Kapitel 88 - Dinge, die ich nicht sehen will

237 10 0
                                    

Die Verabschiedung meiner Freundinnen fiel mir schwerer, als gedacht. Jetzt hieß es wieder, dass ich alleine war, ohne jegliche Freundinnen. Nicht falsch verstehen, die derzeitige Lage war besser, als am Anfang, ich hatte jetzt nicht nur Dag als Freund, sondern auch Vincent war wieder ein Teil von meinem Leben. Und auf meiner Arbeit hatte ich auch eine tolle, neue Freundin gefunden.
Aber niemand konnte Jana und Franzi und unsere Dynamik ersetzen.
Seufzend verabschiedete ich mich von beiden und hielt sie länger im Arm, als gedacht.
Mit ihrem kleinen, silbernen Opel fuhren sie dann vom Hof und ließen Berlin und somit mich wieder hinter sich.
"Sooo, dann wäre dieses Wochenende auch schon wieder vorbei.", meinte Dag und legte einen Arm um meine Schulter. "Heißt wir beide rocken wieder alleine die City.", fügte er noch mit einem Grinsen hinzu.
"Sieht wohl so aus.", murmelte ich und lehnte meinen Kopf gegen ihn. "Sie fehlen mir jetzt schon."
"Ach komm, wir hatten doch vorher auch ne schöne Zeit zusammen. Und jetzt da du und Vincent wieder zusammen seid, können wir auch schön wieder Dinge zu dritt machen."
"Moment mal, wer hat denn gesagt, dass wir wieder zusammen sind?", fragte ich ihn skeptisch.
"Naja ich dachte, dadurch das ihr euch ausgesprochen habt... naja ...", stammelte Dag vor sich her und löste sich von mir, um mich ansehen zu können.
"Wir sind nicht zusammen. Eigentlich habe ich jetzt nur endlich das große Geheimnis um die Trennung von Maja erfahren."
"Also war's das jetzt?"
"Äh nein, also ja... also sagen wir einfach, dass der Weg zu einer erneuten Beziehung nicht mehr wirklich was im Wege steht...", nuschelte ich und boxte ihn leicht gegen die Schulter. "Manno, frag mich doch sowas nicht. Du weißt doch, dass mich das verunsichert!"
Mit einem lauten Lacher fuhr der Berliner sich über den Oberarm und führte mich wieder rein in 'unsere' Wohnung.

1 Woche später

"So ein Mist!" Fluchend knallte ich die Tür zu meinem Auto zu und marschierte geradewegs zu meiner Arbeitsstelle. Es war einer dieser Tage, an dem einfach alles schief lief. Morgens fing es damit an, das wir plötzlich kein Warmwasser mehr hatten, sodass ich unter einer eiskalten Dusche stand. Dann war die Milch alle, sodass ich mein Müsli nicht zu mir nehmen konnte, das einzige was wir im Haushalt noch hatten. Als ich mich dann auf den Weg machen wollte, den Einkauf zu erledigen, fiel mir auf, dass ich meine Handtasche gestern Abend in der Bar liegen gelassen hatte - also musste ich noch einmal dort einen Zwischenstopp einlegen. Ich war genervt bis zum geht nicht mehr.
Dag bekam von alle dem nichts mit, da er seit gestern Abend nicht Zuhause war. Angeblich war er bei einem Freund - ich fragte aber auch nicht weiter nach.
Vielleicht war es aber auch ganz gut, dass er nicht Vorort war - er hätte sonst all meinen Ärger abbekommen.
Da ich noch vor dem Mittagsgeschäft die Bar betrat, war es relativ leer hier. Lediglich eine handvoll Menschen hatten sich hierher verirrt - in zwei Stunden würde es hier definitiv anders aussehen.
Ich ging auf direktem Weg an der Bar vorbei, die Treppen hinunter in den Kellerbereich, wo die Spinte der Mitarbeiter sich hinter einer verschlossenen Tür befanden.
Schwungvoll öffnete ich die Tür, zumindest war dies mein Plan, den irgendetwas schien die Tür zu blockieren, sodass sie mir entgegen sprang.
"Hallo?", fragte ich verwirrt und öffnete sie nun etwas langsamer.
Ich lugte um die Ecke und erblicke eine halbnackte Caro, die ihren Oberkörper mit einer Bluse zu bedecken versuchte. Was ich eigentlich aber viel schlimmer fand, war die Tatsache mit welcher Person sie sich hier unten rumtrieb.
"Das ist nicht euer Ernst!"

