Kapitel 31 - Als ich Mädchen noch scheiße fand

537 19 1
                                    

"So etwas habe ich noch nie erlebt. Das klingt wie, als wären wir in einem Hollywood Blockbuster. Er hat dich einfach so mitgenommen und du hast nicht einmal in Erwägung gezogen dich mal bei uns zu melden?"
Franzi sah mich mit zusammen gezogenen Augenbrauen an. Nach dem unvergesslichen Urlaub und den Stunden zu Zweit mit Vincent, war ich wieder in der Realität angekommen - in der Schule.
"Das ist das was du als erstes von ihr wissen willst? Warum sie sich nicht gemeldet hat?", fragte Jana skeptisch und blickte zwischen mir und Franzi hin und her.
"Findest du das etwa in Ordnung? Ich hab mir schließlich Sorgen um sie gemacht."
"Naja schon, aber sie war mit Vincent zwei Wochen lang weg. Allein. Nur die beiden zusammen. Da ist die offensichtlichste Frage ja wohl klar, oder etwa nicht?!"
Während die beiden Freundinnen sich uneinig darüber waren, welche Frage sie mir denn jetzt zuerst stellen wollten, schweifte ich mal wieder mit meinen Gedanken vollkommen ab und erinnerte mich an eine Zeit zurück, in der niemand vermutet hätte, dass Whynee und ich uns einmal so nahe kamen...

"Whynee!! Mach die Tür auf! Ich sag das alles meiner Mama.", schrie die kleine Fiona und hämmerte dabei mit ihren Fäusten wie wild gegen die Türen des Kleiderschrankes.
Vincent war in seiner Jugendphase desöfteren sehr gemein mir gegenüber gewesen. Er piesackte mich wo es nur ging und trieb es manchmal sogar so weit, dass er mich in den Kleiderschrank sperrte, wenn ich ihm mal wieder auf die Nerven ging. Ein Glück hatte ich immer einen Beschützer an meiner Seite - Dag.
"Hey Mann, lass sie da raus. Nachher erstickt sie darin noch." Dag schubste seinen Kumpel zur Seite und öffnete die Türen. Kurze Zeit später plumpste ich hinaus und landete direkt vor den Füßen der Beiden.
"Jetzt kriegst du aber Ärger!", schimpfte ich und rappelte mich dabei wieder auf.
"Ah, jammer nicht rum. So schlimm war das gar nicht."
Dag rollte mit den Augen und schloss die Türen wieder. "Ihr beide solltet definitiv etwas an eurer Beziehung tun."
Vincent und ich verzogen bei dem Wort 'Beziehung' gleichzeitig das Gesicht, so als hätten wir gerade etwas furchtbar ekeliges gehört.
"Verschwinde jetzt!", maulte er mich an und gab mir einen kleinen Schubs in Richtung Zimmertür.
"Aber deine Mama hat gesagt, du sollst auf mich aufpassen."
"Jaja, das kann ich auch machen wenn du draußen vor der Tür stehst."
Obwohl ich lautstark dagegen protestierte, schubste er mich weiter nach draußen und knallte mir die Türe wieder vor der Nase zu.
Das war nur einer der Momente, in dem wir uns an die Haare gegangen waren.
Ein anderer Moment entstand an einem heißen Sommertag. Vincent saß in seinem Garten auf dem Liegestuhl und tankte eine ordentliche Portion Sonne. Ich wusste schon damals, dass er ziemlich schnell bei einet puren Entspannung einschlafen konnte. Also kletterte ich über den Gartenzaun und schnappte mir die Sonnencreme, um etwas auf seine Brust malen zu können.
Erst gegen Abend bemerkte er, dass sich mein Kunstwerk auf seiner Brust abgezeichnet hatte. So musste er eine ganze Weile mit dem Wort 'Idiot' auf der Brust herum laufen. Ich bekam dafür zwar eine kleine Strafe, aber das war es mir definitiv wert.
Als ich noch viel jünger war und gerade das Dreiradfahren für mich entdeckt hatte, schubste er mich davon hinunter, sodass ich direkt in den kleinen Pool fiel, der bei ihm im Garten stand.
Mittlerweile glaube ich, dass unsere frühere Beziehung zueinander die Inspiration für ein Lied von den Beiden war...

