Kapitel 9 - Wir haben ein Date?!

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"Nicht ganz, aber ich reiche dich weiter.", erklang eine männliche Stimme mit einem Akzent, den ich im ersten Moment nicht ganz identifizieren konnte.
"Bratan, hier ist jemand für dich.", hörte ich den Kerl rufen.
"Wer ist dran?", fragte Vincent ein wenig genervt.
"Irgendso eine Olle."
Bitte?! Ich war ja wohl viel mehr als irgendeine Olle. Was erlaubte sich der Kerl eigentlich? Der sollte lieber erstmal richtig deutsch sprechen, bevor er mich hier als Niemand betitelt.
Schnaufend war ich bereits davor gewesen, einfach aufzulegen und es später noch einmal zu versuchen. Dann jedoch hörte ich eine gewisse Hektik am anderen Ende der Leitung und irgendetwas, das umfiel, bis es ein kurzes Rascheln am Handy gab und ich eine leicht schwer atmende Person dran hatte.
"Fiona?!"
"Hey, ich ... ich hoffe, ich störe dich gerade nicht.", sagte ich und musste automatisch anfangen zu lächeln, als ich seine Stimme hörte.
"Nein, nein, alles gut. Ich bin nur gerade im Studio und arbeite mit ein paar Leuten an neuen Beats. Aber das ist nicht so wichtig gerade. Es freut mich sehr, dass du dich doch dazu entschlossen hast mich anzurufen. Ehrlich gesagt, hatte ich gedacht, du meldest dich, sobald du zuhause bist."
"Äh ja, das hätte ich vermutlich auch getan, wenn ich gewusst hätte, dass die Nummer auf der Rückseite des Fotos war. Das war mir nicht mehr so bewusst im Kopf geblieben und ich habe sie erst jetzt durch Zufall gesehen.", versuchte ich zu erklären und merkte selbst, wie nervös ich dadurch plötzlich wurde. Man, reiß dich zusammen Mädchen! Es ist doch nur Vincent mit dem du hier telefonierst. Früher hat er mich doch auch nicht so aus der ... Fassung gebracht.
"Ah, leuchtet mir ein. Nun gut, jetzt hast du sie ja und wir haben es ja geschafft zu telefonieren. Hör zu, ich muss leider gleich wieder ran an die Arbeit, die muss ich heute noch fertig kriegen. Bist du vielleicht in nächster Zeit noch einmal in Berlin?", fragte er mich.
"In Berlin? Hm, lass mich kurz nachdenken ... ah, aber erst im September wieder. Da bin ich mit zwei Freundinnen auf dem Timi Hendrix Konzert, am 08.09 müsste das sein."
"Das dauert mir zu lange.", nuschelte er vor sich her, doch verstehen konnte ich ihn trotzdem gut.
"Bist du vielleicht mal in meiner Nähe? Hamburg oder so?", fragte ich ihn.
"Tatsächlich ja. Dag und ich wurden zu einem Radiosender eingeladen und anschließend arbeiten wir mit zwei Künstlern zusammen für einen neuen Song ihres Albums. Da lässt sich bestimmt etwas Zeit rausnehmen, so dass wir uns treffen können."
"Sehr gut. Wenn du genaueres weißt schreib mir oder ruf mich an.", sagte ich mit klopfendem Herzen.
"Das mache ich. So, ich muss auflegen, wir hören uns demnächst wieder. Tschau!" Mit diesen Worten legte Vincent auf und ich hielt das Handy noch eine ganze Weile lang an mein Ohr - das Grinsen bekam ich dabei nicht mehr aus dem Gesicht.
Wir hatten ein Date. Ein Date! Ein Date?! Hatten wir wirklich ein Date?

