Kapitel 30 - Bandprobe und alles andere was noch dazu gehört

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Bevor ich zurück nach Hause fuhr, durfte ich den Jungs noch einmal bei ihrer Probe zusehen, die sie, laut ihren eigenen Aussagen, immer hatten, bevor sie eine Tour starteten. Gegen zehn Uhr morgens trafen wir uns allesamt vorm Studio, in welchem bereits alle benötigten Instrumente und Kabellagen bereit lagen.
Ich kam mir ein wenig merkwürdig vor, so als einzige Frau dabei zu sein, die dann nicht einmal wirklich eine tragende Rolle hatte. Es wirkte eher wie ein Groupie, die ein Meet & Greet gewonnen hatte und nun ihre Lieblingsband beim Proben zusehen durfte.
"Wenn du magst, kannst du ein paar Sequenzen filmen, für unsere Insta Story.", sagte Vincent und überreichte mir sein Handy.
"Oha da ist der erste Vertrauensbeweis! Er gibt dir sein Handy.", lachte Dag und zwinkerte mir frech zu.
"Ach du bist doof.", sagte ich und nahm das Handy von Vincent entgegen. Er entsperrte es mir noch und dann gingen alle auf ihre Plätze, um mit ihrem ersten Durchgang starten zu können.
Zwischendurch filmte ich die Band immer mal wieder und sendete dies sogleich in die Story auf Instagram. Sofort erhielt der Account dutzende Direktnachrichten, die einfach nicht weniger werden wollten.
"Ihr seid ja ganz schön beliebt.", scherzte ich in einer der Pausen und gab Vincent sein Handy wieder.
"Du solltest mal sehen, wenn sie uns nach dem Konzert auflauern.", lachte er.
"Das habe ich, und es war ganz schlimm.", sagte ich und erinnerte mich an das Jubiläumskonzert, bei dem ich umgerannt wurde, als die beiden Jungs die Bildfläche betraten.

Nach drei Stunden Probe, beschlossen wir als Gruppe uns etwas zu Essen zu bestellen. Phil und Thilo hatten sich dazu bereit erklärt das Essen zu holen, da der nächste Lieferservice zu weit weg war und die kleine Pizzeria um die Ecke es auch tat.
Während des Wartens, alberten Dag und Vincent ein wenig miteinander herum, in dem sie sich gegenseitig dämliche Grimassen zeigten oder so taten, als würden sie sich prügeln.
Dag hatte Vincent im Schwitzkasten und rubelte mit seiner Faust über seinen Kopf, während der jüngere von beiden um Gnade winselte.
"Ich geb auf!", rief er lachend.
"Na da hast du dir aber keinen allzu starken Mann gesucht.", meinte Raphael mir gegenüber.
Ein wenig irritiert blickte ich ihn an und warf dann einen Blick zu Vince, der nur unschuldig mit den Schultern zuckte.
"Anscheinend hat das Gespräch nicht nur mit Dag stattgefunden.", nuschelte ich leise vor mich her.
Vincent erhob sich von seinem Platz und setzte sich neben mich.
"Als ich erzählt habe, dass du uns begleitest bei der Tour, konnten sich die meisten schon denken warum. Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel."
"Quatsch, warum sollte ich?!", fragte ich ihn lächelnd.
Erleichtert atmete er aus und hauchte mir einen kurzen und dennoch liebevollen Kuss auf die Stirn.
Nach einer halben Stunde kamen die beiden mit dem Essen wieder und in gemütlicher Runde aßen wir dann alle zusammen unsere Pizzen. Dabei wurden Geschichten von vergangenen Auftritten erzählt, sowie die Verkündung der riesen Vorfreude über die bevorstehende Tour.
Es war ein wirklich nettes miteinander und ich konnte mir gut vorstellen mit den Jungs auf Tour zu gehen - das würde nämlich eine Menge an Spaß bedeuten.

"So wie siehts aus, geht noch eine Runde?" Vincent sah seine Freunde abwartend an und nachdem keiner einen Widerspruch einlegte, starteten die Jungs ihre letzte Probe, bevor sie Feierabend machten.
"Das wird so geil." Nachdem die Band gegangen war, lag Dag auf dem Boden und starrte mit einem Grinsen die Wand an.
"Ihr werdet das auf jeden Fall rocken.", sagte ich lächelnd und nahm neben Dag auf dem Boden Platz.
Vincent saß an seinem Schreibtisch und gönnte sich keine Pause, sondern bastelte noch ein wenig an irgendwelchen Beats herum.
"He Arbeitstier, glaubst du nicht, du hast heute genug getan?", fragte sein bester Freund ihn und fügte noch hinzu: "Ich glaube, du hast etwas viel besseres noch heute vor dir." Mit einem Zwinkern sah er nun zu mir und ich konnte nicht anders, als mit den Augen zu rollen.
"Bringst du jetzt andauernd solche klügen Sprüche?", fragte ich ihn.
"Vielleicht nicht immer."
Ich boxte ihn leicht in die Seite und sah ihn dabei gespielt böse an.
"Okay, okay. Ich versuche es zu unterlassen."
Wieder boxte ich ihn.
"Aua, ja okay, ich lasse es ganz sein!"
Zufrieden nickte ich und sah hinüber zu Vince, der von dieser Situation eben nichts mitbekam. Die Arbeit hatte ihn wieder einmal komplett in ihren Bann gezogen.
Seufzend stand ich auf und ging zu ihm hinüber, wobei ich von hinten meine Arme um seinen Hals legte.
"Hast du mich erschreckt.", sagte er und drehte seinen Kopf etwas zur Seite, um mich ansehen zu können.
"Wie lange brauchst du noch?", fragte ich ihn.
"Das könnte noch etwas dauern. Wenn du magst, kannst du ja schon einmal zu mir fahren."
Langsam löste ich mich wieder von ihm und seufzte erneut auf.
"Na gut..."
Dag schien die Situation beobachtet zu haben, denn er ging geradewegs auf uns zu und schaltete den Bildschirm des PC's aus.
"Komm Dickerchen, mach wann anders weiter. Fiona muss morgen wieder abreisen. Macht euch noch nen schönen Restabend.", schlug er lächelnd vor.
Vincent sah seinen Kumpel an und wandte sich dann mir und meinem traurigen Ausdruck zu, den ich nicht so gut vor ihm verstecken konnte.
Schließlich nickte er und speicherte die letzten Datein ab, ehe er dann mit uns beiden das Studio verließ.

Nachdem wir Dag zuhause abgesetzt hatten, fuhren Vincent und ich zu seiner Wohnung.
Wir saßen bei einem Glas Wein auf seiner Dachterasse, wobei ich mich dabei eng an ihn gekuschelt hatte.
"Ich bin wirklich gespannt, wie das Tourleben so sein wird. Danke noch einmal, dass ich mitkommen darf."
"Dafür doch nicht. Ich hoffe, es wird dir gefallen.", sagte er und hauchte mir einen Kuss auf mein Haar.
"Es wird merkwürdig sein, jetzt die nächsten zwei Wochen ohne dich zu sein...", gab ich leise zu.
"Mir wird es nicht anders ergehen. Aber ehe du dich versiehst, halte ich dich wieder in meinen Armen."
Diese Vorstellung zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen und brachten mich dazu ihn sanft zu küssen, was er liebevoll und zärtlich erwiderte, während der Vollmond im Hintergrund in seiner vollsten Pracht leuchtete.

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