"Fiona? Hey! Nun sag schon endlich was zwischen euch passiert ist!"
"Hm? Achso, ja ehm ... ich äh, ja also was ist da eigentlich genau passiert? Man munkelt gewisse Dinge, aber ob jetzt eine genaue Definition davon..."
"Sabbel nicht so doof rum und sag was los ist.", forderte Franzi mich auf und zog dabei eine Augenbraue hoch.
"Das ist eine Unterstellung von dir, dass du sagst, ich..."
"Oh mein Gott, versuchst du dich da gerade wirklich rauszureden?", fragte Jana und musste sich ein Lachen verkneifen.
"Wars wirklich so schlimm?"
"Ihr beide interpretiert da etwas ganz falsch!", sagte ich und merkte dabei, wie meine Wangen immer röter und wärmer wurden.
"So? Wie genau war es denn nun? Wenn man sich dein Tomatengesicht anschaut, kann es ja gar nicht so schlimm gewesen sein."
"Hört auf ihr beiden, ihr seid so doof. Wenn ihr nicht netter zu mir seid, dann nehm ich euch am 03.11 nicht mit in den Backstagebereich der Beiden!"
Franzis und Janas Augen wurden größer und ehe ich mich versah war das Thema auf die bevorstehende Tour gelenkt und wie neidisch sie waren, dass ich da mitkommen durfte.
Ehrlich gesagt wusste ich nicht einmal, ob ich sie wirklich mit in diesen Bereich nehmen durfte, aber so gaben sie schließlich für erste Ruhe, was die Sache mit Vincent und mir anging.
Ich wollte es ihnen sagen, sie waren schließlich meine besten Freundinnen.
Aber, und so ehrlich musste ich sein, wusste ich doch selbst nicht einmal was das alles zu bedeuten hatte. Ja, wir haben uns geküsst - mehr als einmal. Doch so etwas wie ein 'Ich liebe dich' oder 'Ich habe mich in dich verliebt' oder 'Komm wir sind jetzt ein Paar' tauchte eben noch nicht auf, weshalb ich mir unsicher war, wie unsere Beziehung jetzt genau defininiert wurde und aussah.
Sollte ich den nächsten Schritt wagen oder sollte er dies tun? Wann war denn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen, die drei magischen Worte auszusprechen?
Dass ich das letzte Mal in so einer Situation war ist Jahre her, vier um genau zu sein.
Was wenn ich irgendetwas überstürzte oder ihn mit meinen Gefühlen überrumple?

Sobald ich zuhause war, schnappte ich mir mein Handy und rief Vincent an.
"Wie schön das du anrufst, ich habe gerade an dich gedacht.", waren seine ersten Worte und sogleich war ich wie Wachs in seinen Händen.
"Äh, hehe, ich freue mich auch deine Stimme zu hören. Ich wollte dir noch einmal viel Glück wünschen für deinen heutigen Tourstart. Und ich ..."
"Ja?", fragte er neugierig
"Ich kann es kaum abwarten, dich bald wieder zu sehen."
"Mir geht es genau so. Ich vermisse dich hier an meiner Seite."
Vincent wusste einfach genau immer was er zu sagen hatte, damit ich mich wohlfühlte und rund um glücklich.
"Jetzt ist es nur noch eine Woche. Die schaffen wir beide bestimmt."
"Natürlich doch. So ungerne ich es aber auch aussprechen mag, ich muss jetzt leider zum Soundcheck. Ich schreibe dir heute Abend nach dem Konzert und wenn du dann noch wach bist, können wir auch noch einmal kurz telefonieren, ja?"
"Hört sich gut an.", sagte ich mit einem Lächeln dabei.
"Bis dann."
"Bye Whynee."

Millionen Liebeslieder Where stories live. Discover now