Kapitel 25 - Zum Geburtstag viel Glück

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In drei Tagen etwas tolles auf die Beine zu stellen, war eigentlich eine machbare Sache. Durch die Aktivitäten, die Vincent jedoch für uns geplant hatte, blieb mir meistens nur der späte Abend, um an einer Idee zu tüfteln, während er schon tief und fest schlief.
Aber ich kam schnell auf eine Idee und mit der Hilfe seiner Großeltern konnte ich einige Vorbereitungen treffen und war am Ende doch sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
Jetzt musste es nur noch ihm gefallen.

Am Morgen seines Geburtstages, bereitete ich für uns beide ein Frühstück im Bett vor. Leise und vorsichtig platzierte ich das Tablett auf meine Bettseite und setzte mich daneben. Sanft fuhr ich mit meiner Hand über seine Schulter, um ihn wecken zu können. Es erklang ein unverständliches Murmeln, gefolgt von einem Stöhnen.
"Aufstehen du kleine Schlafmütze, sonst verschläfst du noch deinen Geburtstag.", sagte ich mit einem Lächeln und hauchte ihm einen Kuss auf seine Schläfe. Eine Gestik, über die ich nicht wirklich nachgedacht hatte und die sich doch so wundervoll anfühlte.
Langsam öffnete Vincent seine Augen und sah sofort in die meine.
"Du hast daran gedacht?", fragte er leise.
"Mit der Hilfe deiner Oma, ja. Es ist mir etwas peinlich das zu sagen, aber ich hätte ihn ohne sie vergessen."
Vincent streckte sich kurz und setzte sich dann aufrecht hin. Sein verschlafener Blick sah unglaublich süß aus und am liebsten hätte ich ihm dafür noch einen Kuss auf die Wange gegeben.
"Das macht doch nichts. Ich nehme dir das in keinster Weise übel.", lächelte er mich an.
Ich schnappte mir das Tablett und stellte es in die Mitte des Bettes.
"Ich hoffe, du hast schon etwas Hunger."
"Frühstück im Bett, das hatte ich lange nicht mehr. Vielen Dank."
Vincent und ich genossen das Frühstück und überlegten uns, was wir den Tag über machen könnten.
Dabei verschwieg ich ihm natürlich, dass ich noch eine kleine Überraschung für ihn hatte. Denn mit Frühstück am Bett war das Geburtstagsgeschenk noch lange nicht getan.

Nachdem wir mit dem Essen fertig waren, räumte ich das Tablett weg, während Vincent rasch unter die Dusche hüpfte. Für den weiteren Ablauf des Tages, hatten wir beide entschlossen einen kleinen Ausflug in die nahe gelegene Stadt zu unternehmen. Von seinen Großeltern bekam Vince ein kleines 'Taschengeld' von dem er sich etwas Schönes kaufen sollte, laut seiner Großmutter. Irgendwie fand ich es niedlich und es erinnerte mich an frühere Zeiten, in denen Vincent und ich als Kinder ein bisschen Geld bekamen, um uns dafür eine Kugel Eis zu kaufen. Das eine Mal hatte Vince sein Eis so schnell aufgegessen, sodass ich ihm die Hälfte von meinem noch abgab.
"Gibt es noch die kleine Eisdiele, bei der wir früher immer waren?", fragte ich ihn, nachdem wir uns auf den Weg in die Stadt gemacht hatten.
"Eine gute Frage, das weiß ich gerade gar nicht. Aber wir können gerne einmal nachsehen.", schlug er mit einem Lächeln vor.
Die Fahrt in die nahegelegene Stadt dauerte keine fünfzehn Minuten und wir hatten wirklich Glück mit dem Wetter gehabt, obwohl der Oktober meist für seinen Regen bekannt war. Vincent und ich gingen dicht nebeneinander her und starteten unseren kleinen Schaufensterbummel. Gleichzeitig suchte ich etwas für meine Eltern und Jana wollte ich definitiv auch etwas mitbringen. Wir beide waren im April für sechs Wochen ebenfalls in Österreich gewesen und seit dieser Zeit ist unsere Freundschaft viel enger und intensiver geworden. Ich wollte ihr damit eine kleine Freude bereiten und sie an diese Zeit zurück erinnern.
"Was hälst du denn hier von?" Vincent deutete auf eine Spieluhr, die aus Holz bestand und unfassbar detallierte und aufwendige Schnitzereien hatte.
"Die ist ja schön.", sagte ich und nahm sie vorsichtig in die Hände. "Die würde ich ja glatt für mich selbst nehmen.", kicherte ich und drehte sie dann um, um den Preis sehen zu können.
Das hatte jedoch zur Folge, dass ich sie schnell beiseite legte und mich von ihr entfernte. Vincent beobachtete mich mit gerunzelter Stirn und kratzte sich kurz an seinem Hinterkopf, ehe er selbst nach dem Preis sah.
"136,95€", nuschelte er und legte sie anschließend ebenfalls wieder weg.
"Das ist etwas über meinem Budget.", murmelte ich und bekam sogleich ein gewisses Gefühl von Scham.
Ich hasste es, dass ich noch immer kein richtiges Geld verdiente, obwohl ich bereits weit über 20 war.
Vince schien zu spüren, dass mir das Thema mehr als unangenehm war, weshalb er auch glücklicherweise nicht näher darauf einging.

Die restliche Zeit des Tages verbrachten wir mit einem gemeinsamen Mittagessen und dem Auffinden der Eisdiele. Sie hatte zwar mittlerweile einen anderen Besitzer, aber das Eis schmeckte noch immer so gut, wie damals und versetzte uns beide zurück in unsere Kindheit.
Für meine Eltern und für Jana fand ich nach einiger Suche doch noch etwas passendes zum Mitbringen und auch Vincent kaufte sich eine Kleinigkeit von dem Geld seiner Großeltern.
"Dann scheint es so, als könnten wir uns langsam wieder auf den Weg zurück machen, oder?", fragte er mich, nachdem so langsam aber sicher die Dämmerung einsetzte.
"Jein...also wir können gerne zurück zur Hütte, aber ich hab noch etwas anderes geplant für heute.", sagte ich mit einem geheimnisvollen Unterton und konnte mir dabei ein Grinsen auch nicht verkneifen. Vor allem erst dann nicht, als ich in sein verwirrtes Gesicht blickte.
"Na du glaubst doch nicht, dass es mit Frühstück am Bett getan ist."
"Ich hoffe, du hast nichts Großes geplant. Du weißt, dass du das nicht brauchst. Ich bin schon sehr glücklich darüber, dass du mit mir gemeinsam meinen Geburtstag verbringst."
"Manchmal kannst du wirklich süße Dinge sagen.", sagte ich mit einem kleinen, verlegenen Lächeln.
Vincent streckte seine Hand nach meiner aus und ohne zu zögern, griff ich nach dieser, um zurück zum Auto gehen zu können.
Hätte uns irgendjemand zusammen gesehen, so hätte man vermutlich gedacht: was für ein nettes Pärchen.
Und mit diesem Gedanken stieg ich zurück ins Auto ein und freute mich gleichzeitig sehr, auf die bevorstehende Überraschung.
Ich hoffte so sehr, dass auch Vincent Gefallen daran fand.

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