Kapitel 58 - 110

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Ich folgte Stefan in die kleine Art vo Cafeteria, wo sich die Getränke und das Essen befand. Ich goss etwas Kaffee in eine Tasse und legte noch ein paar Kekse in eine Schale, ehe ich mich dann auf den Weg machte, zu Vincent seinem Zimmer. Er würde bestimmt große Augen machen, wenn er mich sehen wird. Und sein strahlendes Lächeln würde wieder so ansteckend auf mich wirken, das ich gar nicht anders konnte, als ebenfalls zu lächeln. Der Gedanke an ihn, bescherte mir jedes Mal aufs Neue ein so angenehmes und warmes Gefühl in meinem Brustbereich. Ich hatte solch ein Glück, ihn an meiner Seite zu haben und dafür war ich jeden Tag aufs Neue dankbar.
Mit einem breiten Grinsen fand ich endlich die Tür und betätigte die Türklinke mit meinem Ellenbogen.
„Zimmerservice.“, kicherte ich und wandte mich dann dem Raum zu.
*Klirr*
Der noch zuvor befüllte Kaffeebecher fiel zu Boden und verteilte seinen Inhalt quer über den Teppich. Dort hinein landeten die Kekse, die gemeinsam mit der Schüssel ebenfalls zu Boden fiel. Das Glas zersprang in winzig kleine Teile. Genauso wie mein Herz, als ich das Bild sah, welches sich vor meinen Augen abspielte:
Vincent stand mit dem Rücken zur Wand, während vor ihm Maja auf Zehenspitzen stand und ihre kirschroten Lippen auf seinen Mund legte. Hätte er sie sofort weggestoßen, hätte ich das als einen Versuch ihrerseits angesehen, den er sofort unterband und es wäre nicht so schmerzhaft gewesen. Aber er regte sich kein bisschen. Er stand da, die Augen geschlossen und tat nichts.
Ich konnte mich nicht bewegen, obwohl ich wegrennen wollte. Und gleichzeitig wollte ich schreien. Ich wollte den Schmerz hinaus schreien, der sich immer weiter durch meine Brust zog. Es war das Gefühl von tausend Messerstichen, die sich einen Weg zu meinem Herzen bohrten.
Das zuvor warme Gefühl in mir, wurde wie aus dem Nichts ausgelöscht. Da war nur noch Schmerz.
Konnte mich bitte jemand wecken und sagen, dass das ein Traum war? Dass ich gerade nicht mitbekam, wie mein Freund seine Ex küsste und das obwohl er mir sooft gesagt hatte, ich könne ihm vertrauen?
„Hey Fiona! Hab ich dich gefunden. Die Mädels haben mir gerade erzählt, dass du hier bist.“ Dag schrie über den ganzen Flur, als er mich erblickte. Und dies führte dazu, dass die Turteltauben sich voneinander lösten. Während Maja mir ein siegessicheres Lächeln zuwarf, war Vincent drauf und dran sich zu erklären. Doch stattdessen, knallte ich die Tür zu und rannte über den Flur, direkt an Dag vorbei. Ich musste hier raus. Ich musste ganz weit weg von diesem Schmerz.

Die kühle Luft raubte mir noch mehr den Atem. Ich taumelte an der Wand entlang und suchte mir einen Platz, wo ich ungestört wieder zu mir finden konnte. Mein Herz raste wie verrückt und tat gleichzeitig so weh. Ich bekam keine Luft mehr, konnte nicht in Worte fassen, was gerade in mir vorging. Ich war enttäuscht und doch fühlte ich mich… bestärkt in meiner Angst die ich hatte. Sie war begründet und ich war so naiv, dass nicht gesehen zu haben. Ich wollte das alles nicht glauben und wahrhaben, aber jetzt hatte ich es mit meinen eigenen Augen gesehen. Zwischen Maja und Vincent bestand noch eine Verbindung. Ihre gemeinsame Zeit auf Tour hatte diese Verbindung wieder aufleben lassen.
Ich ließ mich an der Steinmauer langsam hinunter gleiten, während jetzt endlich die ersten Tränen meine Wange entlang liefen. Und das Schlimme war, ich konnte einfach nicht aufhören damit. Ich weinte bitterliche Tränen, umschlang meinen Körper mit meinen Armen und irgendwann schrie ich den Schmerz einfach so hinaus. Warum passierte mir so etwas schon wieder? Warum konnte man(n) mich nicht einfach nur bedingungslos lieben? War ich es etwa nicht wert? War ich so eine schwierige Persönlichkeit, dass es niemand mit mir aushalten konnte auf einer Beziehungsebene? Und warum suchte ich die Fehler jetzt bei mir? Vincent war derjenige, der Scheiße gebaut hat. Er war derjenige, der mein Vertrauen missbrauchte. Ich habe nichts getan.

„Hab ich dich endlich gefunden.“ Vollkommen außer Atem stand Vincent plötzlich vor mir. Sein Kopf war rot vom Laufen geworden und kleine Schweißperlen hatten sich an seinen Schläfen gebildet.
„Ich kann das erklären, bitte.“ Er hockte sich zu mir herunter, doch ich ging sofort auf Abstand und erhob mich vom kalten Steinboden.
„Es ging von ihr aus. Glaub mir, ich wollte das nicht.“
„Das habe ich gesehen, wie du es nicht wolltest. Wie du die Augen geschlossen hast und einfach stehen geblieben bist. Wie selbst das Zerspringen des Geschirrs dich nicht daran gehindert hat, sich von ihr zu lösen. Ich habe es gesehen. Und ich brauche mir nicht deine dämlichen Ausreden anhören.“ Erstaunlicherweise blieb ich beim Reden ziemlich ruhig, obwohl es im Inneren ganz anders aussah.
„Ich … das hast du falsch interpretiert. Ich würde dir doch nie mit Absicht weh tun.“
„Aber das hast du Vincent Stein! Und wär ich nicht da gewesen, wer weiß was du noch alles mit ihr hättest angestellt.“
„Bist du verrückt? Was willst du mir da gerade unterstellen?“, fragte er mich und in seiner Stimme erklang der Hauch von Verletzlichkeit.
„Komm mir nicht so. Stell mich nicht als die Böse da. DU hast eine andere geküsst! DU hast mit meinen Gefühlen gespielt! DU hast das hier kaputt gemacht!“ Jetzt konnte ich nicht mehr an mich halten und fing an zu weinen.
„Fiona, bitte hör mir doch zu. Das hat mir nichts bedeutet. Es war .. ja, es war ein Moment der Schwäche, den ich zutiefst bereue. Bitte lass uns darüber in Ruhe reden.“
Ich senkte meinen Blick und wischte mir mit meiner Handfläche die Tränen weg, doch es kamen wie zuvor auch, immer wieder neue dazu. Schniefend atmete ich tief ein und wieder aus und legte dann den Kopf in den Nacken.
„Du kanntest meine Ängste. Du kanntest meine Vorgeschichte. Du wusstest, was ich von Maja halte. Und du hast das alles mit Füßen getreten.“
Vincent sah mich panisch an und trat einen Schritt näher an mich heran. „Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich wollte dir niemals absichtlich weh tun. Fiona bitte, lass es mich wieder gut machen. Ich will dich nicht verlieren.“

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