Kapitel 6 - Wiedersehensfreude

694 24 1
                                    

Ich weiß nicht, wie lange wir in dieser Umarmung standen. Ich weiß nicht, was die Anderen sich wohl gedacht haben, als sie uns so gesehen haben.
Ich wusste nur eines -  dass ich mit einem mal absolutes Glück verspürte und ich nie wieder dieses Gefühl los werden wollte.
"Das ist ja wieder typisch. Immer nur Augen für den Schönling haben.", erklang eine tiefe Stimme direkt neben uns.
Augenblicklich hob ich meinen Kopf an und sah zur Seite, direkt in das Gesicht von Dag.
"Dag...", kam es nur aus mir heraus, ehe sich meine Arme wie von selbst von Vincent lösten, um sie gleich danach um den Körper des muskulösen und gut durchtrainierten Mannes legen zu können.
Im Gegensatz zu Vincent, hob Dag mich ein kleines Stück an und drehte sich einmal mit mir um sich selbst herum. Dabei entstand ein freudiger Laut aus meiner Kehle.
"Du bist immer noch so ein Fliegengewicht wie damals."
"Und du bist immer noch genau so ein Charmeur wie damals - immer stets höflich und liebenswert mir gegenüber.", sagte ich und sah ihn mit einem strahlenden Lächeln an.
Er erwiderte mein Lächeln und drückte mich anschließend noch einmal sanft an sich.

"Ist das wirklich okay, dass ich mitkomme?", flüsterte Jana mir heimlich zu, während wir den Innenraum der Parkbühne verließen und uns in den Backstage Bereich begaben.
"Du bist meine beste Freundin, ohne dich wäre ich nicht hier. Natürlich ist das in Ordnung. Ohne dich, gehe ich nirgendwo hin.", versprach ich ihr und hakte mich bei ihr unter.
"Ich bin so aufgeregt. Meine Freundin kennt die Jungs von SDP und ich darf jetzt Backstage mit ihr gehen - ich glaube ich träume."
Auf Jana's Worte hin zwickte ich sie leicht in die Seite und schmunzelte, bei ihrem Ausruf, den sie dabei machte.
"Du träumst nicht!"
Kichernd folgten wir Mädchen der kleinen Gruppe rund um Vincent und Dag bis wir hinter der Bühne ankamen.
Sofort fühlte ich mich wie in einem ganz anderen Film. Überall waren Menschen, die wild umher liefen, um die ganzen Requisiten und den Technikkram zusammen zu räumen. Zwischendurch konnte ich den ein oder anderen Künstler erblicken, der mit SDP heute gemeinsam auf der Bühne stand.
"Das ist unglaublich.", murmelte Jana aufgeregt und sah begeistert um sich.
"Guck mal, da hinten ist Adel Tawil.", sagte ich und deutete in die Richtung.
Jana und ich schienen in unserer eigenen Welt zu sein und kamen dabei aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
"Hey Träumerle, hier geht es lang."
Dag seine Stimme holte mich zurück in die Realität und sogleich folgten wir ihm in einen hinteren Bereich der Bühne, in dem sich der wohl eigentliche Backstage Bereich befand.

Einige der anderen Künstler hatten sich bereits auf den kleinen Sofas und Sesseln niedergelassen und waren in freudiger Feierlaune. Der Alkohol floss bereits in Mengen und es entstand dadurch eine angeheiterte Stimmung.
Vincent und Dag stellten mich jedem Gast persönlich vor, als eine Freundin aus ihrer Schulzeit, die die Anfangszeiten von SDP hautnah mit erlebte.
Die Gruppe nahm Jana und mich sehr herzlich auf und es dauerte nicht lange, da saßen wir mittendrin und bekamen gefühlt einen Drink nach dem anderen serviert.
"Warte, warte, warte. Soll das heißen, dass du die beiden dazu gebracht hast mit dir Barbie zu spielen?", fragte Sido mit einem lauten Lachen.
"Na nicht nur das. Wir haben auch oft eine Teeparty veranstaltet. Dag hatte immer total viel Spaß daran gehabt, aber Vincent war oftmals der Miesepeter in den Spielen.", sagte ich und warf Letzterem ein Zwinkern zu.
"Dag als kleine Teeprinzessin, das Bild kriege ich nicht mehr aus dem Kopf.", gröhlte Mike von den 257ers.
"Er hat sich aber ganz schön verändert vom rein Äußerlichen. Mit den Muskeln passt er wohl glaube ich nicht mehr in ein hübsches Kleid hinein.", kicherte ich.
"Das fasziniert dich, nicht wahr?", fragte Dag mit einem verschwörerischen Blick und posierte etwas übertrieben mit seinen Oberarmen.
Ich stand auf, um mich direkt neben ihn setzen zu können. Dann legte ich meine Hand auf seinen angespannten Oberarm und kicherte.
"Oh ja, ich bin komplett hin und weg mein Lieber."
Dag fing an zu lachen und legte dabei seinen Arm um mich.
"Du hast ganz schön lange auf dich warten lassen meine Liebe."
"Ich weiß, aber das hatte einen guten Grund.", sagte ich und sah dabei zu ihm auf.
"Der da wäre?"
"Sobald du wieder nüchtern bist, erzähle ich ihn dir.", lachte ich.
Darauf hin hob der junge Mann ein kleines Glas, gefüllt mit Jägermeister, an und trank dieses in einem Zug aus.

Der Abend verlief feucht fröhlich weiter, ich glaube, ich hatte lange nicht mehr so einen großen Spaß gehabt und so viel gelacht. Dass meine beste Freundin mit mir ebenfalls das alles hier erleben konnte, setzte dem Ganzen noch ein Krönchen auf für mich.
Irgendwann bekam ich jedoch von all dem Lärm und dem Qualm verschiedener Substanzen Kopfschmerzen, und entschloss mich daher ein wenig an der frischen Luft herum zu spazieren.
Tief atmete ich die kühle Luft ein und wieder aus und reckte dabei die Arme in die Luft.
So schön das auch alles hier war, ich hätte zu gerne etwas ... private Zeit mit den beiden Jungs gehabt. Einfach, um über so vieles reden zu können, in alten Erinnerungen zu schwelgen und einfach die verloren gegangene Zeit irgendwie wieder nachzuholen.
Ich musste aber auch einsehen, dass Vincent und Dag nicht mehr die beiden 'kleinen' Nachbarsjungen von damals waren, sondern mittlerweile gefragte Künstler sind, deren Terminkalender mit großer Sicherheit prall gefüllt war.
Konnte in diesem Leben denn überhaupt ein Platz für mich sein?

Millionen Liebeslieder Where stories live. Discover now