mir dabei ein sanftes Lächeln.
Ich rutschte ein wenig auf meinem Sitz hin und her und konnte es kaum abwarten, die Landesgrenze zu überschreiten.
"Hast du ihnen erzählt, dass wir kommen?"
"Natürlich habe ich das. Oma wusste noch ganz genau wer du bist und fing sofort mit einer Anektdote von früher an. Hätte ich sie nicht unterbrochen, dann würde ich jetzt vermutlich immer noch am Telefon sein und mit ihr reden.", lachte er.
Ein kleines Schmunzeln huschte über meine Lippen - Vincent seine Großmutter war ein wahrer Goldschatz gewesen und ich habe mich jedes mal unheimlich wohl bei ihr gefühlt. Aber auch sein Großvater war ein großartiger Mensch gewesen, stets bemüht darum, dass es den Menschen in seiner Umgebung gut erging. Früher hatten sie eine ganze Weide voller Ziegen, was mich immer an Heidi und den Ziegen-Peter erinnerte. Ich durfte oft mit auf die Weide und dem Großvater dabei helfen diese zu pflegen.
All diese Erinnerungen kamen immer mehr in mir hoch und es war eigentlich sehr traurig gewesen, dass ich mich so lange Zeit nicht mehr an sie erinnern konnte.
"Auf jeden fall freut sie sich sehr auf uns beide.", ergänzte er, ehe wir wenig später Deutschland verließen.

Am späten Nachmittag hielt der Wagen vor einem kleinen Häuschen, mitten im Grünen. Im Hintergrund konnte ich einige Berge sehen und als ich aus dem Auto stieg, atmete ich die frische Luft tief ein und wieder aus.
"So schön...", nuschelte ich lächelnd vor mich her und sah einmal um mich.
Vincent hatte währenddessen unsere Koffer aus dem hinteren Teil des Wagens geholt und trug sie in Richtung Haustür.
Noch bevor er klingeln konnte, wurde die Tür geöffnet und eine kleine, ältere Dame stand vor ihm.
"Vincent mein Junge, wie schön dich endlich einmal wiederzusehen.", begrüßte sie ihn und zog ihn sogleich in eine Umarmung.
Ich hielt mich ein wenig im Hintergrund und beobachtete die Szene mit einem Lächeln. Es war so schön, wenn man ein solch inniges Verhältnis zu seiner Familie hatte - auch wenn man sie nicht jeden Tag zu Gesicht bekam.
"Ich freue mich hier sein zu können.", sagte er lächelnd und löste sich vorsichtig aus der Umarmung. "Und wie versprochen, habe ich noch jemanden mitgebracht."
Die ältere Dame hob ihren Kopf ein Stück an und sah an ihrem Enkel vorbei, sodass ich nun in ihr Blickfeld trat. "Die kleine Fiona, mensch bist du aber erwachsen geworden. Und wie schön du aussiehst. Komm mein Kind, lass mich dich genauer ansehen."
Sie winkte mich mit beiden Händen zu sich und ich folgte sofort ihrer Bitte.
"Es ist so schön, wieder hier sein zu dürfen.", sagte ich und ließ mich dabei 'begutachten'
Sie strich mir mit ihrer Hand einmal kurz über die Wange und nickte zufrieden. "Da hast du dir eine wundervolle Frau ausgesucht, Vincent. Halt sie gut fest."
Gerade als der junge Mann dagegen etwas sagen wollte, tauchte hinter seiner Großmutter sein Großvater auf, der seinen Enkel ebenfalls in eine Umarmung zog. Auch mir schenkte er eine, nachdem er ebenfalls erstaunt darüber zu sein schien, wie groß ich doch geworden war.

Die Worte seiner Oma blieben mir natürlich noch eine Zeit lang im Gedächtnis und ich hätte zu gerne gewusst, was Vincent dazu sagen wollte. Ich konnte mir vorstellen, dass er ihr sagen wollte, dass ich nicht die Frau an seiner Seite war, sondern nur eine Freundin.
"Ich hoffe es ist in Ordnung, dass wir uns das Zimmer hier teilen werden.", holte Vincent mich aus meinen Gedanken und fing an seinen Koffer auszuräumen.
"Aber natürlich doch. Mittlerweile kenne ich das ja schon.", sagte ich lächelnd und tat ihm das Koffer auspacken gleich.
"Das stimmt...", murmelte er leise vor sich her, doch ich konnte ihn trotzdem verstehen.
Es war vielleicht etwas merkwürdig das zu sagen, schließlich waren wir kein wirkliches Paar und daher war es vielleicht auch nicht ganz so normal gewesen, dass wir bereits dreimal das Bett miteinander 'geteilt' hatten. Auf der andere Seite ... was war heutzutage noch normal gewesen?
"Was hast du die Zeit über hier eigentlich so alles geplant?", fragte ich ihn nach dem Auspacken neugierig.
"Viel ist das nicht, ich dachte auf jeden fall an einen Ausflug in die Berge. Und da wir uns auch etwas enstpannen wollen, dachte ich an einen Tag in einer Wellnessoase. Was sagst du dazu?"
"Das hört sich alles sehr gut an. Vor allem die Wellnessoase, das wird bestimmt richtig schön werden. Vielleicht können wir an einem Tag ja auch nochmal in die nahegelgene Stadt fahren. Ich würde meinen Eltern gerne eine Kleinigkeit mitbringen."
"Lässt sich einrichten." Vincent streckte sich einmal kurz und ließ sich dann aufs Bett fallen. Es dauerte keine zehn Minuten, da fiel der junge Mann in einen tiefen Schlaf.
Schmunzelnd beobachtete ich ihn einen kurzen Augenblick beim Schlafen. Er sah so friedlich und unglaublich niedlich aus, wenn er schlief. Ich hätte ihn stundenlang einfach nur beobachten können, doch ich beschloss noch einmal nach unten zu gehen.

"Ist Vinnie eingeschlafen?", fragte seine Großmutter mich lächelnd.
"Ja, er muss ziemlich kaputt gewesen sein von der langen Autofahrt."
"Das kann ich nachvollziehen. Ich finde es so schön, dass ihr beide gemeinsam hier seid. Habt ihr eigentlich etwas besonderes geplant für seinen Geburtstag?"
"Seinen ... Geburtstag?", fragte ich mit einen mal etwas verwirrt.
"Hast du den nicht mehr Kopf? In drei Tagen ist sein Geburtstag, der 10.10.", erzählte sie mir.
"Oh nein, daran habe ich gar nicht gedacht. Und das obwohl ich erst letztens noch ein Video von seinem Geburtstag gesehen habe. So ein Mist aber auch! Ich muss mir unbedingt etwas Gutes einfallen lassen!"
Klasse Leistung Fiona, jetzt durfte ich mein Improvisationstalent unter Beweis stellen. Aber immer hin hatte ich noch etwas Zeit, um mir etwas zu überlegen.

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