Kapitel 4 - DBUBDW

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Eine Woche später, saßen Jana und ich in meinem kleinen, roten Ford und fuhren nach Berlin, wo uns das Konzert der beiden Jungs erwarten würde. Ich war furchtbar aufgeregt und meine Gedanken spielten vollkommen verrückt, was ich mir jedoch so gut es ging versuchte nicht anmerken zu lassen.
"Es wird alles gut werden. Nach dem Konzert warten wir einfach so lange bei dem Eingang, durch den sie hindurch gegangen sind, bis sie raus kommen. Und dann kannst du mit ihnen reden."
"Das hört sich in der Theorie leichter an, als es vermutlich in der Praxis umsetzbar ist. Ich weiß nicht, ob es wirklich so einfach sein wird, ihnen zu begegnen.", meinte ich nachdenklich und ließ dabei einen leisen Seufzer aus meiner Kehle erklingen.
"Hm vielleicht hast du Recht. Aber es ist ihr Jubiläums Konzert. Vielleicht nehmen sie sich ja extra Zeit für ihre Fans. Steck bloß nicht den Kopf sofort in den Sand. Wir sind früh genug da bei der Parkbühne, dann können wir immer nochmal überlegen, was wir tun könnten.", schlug Jana vor und versuchte mich damit zu beruhigen.
Tatsächlich waren wir wirklich sehr zeitig los gefahren, damit wir auch ja einen guten Platz abbekämen - zumindest war das der Plan meiner Freundin, gegen den ich mich auf keinen Fall stellen wollte.

Nachdem wir einen Parkplatz gefunden hatten und bei dem Ost-Eingang angekommen waren, hieß es erst einmal warten, bis die Tore sich öffneten. Um genau zu sein, hieß es nun fünf Stunden warten.
Ein Glück war die Stimmung unserer Umgebung ganz nett und aufheiternd und es entstanden dabei die ein oder anderen Gespräche. Nebenbei lief ein Song nach dem anderen von SDP und ich konnte mir so noch mehr ein Bild davon machen, was sie für Musik heutzutage spielten. Obwohl ich sagen musste, dass man die beiden nicht wirklich in eine Musikschublade stecken konnte, denn ihr Stil war sehr verschieden, was ich aber ganz reizvoll fand und vor allem war es einfach mal etwas ... anderes.
Durch die Unterhaltungen und die Ablenkung verging die Zeit wie im Fluge und nach dem ganzen Gedrängel und dem Gelaufe zur Bühne, war ich heilfroh, endlich meinen festen Platz zu haben.
"Ich hätte nicht gedacht, dass das alles so ... voll wird, mit so viel Gedrängel.", sagte ich und beobachtete die Location, die sich immer weiter füllte.
"Klar, wie hast du dir das denn sonst vorgestellt? Die Karten hierfür waren nach kurzer Zeit schon restlos ausverkauft - 17.000 Tickets, das musst du dir mal vorstellen. Und wir haben das Glück in der zweiten Reihe stehen zu dürfen - besser geht es einfach nicht.", strahlte Jana über beide Ohren und drückte aufgeregt meine Hand.
Wenn man uns beide so ansah, dann hätte man meinen können sie wäre diejenige, die gleich ihre Kindheitsfreunde nach langer Zeit auf der Bühne wieder sehen würde.
Nach weiteren zwei Stunden, ich frage mich echt, wie man so lange durchalten konnte, trat die Vorband der beiden Jungs auf - die 257er.
Die Menge jubelte ausgelassen und sang zu den Liedern der Beiden mit.

Plötzlich wurde die Menge etwas lauter, denn hinter dem Vorhang trat ein junger Mann hervor und gesellte sich zu einem der Sänger. Zuerst erkannte ich nicht so richtig, um wen es sich dabei handelte, aber als er an uns vorbei ging, schien mein Herz für eine Sekunde komplett still zustehen.
Wie in Zeitlupe, verließ er die Bühne, mit einem Lächeln an das Publikum gerichtet, bevor er dann wieder hinter dem Vorhang verschwand.
Keine fünf Minuten später, erschien ein weiterer Mann hinter dem Vorhang, machte einige tänzerische Bewegungen und verschwand dann ebenfalls wieder.
"Das waren sie.", gröhlte Jana in mein Ohr voller Freude.
Mein Herzschlag hatte innerhalb von wenigen Augenblicken von einem kompletten Stillstand, bis vollkommenes ausrasten, alles durchlebt, so dass mir tatsächlich ein wenig schwindelig wurde.
Da half es dann auch nicht, dass die Menge, angefeuert von den 257er, zuerst nach rechts hüpfte und dann wieder alle Mann nach links.
Jana und ich hakten uns unter, damit keiner den jeweils anderen verlor, aber ich muss sagen, ich hatte jetzt schon keine Lust mehr.
Ein Glück war das Lied damit beendet und die beiden Kerle verabschiedeten sich von uns.
Dann kam der Moment, auf den wohl nicht nur ich gewartet hatte.
Der Vorhang fiel und Vincent und Dag standen freudestrahlend auf der Bühne und gaben ein Lied nach dem anderen zu ihrem besten. Hin und wieder kamen einige ihrer Featuregäste mit auf die Bühne und sangen gemeinsam mit ihnen ein Lied.
Das Schöne daran in der zweiten Reihe zu stehen, war, dass die beiden uns wirklich nahe kamen und ich so die Gelegenheit bekam, mir beide einmal genauer anzusehen. Man sah ihnen zwar an, dass sie älter geworden waren, aber ich erkannte in ihnen immer noch die beiden Nachbarsjungen, die in den Anfangsschuhen ihrer Musikkarriere steckten. Ihr Lächeln war noch immer dasselbe gewesen und steckte mich auch heute noch an.
Ich war wie in meiner eigenen, kleinen Traumwelt und war der Musik vollkommen verfallen.
Ich wusste schon damals, dass die beiden singen konnten, aber sie jetzt hier, nach etlichen Jahren, wiederzusehen und zu hören, berührte mich doch sehr und versetzte mich in eine Nostalgie, aus der ich gerade nicht mehr entfliehen wollte.

"Oh schau mal, jetzt gehen sie nach dort hinten auf die kleine Bühne.", sagte Jana und drehte sich um, so dass sie die Leinwand gut sehen konnte, auf der die beiden gezeigt wurden. Vincent fing an auf dem Klavier ein Lied anzustimmen, was mir eine angenehme Gänsehaut verlieh. Doch dann war das Lied vorbei und Dag spielte auf seiner Gitarre einen neuen Song und mit einem Mal blieb mein Herz wirklich länger als eine Sekunde stehen. 'Eigentlich wollte er nie ein Liebeslied schreiben', das war das Lied, welches Dag mir früher so oft vorgesungen hatte und jedes mal fühlte ich mich danach besser als zuvor.
Ein wohlig, warmer Schauer lief mir über den Rücken und ich musste aufpassen, dass mir keine Tränen über die Wangen liefen. Hilfesuchend tastete ich nach Jana's Hand und drückte diese einmal kräftig. Jana wusste zwar nicht was los war, aber sie fragte auch nicht weiter nach, sondern drückte einfach zurück.

Millionen Liebeslieder Where stories live. Discover now