Epilog

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Ein Jahr später

"Bist du endlich soweit?"
Vincent stand an der Treppe und blickte nach oben. Wir waren bereits zehn Minuten in Verzug, etwas, was der Berliner auf den tot nicht leiden konnte - Unpünktlichkeit. Ich wusste das natürlich nur zu gut, wie oft er es mir schon angepriesen hatte, dass Pünktlichkeit alles war. Und ich sah es ja genau so, ich war immer unterwegs nach dem Motto: lieber früh als spät.
Aber in diesem Moment, konnte ich einfach nichts dafür.
"Scheiße.", fluchte ich und starrte in den Spiegel. "Scheiße, scheiße, scheiße!"
"Wir müssen wirklich los Fiona."
"Gleich, ich bin gleich soweit.", rief ich aus dem Bad und versuchte die aufkommenden Tränen zu unterdrücken.
Vermutlich rollte er gerade mit seinen Augen, während er den anderen sagen musste, dass wir noch nicht los konnten, weil seine Freundin noch nicht so weit war.
Ich hätte mir hier für auch einen besseren Tag aussuchen können, als die Hochzeit meiner Freundin, aber ich hätte auch gerne darauf verzichten können.
Schnell wischte ich mir die aufkommenden Tränen weg und atmete einige Male tief ein und wieder aus.
Dann verstaute ich den Test in meiner kleinen Clutch und verließ das Badezimmer.
"So da bin ich, tut mir leid, dass ihr warten musstet.", entschuldigte ich mich bei den Anwesenden.
"Ist alles okay?" Jana blickte mich besorgt an, doch ich winkte die Frage schnell wieder ab.
"Dann können wir ja jetzt endlich los."
Vincent, Dag, Jana und ich setzten uns ins Auto und fuhren ca. zwanzig Minuten zur Kirche, in der Franzi heute ihrem Verlobten endgültig das Ja Wort gab.
Dafür sind wir drei extra aus Berlin angereist und hatten gleichzeitig beschlossen ein paar Tage länger hier in der Nähe von Hamburg zu bleiben. So konnte ich diesen kleinen Urlaub dafür nutzen, einmal wieder bei meinen Eltern vorbei zu sehen und andere Freunde, die ich noch aus Ausbildungszeiten her kannte, zu besuchen.
"Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass sie die Erste von uns ist, die heiraten wird.", meinte Jana auf dem Weg.
"Wieso nicht?", wollte Vincent wissen und blickte über den Rückspiegel zu ihr.
"Na wieso wohl? Nachdem ihr beide wieder zusammen gekommen seid, hätte ich schwören können, das als nächstes ein Antrag erfolgt, plus einer raschen Hochzeit."
"Hör mal, nur weil wir damals so schnell zusammen gezogen sind, heißt das nicht, dass wir alles überstürzen. Wir lassen uns mit solchen Dingen Zeit, nicht wahr Liebling?"
Vincent sah zu mir hinüber, während ich stillschweigend aus dem Fenster starrte. Durch den Seitenspiegel konnte ich allerdings gut beobachten, wie Dag mich eindringlich ansah.

Vor der Kirche standen bereits viele Gäste in hübschen Kleidern und Anzügen. Dag half mir beim Aussteigen und zog mich dabei sanft an sich.
"Müssen wir reden?", fragte er leise, sodass uns niemand hören konnte.
"Ich weiß nicht was du meinst."
"Na schön, dann sag bescheid, wenn du soweit bist."
Mit diesen Worten ließ er von mir ab und Vincent stellte sich an meine Seite, sodass wir gemeinsam in die Kirche eintreten konnten.
Wieso wusste Dag schon wieder, dass mir etwas auf dem Herzen lag? Konnte er mich wirklich so gut durch schauen? Oder war es vielleicht sogar ein leichtes für Jeden dies zu tun?
Doch wenn ich so Vincent anblickte, dann schien er sich gar keine wirklichen Gedanken darum gemacht zu haben, warum ich im Badezimmer so lange gebraucht hatte.
In der Kirche nahmen wir in einer der Bankreihen Platz und warteten gespannt auf den Einmarsch der Braut.
In einem eng anliegenden, weißen Brautkleid schritt Franzi den Weg entlang was ein Staunen bei vielen Gästen hinterließ.
Die Zeremonie war schön und schlicht gehalten und am Ende wurden einige Tränen verdrückt.
Anschließend fuhr die gesamte Hochzeitsgesellschaft zu einem Gutshof, wo die eigentliche Party stattfand.
Am Eingang empfingen uns einige Kellner mit einem Tablett Sektgläser.
Dag nahm sich eines herunter und reichte Jana gleichzeitig eines.
"Hier bitte.", lächelte Vincent und reichte mir ebenfalls eines.
"Äh, danke..", sagte ich und nahm es entgegen. Kurz bevor wir den Saal betraten, schüttete ich das Glas in eine Topfpflanze und ging dann stillschweigend den anderen hinter her.
Wir vier nahmen einem großen, runden Tisch Platz, an dem noch einige weitere Gäste, vermutlich ebenfalls Freunde des Paares, Platz nahmen.

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