Zwei Wochen später stand ich vor einem kleinen Café in Hamburg, vor dem die Jungs sich mit mir treffen wollten. Dag hatte anscheinend keine Ruhe gegeben, bis Vincent ihn vorschlug mitzukommen, zumindest erzählte er es mir so. Ich hatte damit natürlich überhaupt kein Problem gehabt, schließlich wollte ich auch die verlorene Zeit mit Dag wieder aufholen. Es interessierte mich einfach, wie das Leben der Beiden bis jetzt so verlief, seit wann sie mit SDP soweit waren, dass sie ganze Konzerthallen füllten. Eigentlich wollte ich alles wissen von den Beiden.
Nach zehn Minuten waren die beiden immer noch nicht da und da es gerade anfing zu regnen, beschloss ich schon einmal rein zugehen und dort auf die Zwei zu warten. Pünktlichkeit war ihnen also immer noch ein kleines Fremdwort gewesen.
Vom Fenster aus beobachtete ich die Massen an Menschen, die an diesem Nachmittag die Straße entlang hasteten. Und inmitten dieser Masse, erblickte ich Vincent und Dag, wie sie versuchten, sich durch die Menschen hindurch zu schlängen, um zum Café zu gelangen.
Schweratmend öffneten sie die Tür, wodurch eine kleine Glocke erklang.
"Hier drüben.", rief ich ihnen zu und winkte.
"Es tut uns sehr Leid für diese Verspätung.", sagte Vincent, nachdem er gegenüber von mir Platz genommen hat.
"Schon gut, so lange warte ich noch nicht.", log ich, um den beiden kein schlechtes Gewissen einzureden.
"Wir wären auch gar nicht zu spät gekommen, hätte der werte Hr. Stein nicht die falsche U Bahn genommen. Aber er war sich ja so sicher, dass es die Richtige war.", meinte Dag augenrollend und nahm direkt neben Vincent Platz.
"Es war auch die Richtige, zumindest von der Nummer her. Es war nur ... die falsche Richtung.", murmelte er und stieß seinem Freund leicht in die Seite.
Schmunzelnd beobachtete ich die beiden, wie sie einer kleinen Diskussion verfielen, in der jeder dem anderen etwas an den Kopf warf, was schon gar nicht mehr mit der eigentlichen Thematik zu tun hatte.
"Jungs? Es ist doch alles okay. Ihr seid jetzt hier und das freut mich mega. Lasst uns das doch einfach genießen und nicht in Streit verfallen.", schlug ich mit einem Lächeln vor.

Wir unterhielten uns stundenlang über alte Geschichten und darüber, wie sich das Leben von uns drei verändert hat, was wir bisher alles erreicht haben und was für Pläne wir noch so in unserem Kopf hatten.
"Du singst also gerne?", fragte Dag mich mit einer hochgezogenen Augenbraue.
"Ja, gerne aber nicht gut. Wir haben in der Schule einen Musikkurs und zweimal im Jahr einen Auftritt, wo wir unsere Lieblingslieder vor Publikum präsentieren können. Das macht immer sehr viel Spaß."
"Vielleicht hast du ja mal Lust uns im Studio zu besuchen, dann können wir uns gemeinsam mal deine Stimme anhören.", meinte Vincent mit einem Lächeln.
"Oh nein, das muss wirklich nicht sein. Ich bin wirklich nicht gut.", redete ich mich schnell raus und schüttelte schnell den Kopf.
"Das kann ja jeder sagen. Ausprobieren kostet doch nichts, oder?"
Schmollend nickte ich leicht und ließ mich schließlich zu diesem Vorschlag überreden - wenn es sie denn glücklich machte.
"Sag mal Dag, du erzähltest etwas von Parkour. Machst du das immer noch aktiv?", fragte ich ihn interessiert, um schnell das Thema zu wechseln.
"Wenn die Zeit da ist, bin ich eigentlich immer unterwegs mit ein paar Jungs. Magst du mal zusehen?", fragte er, so als könnte er meine Gedanken lesen.
"Oh ja, sehr gerne sogar. Sag mir wann und wo und ich werde versuchen da zu sein.", sagte ich mit strahlenden Augen.
"Du hast Glück, tatsächlich treffe ich mich in zwei Stunden mit Leuten aus Hamburg, die ebenfalls Parkour machen. Ich nehme dich gerne mit."
Freudestrahlend klatschte ich einmal in die Hände und war mit einem mal wieder total aufgeregt.

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