Kapitel 84 - "Es ist deine Schuld!"

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Sofort packte mich ihre Hand.
"Aua, he' sag mal spinnst du? Lass mich sofort los!", quengelte ich und versuchte mich aus Maja's festem Griff zu befreien, nachdem sie erkannt hatte, das ich die Verursacherin unseres Zusammenstoßes war.
Sie schleifte mich unachtsam nach draußen in den Garten in eine etwas ruhigere Ecke, wo wir ungestört waren.
"Du kleines Biest, was willst du hier?", fragte sie mich zornig und ließ mich schließlich los.
"Ich bitte dich, das hier ist eine öffentliche Veranstaltung. Ich interessiere mich für wohltätige Zwecke."
"Ach ja? Um was für einen Zweck geht es hier denn genau?", fragte sie mich und durchbohrte mich mit ihrem eindringlichen Blick.
Ich biss mir auf die Unterlippe und suchte verzweifelt nach der richtigen Antwort, doch mir fiel keine ein.
"Aha, wusste ich es doch. Du blöde Kuh hast es nur auf mich abgesehen. Na warte, ich lasse die Security kommen!" Maja stapfte an mir vorbei, um nach drinnen gehen zu können. Panik stieg in mir hoch und ohne darüber nachzudenken packte ich sie an ihrem Kleid und zog sie zurück.
Dies hatte jedoch zur Folge, dass sie auf den Boden fiel und mich nun mit finsterer Miene ansah.
"Das wirst du mir büßen!"
Wie eine Furie sprang sie auf mich und zerrte an meinen Haaren. Schmerzerfüllt und erschrocken zugleich, erwiderte ich ihre Handlungen, sodass wir nach kurzer Zeit in einem handgreiflichen Streit landeten.
"Du hast mir damals alles weggenommen!", schrie sie mich an.
"Du spinnst doch total! Du hast meine Beziehung kaputt gemacht, du bist hier das Biest!"
Kreischend stritten wir uns und zogen dabei die Aufmerksamkeit von zwei weiteren Gästen auf uns - zum Glück gehörten diese zu mir.
Jana und Franzi zogen uns beide auseinander und achteten darauf, dass wir nicht erneut aufeinander los gingen.
"Seid ihr total verrückt? Jemand hätte euch hören oder gar sehen können.", ermahnte Franzi uns beide und stellte sich in die Mitte, direkt zwischen uns.

Maja richtete ihre Frisur und machte ein schnippisches Geräusch, so als sei sie sich keiner Schuld bewusst gewesen.
Ich hingegen wischte mir über meinen schmerzenden Oberarm, in dem die Furie mich gekniffen hatte.
"Also, konntet ihr euch aussprechen?", wollte Franzi von uns wissen.
"Wie denn? Die ist doch sofort auf mich los gegangen!", verteidigte ich mich.
"Bitte? Du hast mich ja wohl zuerst zu Boden geschmissen. Und was soll das bedeuten, aussprechen? Was genau willst du von mir?", fragte Maja mich genervt.
"Ich wollte dich eigentlich nur etwas fragen, mehr nicht."
"Ahja, dann frag mich schnell, bevor ich nicht doch noch die Security hole und euch alle entfernen lasse."
"Bevor ich das tue, würde ich gerne eines von dir wissen: wieso hast du eben gesagt, ich hätte dir damals alles weggenommen? Was meinst du damit? Vincent und du wart doch schon lange getrennt, als ich mit ihm zusammen kam."
Alle Blicke waren nun auf die Blondine gerichtet, die das Gesicht verzog und anscheinend versuchte, gewisse Gefühle zu unterdrücken.
"Jetzt will ich dich mal etwas fragen, kleine Fiona. Weißt du eigentlich, wieso Vincent sich von mir getrennt hat?"
Ich schüttelte den Kopf und ließ sie weiter erzählen.
"Das dachte ich mir. Wir waren ein glückliches Paar, weißt du. Unsere Arbeit konnten wir miteinander verbinden und so kam es nur selten vor, dass wir für eine längere Zeit voneinander getrennt waren. Drei ganze Jahre lang waren wir zusammen, wir haben sogar über Hochzeit und Kinder gesprochen. Und dann eines Tages eröffnet er mir, dass er mich verlassen wird. Angeblich seien die Gefühle nicht mehr dieselben, wie am Anfang. Meine verdammte Welt ist in sich zusammen gebrochen. Ich habe ihn angefleht, uns noch eine Chance zu geben, ich könnte mich ändern. Aber er gab uns keine Chance mehr. Von heute auf morgen wurde ich aus der Wohnung geschmissen und der Kontakt brach ab."
Jana, Franzi und ich sahen Maja schockiert an. Mit solch einem Verhalten seinerseits hätten wir nie gerechnet. Vor allem, da es so plötzlich erschien.
"Aber... es musste doch einen Grund dafür geben. Niemand beendet eine Beziehung von heut auf morgen einfach so. Schon gar nicht nach drei Jahren Beziehung."
Maja lachte kurz auf und deutete dann mit dem Finger auf mich.
"Da ist euer Grund!"

