Kapitel 40 - Drei Skihasen & ein Geheimnis

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Die nächsten Tage verbrachten die zwei Berliner und ich oft draußen im Schnee. Ein Glück lag dieser noch in Massen vor, sodass wir mehrere Stunden in ihm herum tollen konnten.
"Ich kenne einen Platz, an dem wir super Schlittenfahren gehen können!", sagte ich voller Elan und schleppte Vincent und Dag einen Hügel nach dem anderen hinauf, bis wir endlich auf einer Lichtung ankamen, an dem schon einige andere Menschen waren, die fröhlich mit ihren Schlitten die verschiedensten Hügel hinunter rodelten.
Während Dag und ich eine Schlittenfahrt nach der andern vollzogen, hatte Vincent seine Kamera dabei und knipste einige Landschaftsaufnahmen.
"Whynee, nun leg doch mal die Kamera beiseite. Du verpasst den ganzen Spaß.", rief ich ihm zu.
"Ich habe doch Spaß.", sagte er und drückte sogleich auf den Auslöser, um von mir ein Foto machen zu können.
Augen rollend schnappte ich mir Dag und amüsierte mich mit ihm beim Schlittenfahren - ich konnte den anderen jungen Mann ja nun nicht zu seinem Glück zwingen.
"Huiii!!!", rief ich freudestrahlend bei der Abfahrt und riss dabei die Arme hoch. Leider verpassten Dag und ich die Abzweigung und knallten so mit dem Schlitten gegen einen Baumstumpf, was zur Folge hatte, dass wir schwungvoll beide im Schnee landeten.
Mit einem lauten Lachen, lagen wir beide auf dem Rücken und kriegten uns nicht mehr ein.
"Jetzt weiß ich, warum du deinen Führerschein abgeben musstest.", kicherte ich und drehte meinen Kopf zu ihm.
"Wieso war das denn meine Schuld? Du hattest die Hände nicht am Steuer." Grinsend setzte er sich auf und half mir hoch.
"Was? Also ich erinnere mich nicht, dass ich für die Steuerung zuständig war.", sagte ich gespielt empört.
Ich klopfte mir den Schnee von meiner Kleidung und hielt Ausschau nach Vincent.
"Mit wem telefoniert er denn?", fragte ich, als ich ihn endlich erblickt hatte.
Dag zuckte nur mit den Schultern und stand endgültig auf. "Fragen wir doch einfach mal nach."
Wir beide stapften durch den Schnee und kamen etwas aus der Puste bei Vince an. Durch die Kälte fiel mir das Atmen noch schwerer, sodass ich wie nach einem Marathon klang.
"Ich habe jetzt keine Lust zu reden. Ruf mich bitte nicht mehr an.", hörte ich ihn nur sagen, ehe er dann auflegte und sein Handy in die Hosentasche steckte.
"Wer stört dich denn da so?", fragte Dag mit einer hochgezogenen Augenbraue.
"Ach, so ein Kabelvertreter. Die nerven schon ne ganze Weile.", sagte er schnell und winkte das Thema schnell ab.
Stirnrunzelnd musterte ich ihn und war mir plötzlich das erste Mal nicht sicher, ob er die Wahrheit sprach.
Denn wer dutzte denn bitteschön einen Kabelvertreter? Und warum riefen die auf einem Sonntagnachmittag bei ihm an?

Am Nachmittag hatte Vincent es dann endlich einmal geschafft die Kamera beiseite zu legen. Wir drei veranstalteten eine Schneeballschlacht, an dessen Ende wir alle komplett vom Schnee eingeseift waren.
"Das schreit nach einer heißen Dusche nachher!", lachte ich.
Als die Dämmerung einsetzte, machten wir drei uns wieder auf den Weg nach Hause. Dag ging mit dem Schlitten hinter sich vorweg, während Whynee und ich Händchen haltend hinter ihm her gingen.
"Du bist so ruhig, ist alles in Ordnung?", fragte ich ihn und sah besorgt zu ihm auf.
"Hm? Ja, natürlich. Ich war gerade nur in Gedanken, das kennst du doch am Besten."
"Ja, aber eher von mir und nicht von dir.", bemerkte ich nebenbei und drückte kurz seine Hand. "Wenn etwas ist, dann ... dann vertraust du dich mir doch an, oder?", fragte ich ihn, was dazu führte, dass Vincent stehen blieb.
"Selbstverständlich, ich würde mich dir immer anvertrauen. Zweifelst du etwa an mir?"
Schnell schüttelte ich den Kopf und lächelte ihn liebevoll an.
"Bonnie und Clyde, kommt ihr beiden endlich?"
"Wie kommt der nur immer auf diese Spitznamen?", lachte Vincent und setzte seinen Weg mit mir wieder fort.
Drinnen angekommen, erwartete uns eine schöne heiße Tasse Schokolade mit selbstgebackenen Plätzchen dazu.
"Herlich.", seufzte Dag wohlig auf und  machte es sich in meinem Bett gemütlich.
Es war nicht sonderlich groß, doch wir drei schafften es dennoch Platz darin zu finden.

"Das hat wirklich viel Spaß gemacht. Was haltet ihr davon, wenn wir morgen Schlittschuhlaufen gehen?", fragte ich die Beiden.
"Hast du etwa jeden Tag Action mit uns geplant?", fragte Dag schmunzelnd.
"Naja, ich ... ich dachte, zuhause würde es irgendwann zu langweilig werden. Und ihr seid doch nicht hier her gekommen, um die Tage im Bett zu verbringen."
"Wir sind hauptsächlich hier, um Zeit mit dir zu verbringen. Ob nun im Bett oder draußen.", sagte Vincent lächelnd.
Ich musste mir ein Lachen verkneifen, da ich eine gewisse Zweideutigkeit in seinen Worten entdeckte, die ich aber nicht laut aussprechen wollte.
"Apropo Bett und Entspannung, ich hüpf schnell unter die Dusche.", meinte er und ließ Dag und mich kurze Zeit später alleine.
"Du Dag?"
"Hm?"
"Glaubst du, es ... es war wirklich ein Vertreter am Telefon?", fragte ich ihn.
"Keine Ahnung, vielleicht war es aber auch ein Kollege, mit dem er zur Zeit zusammen arbeitet. Und vielleicht wollte er einfach nicht, dass du mitbekommst, wie er schon wieder mit der Arbeit zu tun hat."
Diesen Gedanken hatte ich noch nicht und so ganz blöd klang er eigentlich auch nicht. Vielleicht hatte er tatsächlich die Befürchtung, ich würde sauer werden, wenn ich wüsste, dass er im Urlaub wieder nur an seine Arbeit denkt.
Etwas erleichterter und entspannter konnte ich den restlichen Abend genießen, an dem wir uns einen 'Klassiker'im Fernsehn ansahen, den wir drei über alles liebten - Star Wars.

Mitten in der Nacht wurde ich durch ein immer wiederkehrendes Vibrieren geweckt. Schläfrig öffnete ich meine Augen und griff zur Seite, da ich die Vermutung hatte, jemand rief mich auf meinem Handy an. Vincent seine Hand war aber schneller und schaltete das Handy schnell auf stumm.
"War das meins?", nuschelte ich verschlafen.
"Alles gut, das war nur mein Wecker. Schlaf weiter mein kleiner Engel.", sagte er leise und zog mich dicht an sich, wobei seine linke Hand sanft über meinen Rücken fuhr. Diese Berührung führte dazu, das ich nicht weiter nachfragen konnte, sondern blitzschnell wieder eingeschlafen war.

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