Fassungslos schloss ich die Tür wieder und stapfte die Stufen zurück nach oben.
"Fiona, hey warte doch mal kurz."
Dag packte mich am Handgelenk und brachte mich so zum Stehen.
"Ist das dein Ernst, Dag? Mit meiner Arbeitskollegin und neuen Freundin? Auf meiner Arbeitsstelle? In dem Raum, wo ich meine Sachen aufbewahre? Sag mal spinnst du total?", fragte ich ihn aufgebracht.
Dag legte mir einen Finger auf die Lippen und zog mich in eine Ecke, damit nicht jeder unsere Unterhaltung mitbekam.
"Es tut mir leid, okay? So solltest du das ganz sicher nicht erfahren!", beteuerte er.
"Ach wie schön. Wie lange geht denn das mit euch beiden schon hinter meinem Rücken?"
"Noch nicht so lange, vielleicht zwei, drei Wochen oder so... wir haben uns durch Zufall hier getroffen und kamen ins Gespräch. Und dann führte eins zum anderen.", erklärte er sich.
"Na wunderbar.", sagte ich mit einem Augen rollen.
"Sei nicht böse, ja? Caro trifft da keine Schuld. Ich wollte noch warten, bevor wir es dir sagen. Ich weiß ja selbst noch nicht, wohin das führen wird. Gerade fühlt es sich nur einfach gut an."
"Dag, es gibt Dinge, die will ich gar nicht so genau wissen und sehen. Ich hatte nur gedacht, du hättest in soweit Vertrauen zu mir, das du einfach gleich ehrlich zu mir bist. Als wenn ich etwas dagegen hätte oder mich nicht für dich bzw euch freuen würde.", sagte ich und ließ dabei ein Seufzen aus meiner Kehle erklingen.
"Tut mir Leid." Dag sah mich wie ein reudiges Hündchen an, mit seinen blau-grünen Kulleraugen.
Hinter uns erschien Caro, vollkommen außer Atem und sichtlich peinlich berührt. In ihren Händen hielt sie meine Handtasche.
Ich griff an Dag vorbei nach der Tasche und warf sie mir übe die Schulter.
"Ich fahre jetzt einkaufen. Wir sehen uns später ... oder auch nicht.", sagte ich mit einem kurzen Blick zu Caro.
Dann verließ ich die Bar und fuhr mit dem Auto davon.

Ich ließ das Einkaufen sausen und fuhr stattdessen zum Studio von Vincent und Dag. Ich brauchte gerade jemanden, mit dem ich reden konnte. Ich wollte nicht falsch verstanden werden - Dag konnte machen was er wollte und vor allem auch mit wem. Es störte mich nur, dass er es vor mir verheimlicht hatte, so als könnte er mir nicht vertrauen und ich es stattdessen so erfahren musste. Das tat einfach gerade verdammt weh.
Mein rotes Auto hielt vor dem Studio, doch ich blieb in ihm sitzen, da mir auffiel, dass nirgends Vincents Auto oder neuerdings auch sein Motorrad zu finden war - ich sagte ja, heute lief einfach nichts gut. Also entschloss ich mich direkt zu ihm nach Hause zu fahren, vielleicht hatte ich dort ja Glück.
Die Straßen in Berlin waren voller denn je, ich hasste es einfach hier Auto zu fahren und benutzte es wirklich nur für einen größeren Einkauf oder wenn es nicht anders ging. Ich erwischte eine rote Ampel nach der anderen und war kurz davor umzudrehen, als ich endlich in Vincents Straße einbog und auch gleich einen Parkplatz ergattern konnte. Ich ließ den Gurt aus seinem Verschluss klicken und griff auf den Rücksitz nach meiner Handtasche, da bemerkte ich hinter mir eine bekannte Person.
"Verflucht was will die denn hier?"

Millionen Liebeslieder Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