Etwas perplex blinzelte ich ein paar mal auf, ehe ich dann selbst einen Finger auf mich selbst zeigte.
"Ich? Wieso sollte denn ich der Grund sein? Whynee und ich haben uns doch erst viel später wiedergetroffen. Wir hatten jahrelang keinen Kontakt miteinander."
"Tja, nur weil du nichts von ihm wusstest, heißt es ja nicht, dass er nichts von dir wusste."
Maja's Sätze klangen so verschwörerisch und rätselhaft, ich konnte mir daraus einfach keinen Reim machen.
"Herr Gott was seid ihr alle blöd!", sagte sie genervt und rollte mit den Augen. "Ich habe es geschafft Dag zum Reden zu bringen, dafür reichte jediglich eine Flasche Jägermeister aus. Und er eröffnete mir, dass der gute Vincent durch Zufall auf Instagram ein Bild entdeckte, von einem Mädchen aus seiner Vergangenheit, die er nie vergessen konnte und die sein kleines Herz wohl immer noch zum Schlagen brachte. Er hat mich also für jemanden verlassen, den er seit 15 Jahren nicht mehr gesehen hatte. Er wusste nichts über dich! Und trotzdem ließ er mich für dich fallen.
Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Ich musste wissen, welche Person mir meinen geliebten Vincent wegnahm. Also lockte ich euch unter einem Vorwand zurück nach Berlin, sodass wir beide uns an Neujahr das erste Mal gegenüber standen. Und was soll ich sagen? Ich verstehe es immer noch nicht, wie er mich wegen dir verlassen konnte."
"Also warst du diejenige, die ins Studio eingebrochen ist!", fragte Jana sie empört
"Eingebrochen? So würde ich das jetzt nicht nennen, aber ja, ich war es.", sagte Maja so, als wäre es vollkommen legitim was sie tat. Ihre ganzen Taten rechtfertigte sie damit, dass Vincent sie verlassen hatte für jemanden, der nicht so war wie sie.
"Und was sollte dann dieser Kuss? Hast du wirklich gegelaubt, Vincent kommt so zu dir zurück?", fragte Franzi sie.
"Ich hatte zumindest gehofft das es so ist. Nun ja und als du dämliches Ding uns auch noch dabei erwischt hattest, wirkte alles so perfekt."
"Nur das es das nicht war. Denn Vincent will dich immer noch nicht, er liebt dich einfach nicht mehr. Und es tut mir leid, ja das tut es wirklich, wie sehr er dich mit seinen Taten verletzt hat. Aber das gibt dir nicht das Recht, es anderen jetzt gleichzutun. Außerdem glaube ich einfach nicht, dass er dich nur deshalb verlassen hat. Vincent ist nicht so ein Mann." Meine Stimme zitterte ein wenig, doch ich ließ mich von ihr nicht kleinkriegen.
"Glaub doch was du willst. Wisst ihr was, ihr könnt mich alle mal kreuzweise. Und wehe ihr lauft mir noch einmal über den Weg, dann mache ich euch fertig!" Wutentbrannt stolzierte Maja davon, zurück zur Veranstaltung.

Wir drei standen einen Moment stillschweigend einfach nur da. Ehrlich gesagt hatte ich mit allem gerechnet, aber nicht damit.
"Weißt du eigentlich was das bedeutet?", fragte Jana mich leise.
"Das ich Schuld bin, dass Vincent sich von Maja getrennt hat?"
"Nein man. Sondern das dieser Mann dich so sehr lieben tut, dass er alles riskieren würde, nur um dich an seiner Seite zu haben. Und wer weiß, ob Maja wirklich die komplette Wahrheit gesagt hat. Ich meine, können wir ihr wirklich zu hundertprozent vertrauen? Vielleicht hat sie sich auch einfach nur raus reden wollen.", überlegte Jana laut
"Ich weiß nicht was ich dazu sagen soll.", gab ich leise zu. "Ich hab eine Beziehung kaputt gemacht."
"Und sie hat deine kaputt gemacht, damit seid ihr jetzt quitt.", räumte Franzi ein und prompt fingen wir drei an zu lachen, ich weiß nicht woher genau das kam. Vielleicht fiel einfach gerade eine ungeheure Last von mir, die ich seit Monaten mit mir herum trug.
"Das wirkt noch alles so surreal. Wieso hat er keinen Kontakt zu mir aufgenommen?"
"Das kannst du ihn doch am besten selbst fragen oder was meinst du?" Jana lächelte mich sanft an und legte einen Arm um mich.
"Ja, das klingt nach einem guten Plan."

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