Kapitel 12 - Bauchkribbeln?!

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Dag und ich hielten beim Chinesen an und bestellten etwas zu Essen, welches wir wenig später zu Vincent ins Studio brachten. Es war das erste Mal, dass ich solch ein Aufnahmestudio von Innen sah und ich musste zugeben, dass ich ziemlich erstaunt über die Ausstattung war, die sich hier so befand.
Vincent befand sich gerade in einer Aufnahme, der ich gespannt lauschte. Ich könnte stundenlang seiner Stimme zuhören und hätte vermutlich immer noch nicht davon genug.
"Das war sehr gut, die Aufnahme können wir so verwenden.", sagte der Studioleiter und gab ihm einen Daumen nach oben.
Lächelnd nahm Vincent seine Kopfhörer ab und trat aus der Tür heraus.
"Schön gesungen Dickerchen.", grinste Dag und klopfte seinem Kumpel auf die Schulter.
"Wir haben dir etwas zu Essen mitgebracht.", sagte ich und hielt das chinesische Essen nach oben.
"Ihr seid wahre Engel, danke euch."
Wir drei setzten uns an einen Tisch und fingen gemütlich an zu essen.
"Wie war denn das Training für dich?", fragte Vincent mich neugierig.
"Ganz gut. Abgesehen davon, dass ich bei einem Jump volle Kanne gegen eine Absperrung geknallt bin und beinahe hingefallen bin. Aber zum Glück hat Dag mich aufgefangen.", erzählte ich ihm, während ich mir einige Nudeln in den Mund schob.
"Wie früher, hm?"
Vincent warf seinem Freund einen kurzen Blick zu und schien sich dann wieder auf sein Essen zu konzentrieren.

Wir verbrachten noch einige Stunden in dem Studio und ich konnte mir noch einige Aufnahmen von Dag und Vincent anhören, ehe wir drei zufrieden den Laden verließen. Mittlerweile hatten wir es bereits spät am Abend und es war kaum jemand mehr auf den Straßen unterwegs.
"Wie kommst du nach Hause?", wollte Dag von mir wissen und fuhr sich dabei durch seine dunkelbraunen Haare.
"Mit der Bahn und ich lasse mich dann abholen vom Bahnhof."
"Um die Uhrzeit noch? Kommt gar nicht in Frage, dass wir dich jetzt noch mit der Bahn fahren lassen. Wer weiß was da alles passieren kann."
"Das ist total süß von euch, aber ich bin schon ein großes Mädchen und kann gut auf mich alleine aufpassen.", versicherte ich ihnen mit einem Lächeln.
"Dag hat Recht. Du bleibst bei uns. Wir haben ein nettes Hotelzimmer ganz in der Nähe."
"Jungs, wirklich, das muss nicht sein."
Ohne auf meine weiteren Worte zu reagieren, schnappten beide jeweils eine Hand von mir und gingen mit mir in Richtung ihres Hotels - Widerstand war daher zwecklos.

Mit einem kleinen Seufzen ließ ich mich auf dem Sofa fallen und sah beide abwechselnd an.
"Sagt doch einfach das nächste Mal, wenn ihr noch etwas mehr Zeit mit mir verbringen wollt.", ärgerte ich die beiden und zog mir meine Jacke aus, die ich über die Sofalehne legte.
"Als ob du nicht gerne hier bei uns bist.", schmunzelte Dag und nahm direkt neben mir Platz.
Ich rollte mit den Augen und lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter. Diskutieren konnte ich mit den beiden vergessen, darin war ich noch nie gut gewesen. Vor allem brachte irgendwann einer von beiden so einen doofen und doch genialen Spruch, so dass ich einfach mundtot gemacht wurde.
Vincent kramte aus der Minibar ein paar alkoholische Getränke heraus und servierte sie uns auf dem Tisch.
Es dauerte danach keine fünf Minuten, da war die erste Mische bereit zum Trinken. Nebenbei hörten wir Musik und unterhielten uns über die alten Zeiten. Dabei saß ich in der Mitte der Jungs und fühlte mich kurz wieder in meine Kindheit zurück versetzt. Wie gerne ich doch immer meine Zeit mit ihnen verbracht habe und auch jetzt merkte ich einfach, dass ihre Gesellschaft mir unheimlich gut tat. Ich hatte das Gefühl, bei ihnen konnte ich alles um mich herum vergessen. Es gab nur uns drei und das machte mich verdammt glücklich. Ich wollte nicht, dass dieser Augenblick jemals verging.

Nach der vierten Mische, lag Dag schnarchend auf der Couch, den Kopf in den Nacken legend.
"Ich dachte, er könnte mehr ab.", sagte ich leise und musste mir ein Lachen dezent verkneifen.
"Es scheint so, als habe ihn der Tag mehr geschafft, als erwartet."
Vincent schmunzelte ein wenig und trank den letzten Schluck seines Bieres aus.
"Ich bringe ihn am besten mal rüber in sein Zimmer. Du kannst es dir derweil gerne gemütlich machen.", meinte er und gab Dag einen leichten Schubser, so dass dieser wieder etwas zu sich kam.
Mit ach und krach, schaffte es der Jüngere von beiden, seinen Kumpel ins Nebenzimmer zu bringen, während ich mir einfach ein Shirt von ihm nahm und mich für die Nacht fertig machte.
Ich schlüpfte unter die Bettdecke und kuschelte mich in das Kissen, während ich auf Vincent wartete.
"Geschafft." Mit diesen Worten ließ er die Tür ins Schloss fallen und seufzte laut auf. Sein Blick traf auf mich und er schenkte mir das wohl süßeste Lächeln, welches ich je von ihm gesehen hatte.
"Ich seh schon, du hast meine Aussage sehr wörtlich genommen."
Er zog sich sein Shirt aus und verschwand einen kurzen Moment ins Badezimmer.
Ohne es wirklich zu realisieren, lag er kurze Zeit später neben mir im Bett und sah mich an.
"Verrückt, wie sich manche Dinge nie ändern.", flüsterte er leise.
"Das stimmt. Dag schläft, während wir noch wach liegen und du mir eine Geschichte erzählst.", schmunzelte ich und lächelte ihn dabei an.
"Nun ja, ich muss zugeben, dieses Mal habe ich keine Geschichte parat."
"Das macht nichts. Manchmal ... brauch man auch einfach gar nichts sagen, sondern genießt diesen Moment der Stille ganz für sich."
Vincent stimmte mit einem Nicken zu und blickte mir weiter hin in meine braunen Augen.
Man konnte diesen Moment fast schon magisch nennen, denn alles schien einfach gerade zu passen und perfekt zu sein. Aber im Gegensatz zu damals, war jetzt etwas anders.
In meiner Bauchgegend fühlte es sich an, als würden millionen von Schmetterlingen einen Tanz aufführen. Das Kribbeln war etwas ganz neues für mich oder einfach etwas, was ich sehr lange nicht mehr gespürt hatte. Doch wieso hatte ich dieses Bauchkribbeln gerade jetzt hier, mit Whynee?
Und wieso hatte ich plötzlich so ein Bedürfnis in mir, ihm noch näher zu kommen, als ich es bereits schon war?

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