Kapitel 34 - "Hallo, hier kommt die Eifersucht!"

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Nach einer weiteren Stunde, die wir mit viel Alkohol und viel Humor verbrachten, beschlossen die Jungs zurück zu ihrem Tourbus zu gehen, um sich langsam aber sicher auf den Heimweg zu machen. Mir missfiel dies natürlich sehr, doch ich wusste, dass ich daran nichts ändern konnte.
Mit verschränkten Fingern ineinander, gingen Vincent und ich nebeneinander her, bis Thilo die Tür des Hinterausganges öffnete und uns eine kühle Luft entgegen kam.
"Da warten noch einige auf euch.", bemerkte er und sofort ließ Vince meine Hand los, was irgendeinen bitteren Nachgeschmack bei mir hinterließ.
Sobale Vincent und Dag auf der Bildfläche erschienen, wurden sie auch schon von den wartenden Fans umzingelt und komplett eingemommen. Hier ein Foto und dort eine Umarmung.
Es war vermutlich Alltag für die Beiden gewesen, wenn sie auf Tour waren.
Gefiel es mir? Definitiv nicht!
Konnte ich dagegen etwas tun? Eher nicht!
Das Einzige was ich tun konnte war zusehen und abwarten, bis auch der letzte Fan endlich gegangen war, damit ich mich ordentlich von Vincent verabschieden konnte.
"Irgendwie seltsam, dieses Mal auf der anderen Seite zu stehen und kein Foto mit den Künstlern machen zu wollen.", meinte Franzi ein wenig nachdenklich.
"Na, du kannst dich ja dazu stellen. Die Beiden machen bestimmt ein Foto mit dir.", lachte Jana.
"Ne lass mal, nachher krieg ich noch von Fiona Ärger, weil ich mit ihrem Schatz ein Selfie gemacht habt."
Ich ignorierte diesen dämlichen Spruch und versuchte mich selbst auf andere Gedanken zu bringen.

Es waren nur noch vier Mädchen um Dag und Vincent herum und dann waren es ausgerechnet auch noch diese nervige Gruppe, die gefühlt immer die Letzten sind und sich immer liebend gerne in den Vordergrund stellen.
"So langsam müssen wir aber auch los. Ich bin hundemüde und muss noch ein ganzes Stück fahren.", meinte Franzi und gähnte dabei laut.
"Ich weiß, sie sind ja gleich fertig.", sagte ich und seufzte leise auf.
Als ich mich wieder zu den Jungs drehte, sah ich, wie eines der Mädchen Vince einen Kuss auf die Wange gab und mit ihren Fake Wimpern klimperte, so als würde er genau das an ihr mögen.
Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Wie konnte er das überhaupt in meiner Gegenwart tolerieren?
Ich hatte ja nichts gegen ne Umarmung, aber das ging definitiv zu weit. Sie legte ihren ekeligen, rot geschminkten Lippen auf die Wangen meines Freundes - ob das nun schon offiziell war zwischen uns oder nicht. Es ging einfach nicht!
"Wie die einfach immer übertreiben müssen.", sagte Jana und verzog das Gesicht dabei.
"Lasst uns gehen.", sagte ich nur, wandte mich dem Geschehen ab und ging ohne auf die anderen beiden zu warten, zurück zum Auto.
Franzi und Jana hasteten mir hinter her und als sie mich endlich eingeholt hatten, hielten sie mich an den Handgelenken fest.
"Willst du wirklich gehen ohne dich zu verabschieden?"
"Er ist doch beschäftigt und wir müssen morgen wieder sehr früh hoch. Ich seh ihn in zwei Wochen ja eh wieder.", meinte ich schulterzuckend und riss mich bestimmt von beiden wieder los.
Widerwillig ließen sie mich ziehen und beim Auto angekommen, stiegen wir drei sofort ein.

Franzi zögerte das Losfahren extrem lange hinaus und hatte vermutlich gehofft, ich würde das nicht merken.
"Können wir jetzt bitte los?"
"Ja, ich musste erst noch einmal checken, ob alles ... äh .. funktioniert."
"Natürlich musstest du das."
Franzi startete den Motor und fuhr dann langsam vom Parkplatz herunter.
Weit kamen wir jedoch nicht, denn kurz vor der Ausfahrt trat sie mit voller Wucht auf die Bremse, sodass wir drei nach vorne geschleudert wurden und anschließend zurück in den Sitz gedrückt wurden.
"Aua man, was war denn das?", jammerte Jana.
"Spinnst du total Franzi?", fragte ich sie und sah angesäuert zu ihr rüber.
"Beschwer dich nicht bei mir, sondern bei ihm!" Sie deutete auf eine Person vor uns, die durch das Scheinwerferlicht schwer zu erkennen war.
Ich kniff meine Augen zusammen und öffnete wenig später die Autotür, um aussteigen zu können.
"Was machst du da? Franzi hätte dich beinahe überfahren!"
"Und was machst du da? Wegfahren ohne sich zu verabschieden?!", fragte er mich mit verschränkten Armen vor der Brust.
Ich schloss die Autotür und tat ihm die Gestik gleich.
"Du warst beschäftigt, ich wollte nicht stören dabei."
"Die fünf Minuten hättest du doch noch gut warten können, oder nicht?"
"Vielleicht. Aber ich hatte keine Lust noch mehr rote Lippenabdrücke an dir zu sehen.", rutschte es mir heraus und sofort bereute ich meine Worte. Ich wollte ihm auf keinen Fall jetzt eine Eiferssuchtsszene vorspielen, das hatte er nicht verdient.
Vincent löste seine Position auf und trat einige Schritte auf mich zu, bis er vor mir zum Stehen kam.
"Es war nur ein Wangenkuss, für ein Foto.", versuchte er sich zu verteidigen.
"Aber es ist trotzdem nicht schön, dass mit ansehen zu müssen...", seufzte ich leise.
"Ich wusste nicht, dass ... das dich so etwas so sehr stört."
"Du weißt so einiges noch nicht über mich und meine Eigenartigkeiten."
Er schmunzelte ein wenig und nickte dann ganz leicht. "Das ist wohl wahr."

Einen Moment lang standen wir schweigend voreinander, niemand schien zu wissen, was er jetzt sagen sollte.
"Du weißt aber, dass es kein anderes Mädchen für mich gibt außer dir, oder?", fragte er mich.
"Schon irgendwie, ja. Ich hab trotzdem Angst.", murmelte ich.
Mit einen liebevollen Lächeln zog er mich an meine Hüfte näher an sich und beugte mich ein Stück nach hinten, um mir dann einen endlos langen und zugleich leidenschaftlichen Kuss geben zu können.
Dieser Mann wusste, wie er mich beruhigen konnte. Wie er mir zeigen konnte, wie wichtig ich ihm war und das ich keine Angst zu haben brauchte.
"Ich komme mit zu dir.", hauchte er zwischen zwei Küssen, was bei mir eine große Verwirrung auslöste.
"Wie? Du musst zurück nach Berlin und ich muss zur Schule!"
"Ich spreche kurz mit den Jungs. Steig du schon mal ins Auto ein.", grinste er und ließ mich dann einfach so stehen.
Verwirrt nahm ich wieder auf dem Beifahrersitz platz und starrte ins Leere.
"Wow, das nenne ich mal einen Kuss. Der Typ scheint dich echt zu lieben." Franzi warf mir einen verträumten Blick zu, ehe sie dann wieder den Motor startete.
"Warte! Whynee kommt mit.", sagte ich in einem monotonen Ton, da ich das immer noch nicht ganz realisieren konnte.
Bevor Franzi darauf reagieren konnte, öffnete sich die Tür hinter ihr und Vincent nahm wenig später neben Jana Platz.
"So, wir können.", grinste er drei uns an, so als sei das eine ganz normale und typische Aktion nach einem Konzert.

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