Kapitel 90 - Ich habe dich immer geliebt

292 10 0
                                    

"Ich wusste wirklich nichts von Dag und deiner Freundin. Ich wusste nicht einmal, dass er jemanden kennen gelernt hat.", beteuerte Vincent, nachdem ich ihm den Vorfall von heute Mittag erzählte.
"Er hat es gut verheimlichen können. Ich habe mir nie Gedanken gemacht, wenn er mal für ein paar Stunden oder über Nacht weg war, warum auch. Er ist ja ein eigenständiger Mann und kann tun und lassen was er will. Dennoch hätte ich mir gerne von ihm gewünscht, dass er gleich ehrlich zu mir ist.", sagte ich leise.
"Das glaube ich dir gerne. Und dann komm ich auch noch um die Ecke und du wirst wieder so übergangen mit Informationen. Es tut mir wirklich sehr Leid.", sagte der Berliner schuldbewusst und kratzte sich kurz am Hinterkopf.
Ich schüttelte den Kopf und blickte ihn an. "Schon gut, das konntest du ja nicht wissen."
"Im Nachhinein war es trotzdem nicht fair von mir. Ich hatte einfach gedacht, dass dich ... private Dinge von mir nicht mehr so interessieren.", gab er leise zu.
"Ich hab dir ja auch keinen gegenteiligen Eindruck vermittelt. Ich kann nicht von dir verlangen, dass du mir alles erzählst, wo wir uns doch gar nicht mehr so vertraut waren."
"Lassen wir das. Sich selbst oder gegenseitig die Schuld zu geben bringt nichts - dann sitzen wir noch morgen Abend hier und diskutieren da rüber. Ich würde dir ja anbieten einen Film anzuschauen, aber wie du siehst, ist alles schon abgeklemmt."
"Macht doch nichts, wir können auch einfach nur reden.", lächelte ich.
"Reden hört sich gut an...", stimmte er mir lächelnd zu.
Allerdings wusste keiner so genau worüber er reden sollte, weshalb schon nach kurzer Zeit eine Stille zwischen uns einbrach.
Vincent lehnte sich nach hinten und ließ plötzlich ein leises Lachen aus seiner Kehle erklingen.
"Unglaublich, wir hatten früher keine Probleme miteinander zu reden, im Gegenteil, wir konnten manchmal gar nicht aufhören damit. Wir waren uns so nah und jetzt... jetzt fühlt es sich so an, als seihst du ganz weit weg von mir. Ich vermisse das was war." Nach seinen letzten Worten folgte ein Seufzen und ich hätte schwören können, das sich Tränen in seinen Augen gebildet hatten.
"Whynee..." Langsam rutschte ich ein Stück näher an ihn und legte vorsichtig eine Hand an seine Wange, sodass er mir sein Gesicht zuwandte.
"Ich vermisse es auch, ich vermisse dich und die Zeit, die wir miteinander verbracht haben. Ich hatte damals gehofft, ein Neuanfang hier alleine mit Dag könnte mich alles vergessen lassen, könnte mir dabei helfen einen neuen Weg einzuschlagen. Aber egal was ich tat, am Ende standest du wieder vor mir. Und auch wenn ich mich anfangs dagegen gewehrt habe, kann ich das jetzt nicht mehr und ich will es auch nicht mehr. Vincent, es hat sich nie etwas an meinen Gefühlen dir gegenüber geändert, auch wenn ich es gerne gewollt hätte."
Jetzt war ich es, die leise seufzte und Tränen in ihren Augen bildete.

Vincent rutschte näher an mich heran und nahm mein Gesicht in seine Hände. "Heißt das etwa, dass du noch viel für mich empfindest?"
Ich nickte ganz leicht und konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. "Ich liebe dich Vincent, das habe ich schon immer und werde es auch immer tun.", flüsterte ich schluchzend.
"Ich liebe dich auch Fiona, es hat sich nie etwas geändert, nicht einmal eine Sekunde, seit dem du wieder in mein Leben getreten bist."
Ohne auf eine weitere Erwiderung zu warten, überwand Vincent noch den letzten Abstand zwischen unseren Gesichtern und legte kurze Zeit später seine Lippen auf die meine und wir verschmolzen zu einem liebevollen und hingebungsvollen Kuss zusammen.
Eine Explosion von Gefühlen brach in mir aus, ein Feuerwerk aus Liebe, Sehnsucht und Erleichterung entsprang in meinem Inneren. Das wonach ich mich im Stillen so sehr gesehnt hatte, wurde nun Realität. Jede noch so kleinste Hürde hatte ich überwunden, hatten wir überwunden. Der steinige Weg, der sich vor uns breit gemacht hatte, wurde bezwungen und am Ende bekamen wir das, was wir uns am meisten wünschten: die Liebe von der Person zu erhalten, für die wir alles riskieren würden. Für die wir noch einmal diesen Weg auf uns nehmen würden, nur um am Ende wieder in den Armen des geliebten Menschen liegen zu können.
Ohne das sich unsere Lippen voneinander lösten, zog Vincent mich auf seinen Schoß, sodass ich meine Arme um seinen Hals legen konnte. Das Herz schlug mir bis zum Hals, als unser Kuss intensiver wurde und sich seine Hand an meinen Rücken legte.
Wir verharrten eine gefühlte Ewigkeit in dieser Position, waren hungrig nach mehr Küssen, bis ich mich langsam von ihm löste und tief nach Luft schnappte.
Auf Vincent seinem Gesicht breitete sich ein Schmunzeln aus, während er mir weiter sanft über den Rücken strich.
"Sprachlos?", fragte er mich leise.
"Glücklich, einfach nur glücklich.", antwortete ich ihm leise zurück und schmiegte mich sanft an seine Brust.

Wir beschlossen recht schnell, unsere Kuschelarie ins Schlafzimmer zu verlegen. Vincent gab mir wie so oft ein Shirt von sich, welches ich mir rasch überzog, damit ich schnell zu ihm ins Bett krabbeln konnte. Ich kuschelte mich eng an ihn und sog den wohligen Duft seines Aftershaves ein. Er hingegen legte beide Arme um mich und wiegte mich langsam hin und her, während er mir einen Kuss auf die Stirn gab.
"Ich lasse dich nie wieder gehen.", hauchte er mir entgegen. "Und ich verspreche dir, dass ich alles dafür tun werde, dass es auch niemals geschieht."
Statt ihm zu antworten seufzte ich wohlig auf und kuschelte mich noch enger an ihn.
"Ich habe dich so sehr vermisst.", flüsterte er.
Seine Worte machten mich glücklich. Die Tatsache, dass wir beide endlich offen über unsere Gefühle reden konnten, nach dieser langen Zeit, tat einfach so unfassbar gut. Ich hatte das Gefühl, ich musste nichts mehr verstecken an aufkeimenden Gefühlen, sondern konnte sie endlich heraus lassen.
Wie lange ich mich innerlich doch dagegen gewehrt hatte, wie viele Nächte ich wach lag und mir Gedanken darum gemacht habe, ob aus Vincent und mir jemals wieder etwas werden könnte.
Und jetzt schien es so, als könnte ich endlich loslassen. Ich konnte mich in seiner Gegenwart, in seinen Armen fallenlassen und wusste, er würde mich auffangen, ganz egal was zwischen uns war.
An diesem Abend war ich einfach nur glücklich wie seit langer Zeit nicht mehr. Der Groll, den ich seit heute Morgen verspürt hatte, war wie weggeflogen.
Was für mich jetzt nur noch zählte war Vincent. Vincent und ein Neustart unserer Liebe.

Millionen Liebeslieder Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt