Kapitel 41 - Au revoir altes Jahr

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"Ich habe mich doch jetzt schon viermal bei euch entschuldigt. Das konnte ich doch nicht ahnen, wie sich das entwickelt." Vincent saß hinter dem Steuer seines Wagens und warf einen besorgten Blick in den Rückspiegel.
"Du bist der Einzige von uns fünf, der immer noch denkt, dass es schlimm ist, was vorgefallen ist.", meinte Franzi und grinste ihn dabei an.
"Naja ihr redet seit einer halben Stunde nicht mehr, es ist mucks mäuschen still im Auto."
"Whynee ... es ist alles okay. Wir sind tatsächlich auch mal nicht so redselig.", versuchte ich meinen Freund zu beruhigen.
"Dickerchen, wenn wir ganz ehrlich sind, bist du der Einzige, der sich über diese Situation jetzt aufregt." Dag sah seinen Kumpel mit einer hochgezogenen Augenbraue an und klopfte ihm dann auf die Schulter.
Gestern Nachmittag bekam Vincent einen Anruf von einem seiner Musikerkollegen. In seinem Studio sollte wohl eingebrochen sein, es fehlte jedoch nichts wichtiges - so die ersten Eindrücke des Mannes. Vince hatte jedoch sofort Panik geschoben und wollte sich selbst ein Bild der Situation machen. Da keiner von uns aber Silvester ohne ihn verbringen wollte, haben wir anderen beschlossen ihn zu begleiten. Deshalb sitzen wir nun kuschelnd zu fünft in seinem Wagen und fahren auf direktem Weg nach Berlin.

"Fehlt wirklich nichts?", fragte ich Vincent, als wir endlich im Studio ankamen und er einen Rundum Check gemacht hatte.
"Gott sei Dank nicht. Keine Ahnung was diese lächerliche Aktion hier sollte, wenn am Ende doch alles auf seinem Platz ist." Etwas angesäuert trat er gegen einen leeren Karton, der daraufhin über den Boden glitt.
"Hey, beruhige dich bitte. Es ist doch gut, dass nichts fehlt. Das waren vielleicht einfach ein paar Jugendliche, die sich etwas beweisen wollten. Mach dir keinen Kopf darum.", versuchte ich ihn zu besänftigen und legte dabei meine Hand in seine.
Meine Aussage schien ihn nicht ganz zufrieden zu stellen, aber er leistete keinen Widerspruch. Stattdessen drückte er meine Hand und verließ mit mir das Studio wieder.
"Und alles gut?", wollte Jana wissen und streckte dabei ihren Kopf aus dem Autofenster.
"Alles bestens.", nuschelte er und schloss die Türe hinter sich.
"Whynee ... hör auf so schlecht gelaunt zu sein. Silvester in Berlin verbringen - da gibt es doch wesentlich schlimmeres."
Lächelnd stellte ich mich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen liebevollen Kuss auf die Lippen.
"Außerdem ist es doch egal wo wir sind, hauptsache wir sind zusammen dort.", flüsterte ich an seine Lippen.
Vincent seufzte leise auf und gab sich schließlich meinen Worten hin. Er erwiderte meinen Kuss ebenso liebevoll und ging dann mit mir zurück zu seinem Auto.
Unsere weitere Fahrt führte uns zu ihm nach Hause, da wir allesamt beschlossen hatten, dass seine Wohnung die Größte war und außerdem am Dichtesten vom Studio dran war- sollte noch einmal so etwas vorkommen.
Unterwegs besorgten wir noch einiges an Alkohol und Essensmöglichkeiten, damit wir allesamt einen gelungenen Abend miteinander verbringen konnten.
Die Geschäfte waren wie zu erwarten einfach nur überfüllt, so als würde es ab Morgen nichts mehr zu Essen geben. Jedes Jahr war es dieselbe Leierei und ich hasste es jedes mal aufs neue, an Silvester oder an Heiligabend einkaufen zu gehen.

"Endlich enstspannen." Dag ließ sich schwungvoll auf die Couch seines besten Freundes fallen, als wir endlich dem Gedränge der Menschenmassen entkommen waren und den Weg in die Wohnung gefunden hatten.
"Ich hasse Menschen." Jana ließ sich auf dem Sessel nieder und atmete angestrengt die Luft ein und wieder aus.
Wir anderen drei brachten die Einkäufe in die Küche und stellten die Getränke kalt.
"Ich werde schon mal ein bisschen was vorbereiten an Essen. Dann müssen wir das nachher nicht alles machen.", sagte ich lächelnd.
"Willst du nicht auch erstmal eine kleine Pause machen?", fragte Vince mich.
Schnell schüttelte ich den Kopf und holte aus dem Kühlschrank zwei Biere, die ich ihm dann in die Hand drückte.
"Geh du mal zu Dag auf die Couch und komm ein wenig runter. Mach dir um mich keinen Kopf." Mit diesen Worten schickte ich ihn aus der Küche heraus und began gemeinsam mit Franzi ein kleines Buffet vorzubereiten.
Als wir dies endlich hinter uns gebracht hatten, hörten wir aus dem Wohnzimmer laute Musik erklingen.
"Na das ging ja schnell mit der Partylaune.", kicherte ich und stellte noch ein paar Getränke auf den Tisch.
"Du kümmerst dich so gut um uns.", grinste Dag und kippte sich und Vincent einen Jägermeister ein.
"Dafür bin ich doch da - das es euch gut geht!"

Die Stunden vergingen und wir fünf hatten einen wirklich lustigen Abend. Wir lachten viel, tranken dabei ein wenig und ließen uns das selbstgemachte Essen schmecken. Zwischendurch spielten wir auch ein paar Spiele, bei denen das Lachen von einigen nur noch doller wurde.
Spätestens als Dag versuchte einen Osterhasen pantomimisch darzustellen und Vincent der Meinung war die Eichhörnchen bringen die Ostereier, konnten wir die Tränen vor Lachen nicht mehr verbergen.
Es war eine herliche Konstellation und für mich ein sehr schönes Gefühl das alte Jahr mit meinen Liebsten zu verabschieden und somit das neue Jahr begrüßen zu können.
"Tut mir Leid wegen meiner miesen Laune den Tag über.", meinte Vincent kurz vor Mitternacht und legte dabei einen Arm um mich.
"Dafür brauchst du dich nicht zu entschuldigen. Jeder hat mal so einen Tag, bzw. ich kann den Grund dafür ja auch vollkommen nachvollziehen." Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust und schloss für einen kurzen Moment die Augen.
"He', nicht einschlafen, der Countdown startet gleich!"
Franzi rüttelte an meinem Arm und erhob sich dann von der Couch. Wir alle taten es ihr gleich und hielten unser Sektgläschen in der Hand. Im Fernsehn wurden die letzten 60 Sekunden des Jahres 2019 angezeigt.
Eine Minute noch. Eine Minute hatte ich Zeit das Jahr noch einmal Reveau passieren zu lassen. Und immer wieder tauchte sein Gesicht dabei auf. Wer hätte gedacht, dass wir uns wiedersehen, dass wir uns ineinander verlieben und jetzt hier gemeinsam stehen?
"Es geht los, 10 ... 9... 8..."
Und wer wusste schon, was das neue Jahr alles für uns bereit hielt als Pärchen?
"...5 ... 4 ... 3 ..."
Es konnte einfach nur schön werden, da war ich mir ganz sicher. Und wenn Vincent erst einmal die Live Pause hat, dann würden wir reisen und einander noch näher kommen.
"... 1 ... FROHES NEUES JAHR!!!"
Und nichts und niemand konnte uns dabei auseinander bringen.
Wirklich niemand ...

?!

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